Zoj ist gerade mal neun Jahre alt, als wir ihn zwischen Planwagen und Karussell kennenlernen. Strengen Regeln unterworfen war es schon damals nicht leicht für die Fahrenden. Doch was dann in den 30er und 40er Jahren auf sie zukam, liest sich grausam. Als Leser können wir Zojs Weg über mehr als fünf Jahrzehnte verfolgen. Der führt über die Verschleppung nach Polen, die Grausamkeit des Krieges, bis ins Nachkriegs-Berlin und den Aufschwung.
Dies ist ein Buch zum Abtauchen, wie ein Spielfilm in Überlänge. Es enthält alles, was das Herz begehrt: Geschichte und Geschichten, gute und schlechte Tage, Freude und Leid. Auch die Wunder und Schwierigkeiten der Liebe kommen nicht zu kurz. Das ganze Buch ist gespickt mit Lebensweisheiten.
"Ich bin eine Gefangene der Butter, des Brotes, des kochenden Wassers, dachte sie, all der Dinge die mich begleiten, während ich älter werde. Ich lebe nicht mehr mein Leben, jenes eine, das ursprünglich nur für mich gedacht war, sondern es ist gespalten und geprägt von Notwendigkeiten, von fremden Leben. Ich habe einen Mann, ich habe einen Sohn. Das wollte ich immer, aber ich habe es mir anders vorgestellt. Ich wusste nicht, dass man soviel dafür aufgeben muss und dass man erst merkt, wie wenig man als Ausgleich erhält, wenn es zu spät ist. Dass man ein Gefangener des Weges ist, den man eingeschlagen hat, und dass jeder Schritt einen tiefer in die Gefangenschaft führt."
Dieser Roman, vor knapp 30 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht, ist in einem ganz anderen Stil geschrieben wie die heutigen Bücher, denen man viel zu oft die Schnelllebigkeit der Gegenwart anmerkt. Hier werden Bilder noch bis ins kleinste Detail ausgemalt, ohne langweilig zu wirken. Der gesamte Aufbau des Romans ist opulent, farbenprächtig und lässt den Leser tief in die Seele der Protagonisten blicken.
„Warum hatte ihm niemand gesagt, dass viele Entscheidungen sich von selbst erledigten…?“
Der Autor wurde 1951 in Berlin geboren. Die Wälder des Himmels ist der erste Roman des ehemaligen Journalisten. Heute nennt er sich Claus Cornelius Fischer und schreibt vor allem Krimis sowie Drehbücher für den Tatort.