Rezension zu "Ein Vorgeschmack auf den Himmel" von Conny Niesen
Ein Vorgeschmack auf den Himmel? Da bin ich gespannt.
Ist es ein Erlebnisbericht über eine Nahtoderfahrung oder eine theoretische Ausführung?
Blättern wir einmal hinein!
Redaktioneller Hinweis: Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Cover
Der Himmel! Wolkenverhangen. Grün im Vordergrund. So deutet sich die Verbindung an zwischen Erde und Himmel. Das Cover lässt Interpretationsspielraum wie das ganze Thema.
Inhalt und Aufteilung des Buches
Warum sich die Autorin mit dem Thema ‚Nahtod‘ beschäftigt ist sehr schön herausgearbeitet. Es ist ein wichtiges und ergreifendes Kapitel, dass auch ihre eigene Aufarbeitung mit Schicksalschlägen, wie beispielsweise zweier Fehlgeburten enthält. Die Aussage zu Kraftplätzen, Lichterscheinungen oder der Silberschnur hätte mit Hintergrundwissen beleuchtet werden können, doch an keiner Stelle bleibt der Leser im Regen stehen. Viele interessante Verweise auf Bücher anderer Autoren und kurze Ausflüge in deren Erkenntnisse bereichern das Buch.
Dargeboten werden viele Berichte und auch eigene Erfahrungen, wobei gerade diese aufzeigen, dass dieses Thema viel Freiraum lässt. Trotzdem stellt sich auch die Frage, ab wann kann und sollte von einem Zeichen gesprochen werden?
Ein Lichtstrahl, der sich in einen Raum tastet, hat sicherlich etwas „Besonderes“ an sich: nämlich die Wirkung auf den Betrachter. Aber dieses besondere Erlebnis dem Leser zu vermitteln gelingt nicht. Das spielen als Kind mit einem Schutzengel, Spatzen als Zeichen aus dem Jenseits oder gar die Aussage, dass eine Seele in ein Tier schlüpft mit der Aussage wenig später, dass auch Tiere eine Seele haben, führen zu Fragen, was mit der Seele während dieser ‚Übernahme‘ geschieht, die ungeklärt bleiben und ebenso wie die, ich zitiere: ‚Verpuffung, wenn eine Seele versuche, sich zu materialisieren‘, lassen den Leser dieses Kapitels eher an der Aussagekraft zum Thema zweifeln.
Dies betrifft auch das kurze Statement zum Thema Silberschnur, die den physischen Körper und den astralen Körper verbindet. Diese lockere sich, sodass ältere Menschen sehr viel schlafen! Ab Seite 73, dem Kapitel über ‚Entscheidung zwischen Leben und Tod‘ wird weniger von dem Vorgeschmack auf den Himmel berichtet als vielmehr von Spontanheilungen, Träumen und der Deutung knarrender Holzböden und Fernheilungen. Darauf folgen als Themen Karma, Reinkarnation und die Aufgabe des Hundes der Autorin.
Im Anschluss beschreibt sie ihren Weg zur Heilerin und berichtet davon, per Fernsitzung identisch lange Beine erhalten zu haben. Auch dies kann ein ‚Vorgeschmack auf den Himmel‘ sein, allerdings in einer anderen Bedeutung als der Klappentext des Buches oder das Vorwort vermuten ließen. Auf Seite 104 wird von der blutgruppenspezifischen Ernährung gesprochen und auf Seite 106 der Umgang von Sorgen und Problemen beleuchtet.
Spätestens an dieser Stelle lohnt es sich, das Vorwort von Bernard Jakoby erneut zu lesen, um zu prüfen, ob das Buchthema ein anderes war. Oder bezieht sich das Vorwort nur auf den ersten Teil des Buches?
Zielgruppe
Eine Altersgruppe ist nicht zu benennen, da es verständlich genug für jedermann geschrieben ist. Aufgrund der Abschweifung vom Thema ist nicht die Zielgruppe religiöser Suchender zu nennen, sondern eher frische Esoterikbegeisterte, die ein weiteres Einstiegsbuch suchen.
Stil
Durch viele Beispiele, dargebotene Berichte, aber insbesondere durch die sehr offen dargebotenen eigenen Erfahrungen erhält der erste Teil des Buches eine Authentizität, die erfreut.
Mit vielen Verweisen auf andere Autoren werden nach und nach auch Themen abseits des im Klappentext benannten Inhaltes dargeboten. Dabei spricht die Autorin sachlich auch Themen an, die von manchem leicht als Hirngespinst abgetan werden dürften. Dies droht ab der Mitte des Buches das ursprüngliche Thema Nahtoderfahrung oder ‚was passiert, wenn wir sterben‘ zu beerdigen.
Verständlichkeit
Am Beginn wird klar, warum die Autorin das Buch schrieb. Was sie dazu trieb und wie sie mit dem Thema Tod umging. So ist nicht nur das Erlebte verständlich und nachvollziehbar verschriftet, sondern auch die Hintergründe. Vieles wird kurz angerissen, teilweise ergeht sich das Buch in Aufzählungen, die an Bekanntes erinnern oder Themen kurz beleuchten. Nach und nach entfernt sich das Buch vom ursprünglichen Thema, was unverständlich ist.
Umfang
Bei der Titelwahl ist das Thema zu kurz beleuchtet und die weiteren Ausführungen zu viel.
Fazit
Vielen Dank an die Autorin ihr Seelenleben vor der Leserschaft auszubreiten. Dies erfolgt nicht peinlich, abstrus oder mitleidheischend, sondern ermöglicht ein Nachvollziehen, Miterleben und Mitgehen in einem Thema, dass alle religiös interessierten interessieren sollte.
Der zweite Teil des Werkes beleuchtet eher das Irdische und wirkt auf mich teilweise etwas überinspiriert und am Thema vorbei.