Cordelia Edvardson

 4,4 Sterne bei 30 Bewertungen

Lebenslauf

Cordelia Edvardson (1929-2012), geboren in München, lebte bis 1943 mit ihrer Mutter, der Schriftstellerin Elisabeth Langgässer, in Berlin. Mit vierzehn wurde sie über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Nach Kriegsende arbeitete sie als Journalistin in Schweden. Während des Jom-Kippur-Krieges 1973 übersiedelte sie nach Israel. Für Gebranntes Kind sucht das Feuer erhielt sie den Geschwister-Scholl-Preis.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Cordelia Edvardson

Cover des Buches Gebranntes Kind sucht das Feuer (ISBN: 9783446277564)

Gebranntes Kind sucht das Feuer

(20)
Erschienen am 21.08.2023
Cover des Buches Gebranntes Kind sucht das Feuer (ISBN: 9783839820780)

Gebranntes Kind sucht das Feuer

(4)
Erschienen am 30.08.2023
Cover des Buches Gebranntes Kind sucht das Feuer (ISBN: 9783446142602)

Gebranntes Kind sucht das Feuer

(6)
Erschienen am 01.06.1998

Neue Rezensionen zu Cordelia Edvardson

Cover des Buches Gebranntes Kind sucht das Feuer (ISBN: 9783839820780)
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Rezension zu "Gebranntes Kind sucht das Feuer" von Cordelia Edvardson

Kathrin_Schroeder
Sperrig geschrieben

Sie ist Außenseiterin, sie ist etwas Besonderes, sie ist das Geheimnis und die Andere.

Ein Kind, das unehelich geboren, bei Mutter und Großmutter lebt. Versteckt ist, als dunkles Geheimnis. Später, als die Mutter verheiratet ist und weitere Kinder hat, ausgegrenzt wird von den Rassegesetzen des 3. Reichs. Dreivierteljüdin, die zum Schutz der Familie bei Fremden wohnt. Die Mutter Ich-zentriert, Künstlerin und gleichzeitig Sehnsuchtsobjekt. Manchmal der Versuch das Kind zu schützen, Adoption von Spaniern um vom Judenstern freizukommen, doch dann in der alles entscheidenden Situation mit 14 Jahren vor die Wahl gestellt, unter die Rassegesetze zu fallen oder Mutter und Geschwister zu schädigen, lässt die Mutter sie allein und schweigt.

Das Buch ist kurz aber dennoch anstrengend zu lesen, kaum eine Situation und Szene wird auserzählt. Alles bleibt hingeworfene Skizze, von fern, nicht in der Ich-Form und alles durcheinander Kindheit und Auschwitz, Heranwachsen und Lager. Ich bin ihr nicht nahegekommen, nicht annähernd und habe doch verstanden, dass dieses Kind, diese Frau Nähe nicht gelernt hat und selbst das eigene Schicksal auf Armeslänge entfernt halten muss, um es zu ertragen.

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Cover des Buches Gebranntes Kind sucht das Feuer (ISBN: 9783446277564)
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Rezension zu "Gebranntes Kind sucht das Feuer" von Cordelia Edvardson

lillywunder
Eine Erschütterung

Das wahre Grauen benötigt keine Dramatisierung. Was Cordelia Edvardson als Ausschwitz-Überlebende hier im Rückblick auf ihr Leben nüchtern erzählt, gräbt sich in Mark und Bein, man möchte nicht glauben, dass Menschen so grausam sein können. 

Ein SS-Mann, der sie auf einem Ball herumwirbelt. Der Judenstern, der ihr die höhere Schulbildung verwehrt. Das tiefgreifende Gefühl, nicht dazuzugehören, anders zu sein. Die katholische und egozentrische Mutter und der Stiefvater, der sie schlägt. Die Deportation, die gleichzeitig den endgültigen Bruch mit der Mutter darstellt, wurde diese doch vor eine Entscheidung gestellt. Todesmärsche, die noch nicht so genannt wurden, die Menschen starben einfach. Die Arbeit als Schreibkraft für Josef Mengele, wie sie die Nummern der Personen notiert, die "aussortiert" werden, ins Gas geschickt. Szenen, die unfassbar sind, beschreibt Edvardson nüchtern, nennt sich selbst "das Mädchen", verzichtet auf jeden stilistischen Pathos und macht dadurch nur noch eindrücklicher: das hier sind Fakten, es war so.

Was mich nachhaltig bewegt, ist das Niemandsland, was sie beschreibt. Wie Ausschwitz ihr alles nimmt, Gefühle nicht mehr zu ihr durchdringen, eine Entmenschlichung, in der nur kleine Momente, in denen jemand mit ihr spricht, jemand sie wahrnimmt, daran erinnern, dass ihre Identität als Häftling A3709 nicht alles ist. Als Überlebende kann sie diese Erfahrung nicht mit dem beschaulichen Leben in Schweden übereinbringen. Sie wird aufgefordert zu vergessen und weigert sich. Erst Jahrzehnte später schreibt sie ihre Erinnerungen nieder, mit einer auch sprachlichen Intensität, die dieses kleine Buch zu einer Erschütterung macht. Das Nachwort von Daniel Kehlmann ordnet es als eines der großen Werke der Holocaust-Zeugenschaft ein und macht es umso unglaublicher, dass es nach der Erstveröffentlichung 1984 in Vergessenheit geriet. Denn es ist wichtig, das immer wieder zu hören: "Ja, so war es - und schlimmer - und schlimmer." (S. 107)

Cover des Buches Gebranntes Kind sucht das Feuer (ISBN: 9783446277564)
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Rezension zu "Gebranntes Kind sucht das Feuer" von Cordelia Edvardson

Anti81
Ein sprachliches Meisterwerk

In „Gebranntes Kind sucht das Feuer“ von Cordelia Edvardsons begleiten wir die Autorin auf ihrer bewegenden Reise in die Vergangenheit. Noch einmal durchlebt „Das Mädchen“ als Dreivierteljüdin das Grauen des Holocaust, den Verrat ihrer Mutter, die Hölle von Auschwitz und die Begegnung mit Dr. Mengele.


Meine persönliche Lesermeinung:
Romane zu diesem Thema sind immer harte Kost. Dass es sich hier um die autobiographische Erzählung einer Holocaust-Überlebenden handelt, macht die Sache für den Leser nicht leichter. Auch wenn die Autorin die wohl nötige Distanz schafft, indem sie hauptsächlich von „dem Mädchen“ spricht, merkt man, wie sehr sie mit ihren Erinnerungen zu kämpfen hat. Und es wird deutlich, dass die kleine Cordelia als Person in dieser furchtbaren Zeit fast gänzlich verschwunden ist. Durch die gut überlegten Formulierungen und die gewählte Ausdrucksweise wird der Abstand zu den Geschehnissen zusätzlich verstärkt. Dadurch wird es dem Leser erschwert, wirklich in die Geschichte einzutauchen. Man ist nur ein Zuhörer, weit im Abseits. So wird dem Leser hier zwar ein sprachliches Meisterwerk präsentiert, das aufgrund der Schönheit der Worte allein schon lesenswert ist. Die Emotionen bleiben dadurch aber leider etwas auf der Strecke. Dennoch ein wichtiges Holocaust-Zeugnis, dass gelesen werden sollte. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle das wirklich informative und wichtige Nachwort von Daniel Kehlmann.


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