Ich hatte immer im roten Team gespielt. Ich war der Angreifer, der Betrüger, Gauner und Verbrecher jagte, die sich gegen mich verteidigen mussten. (Seite 228)
Erster Satz im Buch:
Eines Abends bekam ich auf einmal irre Lust, den ganzen Weg von San Diego bis hinauf nach Menlo Park zu fahren.
Inhalt:
Martin Hench ist 67 Jahre alt und fährt mit einem Tourbus, den er sein Zuhause nennt, von Auftrag zu Auftrag. Er bekommt mit das ein alter Bekannter ihn unbedingt sprechen möchte und kontaktiert ihn. Der Beginn einer Jagd um den Besitz seines Freundes nimmt seinen Anfang, und es hat den Anschein das mehr Verbrecher mitspielen als zu Beginn vermutet.
Meine Meinung:
Ganz ehrlich, das Buch konnte mich nur mäßig mitreißen. Viele angesprochene Themen werden mir zu technisch gefachsimpelt und wer nicht gerade in der Welt der Kryptowährung, Blockchain, Mainboards, Ledger, Smart Contract und dergleichen unterwegs ist, wird sich vermutlich erstmal wie ich, fehl am Platz fühlen.
Der Start ins Buch war sehr zäh, der eigentliche Fall ist dann auch schnell aufgeklärt, leider mischen dann gewisse Kartelle mit die das Ganze nicht auf sich beruhen lassen wollen und dann heißt es für den Protagonisten schneller, schlauer und trickreicher als seine Gegner zu sein.
Cory Doctorow zeigt uns in diesem Cyberthriller auf wie Geld gewaschen wird, sich Anwälte darauf spezialisiert haben Geld für reiche Menschen an der Steuerfahndung vorbeizuschleusen, und das Finanzwesen sowie die DHS immer einen Schritt hinterherhinkt.
Reich und Arm direkt nebeneinander, die Obdachlosen finden hier neben den Steinreichen auch Erwähnung. Der Protagonist muss sich verstecken, so erleben wir auch kurzzeitig die bitterste Armut auf Tuchfühlung zusammen mit unserem Hauptprotagonisten.
Zwischendurch wird viel Bourbon Whiskey getrunken, es wird so einiges an essen verdaut und mit mehreren Frauen geschlafen, obwohl das nur andeutungsweise passiert, und keine expliziten Szenen beinhaltet.
Mein Freund, du bist viel zu klug. Ich vermisse die Zeiten, in denen die Finanzforensik und die Sicherheitstechnik noch ganz unterschiedliche Felder waren. (Seite 31)
Fazit:
Leider kein Buch für mich, es war mir teilweise zu viel Fachsprache, dadurch kam ich nicht wirklich in die Handlung rein.
Cory Doctorow
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Neue Rezensionen zu Cory Doctorow
Mit Red Team Blues hat Cory Doctorow einen Finanzthriller verfasst, der gegen so ziemlich jede Regel des modernen Romans verstößt und sich beharrlich den Konventionen jeglicher Genres verweigert. Was den Roman dennoch so unterhaltsam macht, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Das rote Team greift an, das blaue Team verteidigt …
Alleine schon die Ausgangslage ist mehr als nur ungewöhnlich: Unsere Hauptfigur ist ein beinahe siebzig Jahre alter forensischer Buchhalter, der mithilfe seines Laptops die Finanzströme der Welt durchschaut, spielerisch mit Kryptowährungen und Co. umgeht, dabei Geldwäsche und andere kriminelle Aktivitäten aufdeckt und sich mit faulen Behörden, gierigen Tech-Start-ups und gnadenlosen Drogenbanden anlegt, während er wahlweise Whisky oder Hanf-Gummibärchen zu sich nimmt – Was kann da schon schief gehen?
Und tatsächlich scheint es auf den ersten Blick viele Punkte zu geben, die wir als Leser kritisieren könnten: So ist das Ausgangsszenario – abgesehen vom Krypto-Rahmen - nicht sonderlich innovativ: ein alternder Held, der einen allerletzten Job erledigen möchte, bevor er sich endgültig zur Ruhe setzt und dabei in große Schwierigkeiten gerät – das haben wir so oder so ähnlich schon öfters gehört.
Unkonventionelle Strukturen
Darüber hinaus scheint „Red Team Blues“ nicht dem üblichen Aufbau eines Romans zu folgen: So ist der eigentliche und größte Spannungsbogen nach gut der Hälfte des (viel zu kurzen) Romans abgeschlossen und die entscheidenden Fragen sind zu diesem Zeitpunkt bereits geklärt.
Hinzu kommt ein recht ungewöhnliches Verständnis des Autors für Timing und Beschreibungen. Während die meisten Action-Szenen und eigentlich alle relevanten Entwicklungen sozusagen „Off-Screen“ vonstattengehen, kommen wir in den Genuss vieler – dafür aber nicht sonderlich ausführlicher – Beschreibungen von Essen, Alkohol und Sex.
Irgendwo in einer nicht weit entfernten Zukunft
Und dennoch habe ich mich durchweg hervorragend unterhalten gefühlt. Doch woran liegt das? Vielleicht am interessanten Szenario, das Doctorow vor uns aufbaut. Dass sich der Roman dennoch wie ein Science-Fiction-Roman anfühlt, hat in erster Linie damit zu tun, dass unsere Handlung weitestgehend im Silicon Valley in San Francisco angesiedelt ist.
Wir bewegen uns also nicht in einer Zukunftsvision, sondern viel mehr in einer Parallelwelt. Als eine der bedeutendsten Keimzellen des technologischen Fortschritts zeigt die Region dabei ihre zwei bekannten Gesichter: Auf der einen Seite die glänzende Metropole, in der jede Woche neue Start-Ups entstehen von Abermilliarden von Dollars umgesetzt werden, auf der anderen Seite in direkter Tuchfühlung bitterste Armut und der alltägliche Kampf ums Überleben.
Die Untiefen der Finanzbranche
Diese Umgebung gibt auch die bestimmenden Motive des Romans vor. Doctorow zeigt uns dabei auf, wie neue Errungenschaften wie Krypto-Währungen von herkömmlichen Kriminellen und bekannten Institutionen missbraucht werden. Ich bin kein Experte auf dem Finanzmarkt und auch nicht vernarrt in Kryptowährungen, aber die von ihm entworfenen Szenarien sind auch für mich extrem faszinierend und haben dazu geführt, dass ich mich tiefer in das Thema eingelesen habe.
Spezialwissen muss man übrigens nicht haben – auch ohne den entsprechenden Hintergrund kann man die Geschichten genießen, auch wenn es das Lesevergnügen steigert, wenn man beispielsweise weiß, was ein Ledger oder eine Blockchain ist.
Unterhaltsamer Erzähler
Es schadet sicherlich auch nicht, dass unser Autor ein unterhaltsamer Erzähler ist. Trotz des oben angeschriebenen ungewöhnlichen Poltaufbaus herrscht in der ganzen – alleine aus der Perspektive von Martin Hench erzählten – Geschichte ein hohes Erzähltempo vor. Neben vielen Monologen hilft es, dass Doctorow durchaus dazu in der Lage ist, zeitliche Abläufe sprachlich zu verdichten, wenn er denn nur will.
Freunde gepflegter Action-Szenen könnten hingegen enttäuscht werden. Trotz des Geldwäsche-Rahmens und der Verstrickung diverser Behörden und krimineller Vereinigungen sehen wir meist nur die Ergebnisse der zu erwartenden Eskalationen.
Sympathisches Figurenensemble
Das ist insoweit konsequent, als dass unsere Hauptfigur Martin Hench nun einmal auf die siebzig zugeht und keinen Expendables-Verschnitt oder auch nur einen Detektiv der alten Schule darstellt. Auch sonst handelt es sich bei ihm eine ungewöhnliche Figur. Hench bewegt sich seit der Dotcom-Blase im Fahrwasser bekannter Tech-Größen und verdient sein Geld als eine Art forensischer Cyber-/Krypto-/Finanzbuchhalter. Seine Aufgabe ist es dabei, in den Wirren finanzieller, tatsächlicher und rechtlicher Konstruktionen Daten und Informationen auf nicht immer ganz legalen Wegen zu beschaffen.
Fazit
Cory Doctorow spielt in Red Team Blues mit der Erwartungshaltung seiner Leser und liefert einen in jeglicher Hinsicht ungewöhnlichen, dafür aber nicht weniger unterhaltsamen, brisanten und hochaktuellen Roman ab!
Also ich nehme vorneweg, dass mich das Buch leider auf einer persönlichen Schiene null überzeugt hat.
Das Buch ist gut geschrieben eigentlich und der Lesefluss ist auch gut. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und es wäre eher ein Kurzroman. Es ist an sich sehr interessant und gibt einen beängstigenden Eindruck, wie unsere Zukunft aussehen könnte an einem sehr kleinem und scheinbar unwichtigem Beispiel.
Es sind viele Themen inbegriffen und vieles was Unterbewusst angesprochen und verarbeitet wird, viel mehr als man wahrscheinlich direkt beim Lesen mitbekommt und was einem noch ein paar Tage später oder mehr (?) erst richtig bewusst wird.
Die Themen sind zwar ein wenig verstörend, jedoch nicht gruselig, da Sie doch auch unter anderem sehr realistisch scheinen.
Ich hatte dem Buch erst 3 Sterne gegeben, da ich mir nicht sicher war, was ich damit anfangen soll und es relativ positiv eingeschätzt hatte. Anschließend war ich jedoch schon nach kurzer Zeit unzufrieden mit der Wertung, denn für mich und mein Gefühl hat es einfach nicht für 3 Sterne gereicht.
Gerade das Ende habe ich als sehr schwierig empfunden. Ich nehme an, das war bewusst so gehalten, für mich jedoch eine absolute Katastrophe das Ende, denn gefühlt hätte es einfach an jeder möglichen Romanstelle plötzlich enden können mitten im Plot. Ich habe das Buch weggelegt und war verwirrt und unzufrieden.
Das hat nichts damit zu tun, wie das Ende gedacht worden ist, sondern mit der Umsetzung und der Heranleitung an das Ende und Umsetzung - einfach plump und vor allem scheint es hauptsächlich Dramaturgie zu sein.
Aus diesem Grund und dem zwar vorhandenen Spannungs-Anstieg in der letzten Hälfte interessanterem Buch, dennoch an sich Spannung sehr gering und einfach insgesamt nicht sonderlich zufriedenstellend.
Zusätzlich erwähnt: ich habe keine Probleme mit schwerem Themen, problematischen Themen oder unbefriedigenden Themen als Inhalt... aber hier ging es mir um die Stilistik, Aufbau und Umsetzung, welche mich einfach absolut nicht überzeugt haben.
Gespräche aus der Community
Hallo,
von Zeit zu Zeit sehe ich all meine Bücher durch und versuche dann auszusortieren und mir einen Überblick zu verschaffen. Ich merke, dass es mir zunehmend keine "Freude bereitet" zu viele ungelesene Bücher zu Hause zu haben. Denn irgendwie greife ich nur ganz selten nach den Büchern, die schon hier stehen und lese stattdessen die ganz neuen. Ideal wäre es also wohl in meiner Vorstellung, wenn ich einfach nur noch bei Bedarf 1-2 neue Bücher kaufen und direkt lesen würde. Nun kommt das große ABER:
Ich habe gestern abend alle ungelesenen Bücher aus dem Regal geholt, genau angesehen und überlegt. Am Ende hatte ich 3 Stapel: 1. Definitiv behalten, 2. Anlesen und dann entscheiden, 3. Definitiv weggeben
Leider war der Stapel Nr. 3 dann am Ende mit 37 Büchern verhältnismäßig klein, Stapel 1 immerhin etwas kleiner als Stapel 2. Zugleich habe ich nun ein Problem - so viele Bücher kann ich einfach nicht anlesen und so entscheiden.
Deshalb dachte ich mir, vielleicht möchtet ihr mir bei der Entscheidung helfen? Ich hänge euch mal ein Fotos der Bücher an, bei denen ich unsicher bin, ob ich sie behalten möchte. Kennt ihr etwas davon? Und was würdet ihr sagen - behalten oder weggeben? Eine Begründung für eure Entscheidung wäre natürlich spannend. Falls die Bücher auf den Fotos nicht gut genug zu erkennen sind, hänge ich sie euch an.
Ich bin es auch ein bisschen leid, Bücher zu lesen, die mich nicht völlig begeistern. Leider werde ich immer anspruchsvoller und somit ist die Chance, ein echtes Highlight zu entdecken, immer geringer. Aber vielleicht verbirgt sich hier ja doch das ein oder andere.
Ich bin gespannt, was ihr sagt!
PS: Die GEO-Zeitschriften dürfen ignoriert werden ;-)
Hallo,
ich habe tatsächlich ganz viel verschenkt oder einfach raus an die Straße gestellt. Mittlerweile haben sich aber irgendwie auch schon wieder einige angesammelt. Eine neue Runde ist wohl in Kürze nötig.
Danke dir auf jeden Fall für dein Feedback!
Zusätzliche Informationen
Cory Doctorow wurde am 17. Juli 1971 in Toronto (Kanada) geboren.
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