"Green Hall" von Colleen Bennet erschien (TB) im R.G. Fischer Verlag, Frankfurt, 2018.
Die Geschichte wie auch der Buchtitel sprach mich durchaus an; ebenso die Idee zum Buch, der Inhalt jedoch konnte mich leider sehr wenig überzeugen.
Inhalt:
"England 2015 - beruflich verschlägt es die junge Innenarchitektin Amely nach Green Hall, dem früheren Stammsitz der Beaumonts. Das Adelsgeschlecht ist ausgestorben und das Herrenhaus stand jahrzehntelang leer. Nun wird Green Hall durch einen neuen Besitzer wieder zum Leben erweckt. Das Herrenhaus umgibt jedoch ein ungelöstes Geheimnis, welches die Menschen der Grafschaft nicht vergessen haben. Als überzeugte Städterin gerät Amely in das beschauliche Dorfleben von Woodbridge und trifft die Liebe ihres Lebens. Amelys leidenschaftliche Gefühle und die realen Umstände ziehen sie in einen emotionalen Strudel. Ohne es zu wollen, verstrickt sie sich in das Geheimnis von Green Hall und das Schicksal seiner ehemaligen Bewohner."
(Quelle: Buchjournal/Verlagstext)
Meine Meinung:
Nach ihrer Ankunft inspiziert Amely Woodwick im Auftrag ihres Chefs das alte Herrenhaus Green Hall, das 60 Jahre leer stand. Der erste Hinweis darauf, dass sich etwas Geheimnisvolles, bis heute nicht Aufgeklärtes zu Beginn des 20. Jahrhunderts ereignete, erfährt der Leser durch den alten Postboten Holmes Little, der von der geplatzten Hochzeit im Jahre 1912 erzählt, bei der die Braut spurlos verschwand und der Pfarrer aus dem Fenster stürzte, was er nicht überlebte... War er zuvor bei der Braut, Lady Emeline, wie eine Zofe es behauptet hatte?
Die Hauptprotagonistinnen sind zum einen in der Gegenwart Amely - wie auch der Besitzer von Green Hall, der sich zwecks Veränderungen der Innenausstattung eng mit ihr absprechen wird, Merrick True-May, dessen unwiderstehlichem Aussehen Amely schon sehr bald verfallen wird. Zum anderen lernen wir Familie Eltringham kennen; wobei Lady Margaret bei der Geburt ihrer Tochter Emeline starb und der Earl, Milton Eltringham, seine zweite Frau - Meghan - ehelichte, die von zweifelhafter Herkunft war... Letztere ist dem Leser wie auch ihr Sprößling zutiefst zuwider, da sie sehr herablassend mit dem Personal verfährt; regelrecht boshaft zu nennen ist. Daher war die verstorbene erste Frau des Earl sehr beliebt im Dorf - wie auch ihre Tochter Emeline... Um das Schicksal dieser Frau geht es hauptsächlich in diesem Roman, der leider sehr viele Interpunktionsfehler wie auch sprachliche Schnitzer aufweist, die ich in dieser Art noch in keinem Roman las (als Beispiel: "dieser... oder jener war schwer am Schuften; .... schwer beschäftigt"). Letzteres zähle ich zur Umgangssprache, hat jedoch in einem literarisch anspruchsvollen Text nichts zu suchen.
Es werden Stereotype bedient, der Roman enthält Längen und sehr viele sich wiederholende Redensarten und Ausdrücke, die mich ziemlich nervten: Wie bereits angedeutet, ist Mr. True May sehr gutaussehend und Amely, die junge Innenarchitektin, schwankt nun emotional sehr zwischen jener Anziehungskraft, die von ihm ausgeht ("er roch wieder so betörend") und der Rückkehr in ihr städtisches Leben, das sich sehr von jenem in Woodbridge unterscheidet. Es beginnt ein fast unerträgliches Katz- und Mausspiel, das jeden Keim von Romantik für mich leider erstickte. Die ständigen Wiederholungen und Verklärungen taten dabei ihr Übriges: Feministischen LeserInnen kann ich "Green Hall" daher überhaupt nicht empfehlen.
Ein Lichtblick waren die Zwillinge der Pension, in der Amely eine Bleibe während der Arbeit in Green Hall fand: Ben und Jason sind auf ihre natürliche, kindliche Art und ihre Abenteuerlust dem Geheimnis des alten Haues auf der Spur, als sie einen alten gemauerten Gang entdecken, in dem sie einen alten Brautschleier sowie einen zierlichen Schuh finden...
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, wobei mir die Vergangenheit etwas besser gefiel, da sie zeitweise an "Downton Abbey" erinnert; die Person des Butlers mit Mr. Carsen Ähnlichkeit aufweist und auch die Hausdame Ms. Watson dem weiblichen Pendant gleichnamiger BBC-Produktion gleicht.
Fazit:
Leider konnte mich der Roman weder in stilistischer Hinsicht noch vom Inhalt her überzeugen: Durch sprachliche "Schnitzer", viele Interpunktionsfehler, einer verklärten und aktuell nicht mehr tragbaren Sichtweise auf weibliche Gefühle (wobei die Autorin sicher Romantik erzeugen wollte, was m.E. jedoch leider durch Übertreibungen völlig schiefging) und sehr mäßiger Spannung wie auch Vorhersehbarkeit kann ich "Green Hall" nicht empfehlen und nur 2,5 Sterne vergeben.