Ich muss gestehen, ich war zu Beginn des Buches noch etwas irritiert, in welche Richtung das genau ging. Bei dem deutschen Titel hat man als erstes den Gedanken "Politthriller" im Kopf, die ich auch echt gerne lese. Natürlich hatte ich aber auch aufgrund des Klappentextes Krimi-Elemente vermutet. Die ersten 130 Seiten war jedoch weder von dem einen, noch von dem anderen etwas zu bemerken (mal abgesehen vom Prolog). Die entscheidenden Protagonisten werden hier in aller Ausführlichkeit durch abwechselnde Perspektiven in einem großen "was bisher geschah"-Teil vorgestellt. Molly, Sunil, Abbie und Max. Aber die Vorstellung bezieht sich nicht auf die Personen ausschließlich auf sich selbst, sondern immer im Zusammenhang mit dem Premierminister. Wie hat man sich kennengelernt, und was noch viel entscheidender ist, warum hat man den Premier hassen gelernt. Dieser ganze Part war zwar noch etwas ruhig für einen Thriller, aber schnell dachte ich mir "kein Wunder, dass man den tot sehen will". Ein abgrundtief schlechter Mensch. Die Ausarbeitung der Charaktere ist dem Autor gut gelungen. Sie besaßen alle eine gewisse Tiefe und man konnte sich gut in sie hineinversetzen.
Dann landen wir in der Gegenwart mit einem erschreckenden Ereignis, wodurch alle Figuren auf engstem Raum zusammen leben müssen. Ein richtiges Kammerspiel. Aus dem Prolog und dem Klappentext weiß man ja bereits was dann dort am Ende passiert, aber hier ist ganz klar der Weg das Ziel. Denn die ganze Zeit war ich am rätseln und überlegen, wer genug Gründe haben kann, um das wirklich durchzuziehen. Das war irgendwie eine moderne Version des Whodunit-Tropes und ich mochte es! Am Ende gab es noch den einen oder anderen Twist, die ich hab kommen sehen, aber trotzdem gut inszeniert wurden.
Ich fand diesen Krimi-Thriller-Mix gut, aber das gewisse Etwas hat leider gefehlt, um mich komplett überzeugen zu können.
Wer etwas Geduld für den ersten Part aufbringt, wird am Ende belohnt.
4 von 5 / 8 von 10
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Craig Oliver
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Der Premierminister
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Neue Rezensionen zu Craig Oliver
Irgendwie hatte ich mir etwas anderes unter diesem Buch vorgestellt.
Ich dachte ich würde hier einen richtig spannenden Politthriller bekommen, doch dem war leider nicht so.
Das Buch ist eher ein Roman/Krimi, in dem die einzelnen Charaktere mit ihren Stärken und Schwächen im Vordergrund stehen.
Man bekommt hier auch ein wenig Spannung, nur diese ist nicht besonders hoch oder wirklich doll vorhanden.
Die einzelnen Personen wurden aber sehr gut beschrieben und beim Lesen konnte ich mir alles ganz genau vorstellen.
Alles in allem erinnerte mich dieses Buch eher an einen Sonntagsabends Krimi. Unterhaltsam, aber nicht wirklich berauschend.
Zitat:
„In Wahrheit hatte ich mich jahrelang geweigert, jegliche Verantwortung für meine eigene Rolle in diesem Netz aus Lügen und Intrigen zu übernehmen.“
Darum geht’s:
Nach einem Bombenanschlag befindet sich Premierminister Marcus Valentine mit seiner Frau und fünf seiner engsten Mitarbeiter im Bunkersystem unter der Downing Street No. 10. Dann passiert es: ein Stromausfall. Als das Licht wieder angeht, ist Valentine tot. Und jeder seiner Untergebenen hätte ein verdammt gutes Mordmotiv gehabt.
So hat es mir gefallen:
Eins vorweg: Meine Erwartungen an das Buch waren völlig anders, als es sich letztlich herausstellte. Ich hatte auf politische Ränkespielchen gehofft und eher einen klassischen Polit-Thriller erwartet. Doch dem war nicht so. Das hat mich zunächst enttäuscht, dennoch habe ich mich richtig gut unterhalten gefühlt. Craig Oliver überrascht mit einem unerwarteten Genre-Mix, der eher in Richtung klassischer „Whodunit-Krimis“ à la Agatha Christie geht. Ich musste mich zwar aufgrund meiner Erwartungen umstellen, doch die Umsetzung war mehr als gelungen.
Die größte Stärke des Buches liegt in der geschickten Figurenzeichnung. Der Autor versteht es, die Gedankenwelt und die Motive der Figuren so zu präsentieren, dass ich mich regelmäßig dabei ertappte, Verdächtigungen anzustellen und sie auch wieder zu verwerfen. Jede Figur hat dabei ihren eigenen kleinen Abgrund, und die Enthüllung dieser Abgründe sorgt für durchgehende Spannung. Die Handlung baut sich mehr durch Dialoge und innere Monologe als durch Action auf – und das tut dem Buch sogar gut.
Wie erwähnt, ist die Charakterzeichnung gelungen, aber richtige Tiefe sollte man nicht erwarten. Ich hätte mir bei der ein oder anderen Figur gewünscht, sie genauer kennenzulernen. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, dass man hier keinen rasanten Thriller vor sich hat, sondern ein eher gemächliches Buch.
Insgesamt ist „Der Premierminister“ ein spannender und stimmiger Roman, der gekonnt Elemente eines klassischen Krimis mit einem modernen politischen Setting verbindet. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, mehr von dem politischen Anteil zu sehen. Wer sich darauf einlässt, keinen typischen Polit-Thriller zu lesen, sondern eher einen Krimi à la Agatha Christie, wird bestens unterhalten.
8/10
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