Rezension zu "Sing When You're Winning" von Colin Irwin
Dieses Werk vorzustellen, ist mir eine Herzensangelegenheit. Colin Irwin wollte eigentlich ein Buch über Fangesänge schreiben, verfasste aber letztlich eine umfassende Studie über die britische Fankultur. Und selbst wenn Irwin nicht jedem Anachronismus hinterher hechelt und sich durchaus objektiv auch mit den Vorteilen des „Modernen Fußballs“ auseinandersetzt, ist es eine schonungslose Abrechnung mit der Entwicklung seit dem Taylor-Report geworden. Und dennoch ist Englands Fußball, der in den 70er und 80er Jahren in Kontinentaleuropa zum Mythos wurde, noch nicht verloren. Denn sein Herz schlägt nach wie vor in den unteren Spielklassen. Bei Stockport County, dem Woking FC oder dem FC United of Manchester, jenem Verein, der von Fans der “Reds” aus Protest gegen die feindliche Übernahme durch Malcolm Glazer gegründet wurde. Wenn man dieses Buch erstmal angefangen hat, legt man es nicht mehr weg. Und spürt während des Lesens ein unstillbares Fernweh, das man wenigstens durch Youtube ersatzweise befriedigen kann. Was dieses Buch schafft, gibt es nur ganz selten, und das einzige Manko – die manchmal holprige Übersetzung – fällt auch nicht wirklich ins Gewicht. Mit 13,90 Euro für 310 Seiten ist die Angelegenheit zudem auch richtig günstig. Ich vergebe felsenfeste 5 Sterne und schließe mit einem Satz von Seite 167 eines Fans des FC United of Manchester: „Dies ist doch, worum es beim Fußball eigentlich geht. Ein paar Biere vor dem Spiel, ein paar Witze mit den Jungs, kurz mit den Spielern ein Wort wechseln und dann nahe genug am Spielfeld sein, damit der Schieri auch hört, wenn du ihn einen Wichser nennst. Viel besser als der ganze alte Scheiß im Old Trafford“.