Rezension zu "ICH ist manchmal ein anderer" von Cordt Winkler
Die Geschichte ist aus der Sicht des Autors geschrieben. Hier beginnt die Geschichte mit Cordt Winkler, der noch ein kleiner Junge ist.
Ich fand die Geschichte von Cordt Winkler sehr interessant und lehrreich. Die Psyche des Menschen ist faszinierend. Das Buch ist teilweise Ratgeber im Bereich Schizophrenie und teilweise die Geschichte des Autors.
Wir begleiten Cordt Winkler ab seiner Jugend, in der er unter der schizophrenen Erkrankung seines Vaters leidet, über seine ersten eigenen psychotischen Episoden bis hin zu seinem Weg, mit dem Krankheitsbild vertraut zu werden und seinen Weg zu meistern.
Irgendwie gelingt es dem Autor auch noch den aktuellen Stand der Forschung wie beiläufig in seinen Bericht einfließen zu lassen. Dabei referiert er nicht nur die gängigen psychiatrischen Theorien, auch andere Stimmen kommen zu Wort. Dabei bleibt Cordt Winkler neutral und schildert seinen eigenen Entscheidungsprozess. Auf jeden Fall beendet man die Lektüre klüger als zuvor, hierbei lernt man so unglaublich viel über die Krankheit und was es mit einem Menschen anrichten kann. Die Einblicke in sein Leben und die Psychosen sind tief, und es ist umso erstaunlicher an wie viel er sich rückblickend erinnern kann.
Es sind Fakten mit eingewoben, so dass sich jemand der sonst weder direkt noch indirekt mit Schizophrenie zu tun hatte, sehr gut einfühlen kann. Ich finde das sehr wichtig, da es sonst eher eine Krankheit ist, die nicht so präsent in den Medien ist (wie Depressionen o.ä.).
Cordt Winkler verliert in manchen Situationen komplett den Überblick, wird von wirren Gedanken befallen und tut Dinge, die er sonst womöglich nicht tun würde. Immer wenn er eine Tüdelüt-Episode (so nennt er diese Zeiten) durchlebte, warf er zum Beispiel sein Handy weg. Er legte es auf einen Stein, auf ein Fenstersims, egal wohin, und ging davon. Auch mit Kleidung verhielt es sich so. Ebenso bestimmen Zwangshandlungen diese Phasen. Wenn er nicht tanzte, würde er sterben. Wenn er aufhören würde zu schreiben, würde er sterben. Einmal strandet er in Italien, läuft tagelang in reinster Verwirrung durch die Straßen und steigt in Züge ein und wieder aus, bis er endlich in ein Krankenhaus kommt.
Dieses Buch ist nicht nur für Betroffene, sondern auch für interessierte und angehörige. Hierbei lernt jeder etwas auf seiner Art und Weise dazu.
Während seiner Studienzeit erkrankt er an Schizophrenie und landet in der Psychiatrie. Was danach folgt, kennen praktisch alle Schizophreniebetroffene: Das Hadern und Ringen mit den Medikamenten, die sehr beträchtliche Nebenwirkungen haben: Gewichtszunahme, Libidoverlust, chronische Müdigkeit. Cordt Winkler will sich mit den Nebenwirkungen nicht abfinden und startet mehrere Absetzversuche, die allerdings jedesmal in einem Rückfall enden.
Cordt Winkler hat einen flüssigen Schreibstil. Die Seiten waren angenehm zu lesen und die Seiten flogen nur so dahin. Ich hatte hierbei keine Schwierigkeiten und trotz allem war das Buch unglaublich spannend und ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Dieses Buch ist echt wichtig!
Fernab der Klischees, die das Wort Schizophrenie in den Köpfen der Menschen hervorruft, steckt dahinter eine hinterhältige Krankheit, die möglicherweise nicht komplett heilbar, aber doch zumindest eindämmbar ist. Und die, das sieht man an Cordt Winkler, nicht dazu führen muss, dass diese Menschen vom Leben ausgeschlossen werden sollten.