Cover des Buches Underground Railroad (ISBN: 9783446256552)
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Rezension zu Underground Railroad von Colson Whitehead

Potenzieller Roman-Klassiker mit einigen historischen Ungereimtheiten

von SteffiSteff vor 6 Jahren

Rezension

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SteffiSteffvor 6 Jahren

Worum geht’s:

Cora ist eine Sklavenarbeiterin auf einer Baumwollplantage in Georgia. Ihre Mutter hat sie schon früh auf der Farm zurückgelassen um in die Freiheit zu fliehen. Von da an muss sich Cora allein durchschlagen bis sie sich selbst dazu entschließt mit einem anderen Sklavenarbeiter die Flucht zu ergreifen. Damit beginnt eine gefährliche Reise durch die Staaten Amerikas, auf welcher die junge Cora Hilfe von der Underground Railroad bekommt.

Meine Meinung:

Betrachtet man den Roman gelöst vom historischen Hintergrund ist es eine spannende Geschichte über die Flucht einer jungen Frau und dem Wunsch nach Freiheit. Auf dem gefährlichen Weg dorthin gerät sie jedoch in immer noch ausweglosere Situationen und man zweifelt bald daran ob Cora je frei sein wird oder ob es sowas wie Freiheit unter den herrschenden Umständen überhaupt geben kann. Dabei begegnet der Leser mit Cora den verschiedensten Gestalten; Helfern, Mitleidenden, Verfolgern und sonstigen Feinden. Jedoch lassen sich (anders als bei manch anderen Geschichten über die Sklaverei) nicht alle Personen so einfach in gut und schlecht einteilen. Nicht alle Fluchthelfer werden als Heilige dargestellt und auch ehemalige Sklaven können aalglatt auf ihre eigenen Vorteile bedacht sein. Und so steckt auch hinter den Sklavenfängern eine eigene Geschichte. Das machte für mich das Lesen umso spannender, da nicht alles nur Schwarz oder Weiß war und auch einige interessante Wendungen vorkamen.

Ich hatte das Buch wirklich schnell durchgelesen, da der Text sehr flüssig geschrieben ist und weil ich wissen wollte wo es Cora als nächstes hin verschlägt. Es war wirklich Interessant zu erfahren, in welchen Facetten die Sklaverei und die Verfolgung der Afroamerikanischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten stattgefunden hat. Umso enttäuschter war ich als ich erfuhr, dass der Roman keineswegs nur auf historischen Tatsachen beruht. So nimmt Colson Whitehead die Underground Railroad allzu wörtlich und macht aus ihr eine tatsächliche unterirdische Eisenbahn. In Wirklichkeit war die Underground Railroad ein Netzwerk aus Sklavengegnern, das Anfang bis Mitte des 19ten Jahrhunderts Sklaven half in den Norden zu fliehen, jedoch keineswegs ein echtes Eisenbahnnetzwerk gebaut hat.

Fazit:

Alles in allem erzählt Colson Whitehead eine spannende aber auch brutale Geschichte über die Verfolgung der afroamerikanischen Bevölkerung, die durchaus den Zahn der Zeit trifft. Die Sklaverei gehört zwar der Geschichte der Vergangenheit an, doch unter dem Motto ‘black lives matter‘ ist das Thema auch heute noch aktuell. Gerade deshalb ist es schade, dass es Colson mit der historischen Genauigkeit nicht so genau nimmt. Ich hätte mir am Ende eine Erläuterung des Autors gewünscht welche Teile auf realen Gegebenheiten basieren und welche reine Fiktion sind. Trotzdem hat mich das Buch sehr beeindruckt und auch trotz der historischen Ungenauigkeit hat es meiner Meinung nach Potential für einen (Schulbuch-) Klassiker.

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