Constanze Paffrath beschäftigt sich in ihrer als Dissertation erschienenen Publikation mit den Zwangsenteignungen ostdeutscher Eigentumsbesitzer nach 1945. Ziel dieser Enteignungen war es damals - nach herrschender kommunistischer Lesart -, Grundeigentum zum Wohle des Kollektivs zu verstaatlichen bzw. zu zentrieren. Individualeigentum sollte abgeschafft, (Zwangs-)Kollektivierung eingeführt werden. Insbesondere Landwirte und Industrielle hatten infolge dieser Enteignungsanordnungen Eigentum verloren. Mit dem Ende der DDR sollte an sich dieser - dem westdeutschen Eigentumsrecht widerstrebende Zustand wiedergutgemacht werden, sprich entschädigt. Entweder durch Zahlung einer Entschädigung oder - besser - durch Rückübertragung verlorenen Eigentums. Das dies in vielen Fällen nicht geschah, thematisiert dieses Buch. -- Die Analyse geht tief. Frau Paffrath versucht neben rechtshistorischen Fakten und chronologischen Ereignissen auch die ideologische Dimension des Problems zu erklären. So analysiert sie einleitend die verschiedenen Eigentumsauffassungen bei Locke und schließlich Marx. Danach geht sie auf das Eigentum als juristischen Begriff und Schutzobjekt des Grundgesetzes ein. Hierbei arbeitet sie immer vergleichend mit der Rechtslage der DDR. Das Buch beschäftigt sich mit einem grundlegenden Konflikt der DDR-BRD-Angleichung nach 1989. Noch lange nach der Wende wurde der Versuch unternommen, geschehenes Unrecht wiedergutzumachen. In anderen Fällen geschah nie etwas. Und gerade mit diesen Fällen beschäftigt sich das Buch in seinem Hauptteil. Zum Schluss stellt die Autorin die provokante These auf, wonach die 1989/90 handelnden Politiker gerade nicht gemäß ihrem verfassungsrechtlichen Auftrag (sprich der Entschädigung oder Rückübertragung) gehandelt haben. Das Buch überzeugt durch eine große Faktenfülle und liefert eine Menge Ansätze für weitere Untersuchungen oder kontroverse Diskussionen.
Rezension zu "Macht und Eigentum" von Constanze Paffrath