Rezension zu "Die Wintermädchen" von Cristina Sanchez-Andrade
Ein originelles Märchen
Geheimnisse verbinden Menschen, denn wenn zwei etwas teilen, wovon kein anderer weiß, entstehen besondere Bänder, und es gilt nur, dieses Wissen nicht nach außen sickern zu lassen.
Das Geheimnis, das die Wintermädchen teilen, ist etwas Furchtbares, aber sie haben gelernt, damit zu leben. Die zwei Schwestern haben es geschafft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu anzufangen, auch wenn das bedeutet, in ihre Heimat zurückzukehren, in ein kleines Dorf in Galicien, der Region im Spanien der 50er Jahre, die vom Rest der Welt vergessen wurde.
"Die Wintermädchen" ist mein erster Roman der spanischen Schriftstellerin Cristina Sánchez-Andrade.
Ich war von dieser Geschichte fasziniert. Die Autorin hat eine wunderbare Art zu erzählen, die uns das Leben und Traditionen im Spanien in den Zeiten unter Francos Diktatur vermittelt. Besonders in Galicien, weit weg von der Zivilisation, war es deutlich zu spüren, wie rückschrittlich Francos Regierung war. Die Zeit blieb stehen, die Menschen schienen vergessen worden zu sein, Galicien einfach inexistent. Nicht aber für die Wintermädchen. Die Isolierung ihres Geburtsortes ist der ideale Zustand für ihre Pläne. Dass sie sehr spezielle Gestalten sind, die die Aufmerksamkeit aller Dorfbewohner wecken, scheinen sie nicht zu merken. Ihre lange Abwesenheit und die Erfahrung, die sie in fernen Ländern gemacht haben, machen aus ihnen absolute Exotinnen.
Dieses Buch erzählt ein originelles Märchen - humorvoll und gleichzeitig traurig, auf jeden Fall berührend -, das dem Leser eine Überraschung am Ende bietet.
Und Bücher, die mich überraschen, lese ich immer sehr gern!