Rezension zu "Die Jahre des schwarzen Todes" von Connie Willis
Zeitreise ins 14. Jahrhundert; einfühlsam charakterisierte Personen und Beschreibung ihres Verhaltens während der Pest-Epidemie im späten Mittelalter und während einer „gleichzeitigen“ Virus-Epidemie im 21. Jahrhundert.
Abgesehen von der Möglichkeit zur Zeitreise und wenigen weiteren Ausnahmen schildert der Roman eine Welt in der Mitte des 21. Jahrhunderts auf dem technischen Stand der frühen 1990er Jahre. So hat zum Beispiel die Autorin nicht die Verbreitung von Mobiltelefonen angenommen, sondern macht die schwierige Erreichbarkeit von Personen per Festnetztelefonie zu einem wiederholten Thema in den 2050er Jahren. Der Roman spielt im englischen Oxford und die amerikanische Autorin hat merkbar Vergnügen daran, ein humoristisches Bild eines schrulligen, bürokratischen Englands zu zeichnen.
Eine junge Zeitreisend landet irrtümlich im 14. Jahrhundert zu der Zeit als sich in England die Pest ausbreitet. Da „gleichzeitig“ in Oxford eine Virus-Epidemie ausbricht, ist es ungewiss, ob und wie die Zeitreisende zurückgeholt werden kann. Die besondere Qualität des Romans liegt in der detaillierten Schilderung des mittelalterlichen Englands und vor allem in der berührenden, liebevollen Zeichnung der Personen in diesen widrigen Verhältnissen.
Die Jahre des Schwarzen Todes wurden 1993 mit dem Locus Award, dem Nebula Award und dem Premio Italia ausgezeichnet. Der Roman ist das erste Buch im Oxford-Zeitreise-Zyklus. Insgesamt erhielt Connie Willis für ihre Werke je elfmal den Hugo und den Locus Award und achtmal den Nebula Award.