Rezension zu Durch die Hölle von Cornelia Lotter
"False Memories" und was sie anrichten können
von Queenelyza
Rezension
Queenelyzavor 7 Jahren
"False memories", also falsche Erinnerungen, sind ein psychologisches Phänomen, bei dem sich Personen an Ereignisse erinnern, die es nie gab. Klingt zunächst nicht allzu schlimm, wenn es um harmlose Dinge ginge. Doch hier geht es um Mißbrauch, schlimme Ereignisse, die den scheinbar Betroffenen so lange von Therapeuten oder anderen Personen eingeredet werden, bis derjenige das dann selbst glaubt. Darum geht es auch im Buch "Durch die Hölle".
Hans-Martin erhält einen Brief von seiner erwachsenen Tochter Ann-Marie, in dem sie ihn des sexuellen Mißbrauchs anklagt und sämtliche Brücken abbricht. Er ist sich keiner Schuld bewusst, doch diese Anklage setzt eine Maschinerie in Gang, die kaum aufzuhalten scheint. Stundenlang grübelt der Vater, ob er nicht doch mal etwas falsch gemacht hat, beim Wickeln, beim Waschen - und auch seine Frau schwankt zwischen Vertrauen und Zweifeln.
Doch Hans-Martin will sich sein Leben nicht zerstören lassen. Auf der Suche nach Hilfe erfährt er von einer Selbsthilfegruppe - und stellt fest, dass er nicht alleine mit dieser Sache ist. Auch die anderen Männer in dieser Gruppe wurden von ihren Kindern beschuldigt - und auch der Auslöser für diese Anklagen wird klar. Denn es scheinen Therapeuten zu sein, die ihren Klienten den Mißbrauch so lange einreden, bis sie es glauben...
Harter Tobak ist das schon, wovon Cornelia Lotter hier erzählt. Man kann sich kaum vorstellen, dass es wirklich Menschen gibt, die sich so etwas einreden lassen. Aber dieses Phänomen gibt es leider wirklich, und die Autorin schildert glaubhaft und sehr beklemmend, was so eine Anschuldigung mit den Personen macht, die davon betroffen sind. Wie ein Leben zusammenbrechen kann, wie man - auch wenn das alles nicht stimmt- als Angeklagter dieses Stigma nicht mehr loswird. Und wie auch der Beschuldigende, der verzweifelt in seinem Gedächtnis nach einer Bestätigung sucht, hin- und herrudert und eher noch mehr entwurzelt wird, als dass ihm das alles hilft. Wie soll es denn auch?
Hans-Martin hat Glück, denn bei ihm kommt es nicht zur völligen Katastrophe. Doch das Buch zeigt eindrücklich, welche Macht die "Götter der Couch" haben können und wie gefährlich es sein kann, wenn ein Mensch, eh schon labil, auf der Suche nach Hilfe an die falschen Personen gerät. Ein wichtiges, viel zu wenig beachtetes Thema und eine sehr spannende Geschichte. Empfehlenswert!
Hans-Martin erhält einen Brief von seiner erwachsenen Tochter Ann-Marie, in dem sie ihn des sexuellen Mißbrauchs anklagt und sämtliche Brücken abbricht. Er ist sich keiner Schuld bewusst, doch diese Anklage setzt eine Maschinerie in Gang, die kaum aufzuhalten scheint. Stundenlang grübelt der Vater, ob er nicht doch mal etwas falsch gemacht hat, beim Wickeln, beim Waschen - und auch seine Frau schwankt zwischen Vertrauen und Zweifeln.
Doch Hans-Martin will sich sein Leben nicht zerstören lassen. Auf der Suche nach Hilfe erfährt er von einer Selbsthilfegruppe - und stellt fest, dass er nicht alleine mit dieser Sache ist. Auch die anderen Männer in dieser Gruppe wurden von ihren Kindern beschuldigt - und auch der Auslöser für diese Anklagen wird klar. Denn es scheinen Therapeuten zu sein, die ihren Klienten den Mißbrauch so lange einreden, bis sie es glauben...
Harter Tobak ist das schon, wovon Cornelia Lotter hier erzählt. Man kann sich kaum vorstellen, dass es wirklich Menschen gibt, die sich so etwas einreden lassen. Aber dieses Phänomen gibt es leider wirklich, und die Autorin schildert glaubhaft und sehr beklemmend, was so eine Anschuldigung mit den Personen macht, die davon betroffen sind. Wie ein Leben zusammenbrechen kann, wie man - auch wenn das alles nicht stimmt- als Angeklagter dieses Stigma nicht mehr loswird. Und wie auch der Beschuldigende, der verzweifelt in seinem Gedächtnis nach einer Bestätigung sucht, hin- und herrudert und eher noch mehr entwurzelt wird, als dass ihm das alles hilft. Wie soll es denn auch?
Hans-Martin hat Glück, denn bei ihm kommt es nicht zur völligen Katastrophe. Doch das Buch zeigt eindrücklich, welche Macht die "Götter der Couch" haben können und wie gefährlich es sein kann, wenn ein Mensch, eh schon labil, auf der Suche nach Hilfe an die falschen Personen gerät. Ein wichtiges, viel zu wenig beachtetes Thema und eine sehr spannende Geschichte. Empfehlenswert!