Cynan Jones
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Graben
Alles, was ich am Strand gefunden habe
Neue Rezensionen zu Cynan Jones
Dunkel, düster und voller Gewalt kommt das Cover daher. So empfand ich auch die Geschichte, die sich im Inneren verbarg. Alles dreht sich um den Graben und das Graben. Ein zutage fördern von Emotionen und Gedanken zweier Männer. Ein heraufbeschwören von Grausamkeiten, Leiden und Schwermut.
Da ist Daniel, der Schafszüchter. Ein positiv wirkender Mensch, dessen Negation sich Seite um Seite anschleicht, nicht weil er böse ist, sondern abgrundtief traurig. Ein Verlust der ihm zusetzt und dazu führt dass er kaum schläft und nichts isst. Ein Mensch, dessen Schmerz sich ausbreitet und in einem Gewirr aus Gefühlsgräben tiefe Wunden reißt. Seine Arbeit auf dem einsam gelegenen Hof treibt ihn immer wieder voran und doch ist auch diese keine Erlösung, sondern immer wieder ein neues Leid. Die Schafe gebären und als wäre es nicht alles schon schlimm genug für Daniel, läuft dabei so manches schief. Als Schaf-Geburtshelfer gibt er sein Bestes und doch kann er oft genug nur das Muttertier retten. Eine mehr als blutige Angelegenheit, die er stoisch erledigt und doch selbst dabei leidet, weil es ihn eben wieder erinnert, an das, was er nicht haben durfte.
Sie nahm ihn in den Arm und spürte die ungeheure Verwüstung.
(S. 63)
Sein Gegenpart ist der große Mann. Seine Wirkung ist und bleibt negativ. Ein Antagonist vom Feinsten. Ein Wilderer, dessen ebenfalls einsam gelegener Hof voller Schrott und schlechten Stimmungen belagert ist.
Seine Hunde leisten ihm Gesellschaft und unterstützen ihn bei der Jagd nach Ratten und Dachsen. Im Hinterkopf spuken auch bei ihm die Erinnerungen herum und das ausgerechnet nun ein Polizist auftaucht, bringen diese eine weitere ungute Vorahnung mit sich.
Auch bei ihm wird es blutig, genau wie bei Daniel sind es die Tiere, die bluten müssen. Grausame Männerspiele in denen Dachse und Hunde eine große Rolle spielen und auch hier wieder ein Graben. Man möchte hineinspringen und dem Fruchtbaren Einhalt gebieten.
Wohin der Mann auch kam, er sorgte für ein Gefühl von Schändlichkeit…
(S. 8)
Der Autor Cynan Jones hat mich in diese walisische Gegend gezogen und mit seiner feinen Sprache durch die Leben dieser zwei Männer geführt. Er fasst sich kurz. Seine Sätze werden von vielen Absätzen durchzogen, so wie die Gräben, die den Regen von den Feldern führen sollen.
So schön die Sätze, so grausam ihr Inhalt.
Es hat mich dennoch begeistert, auf seine Art.
Die Düsternis der nächtlichen Dachsjagt, das Kläffen der Köter, das Graben der Männer und die Gewissheit das hier, in diesem Buch, keiner auf Erlösung hoffen darf.
Das beide Männer sich begegnen werden, war klar. Das diese Begegnung in solch einer Wucht geschieht, war ebenfalls zu erwarten. Es hatte sich früh genug angebahnt. Wie eine Art Warnung oder gar Unheil, als die Gräben gezogen wurden und dabei etwas verrückt wurde. Ein aus dem Gleichgewicht geratenes Etwas. Wieder ein Aufreißen der Erde und damit ein unwiderrufliches Beschädigen. Nichts das mehr heilen wird, so wie Daniels Verlust und so wie die Angst des großen Mannes.
Die Erde war im Laufe der Zeit hart geworden, ein verheilte Wunde. Eine Narbe.
(S. 160)
Im Buch geschieht nicht viel. Doch das was geschieht lässt einen schaudern.
Das Buch selbst ist eher eines der Dünneren, der Inhalt dagegen wuchtig und enorm.
Wer sich auf einen finalen Showdown zwischen diesen beiden Männer freut, könnte enttäuscht werden. Es ist wie alles vorher im Buch, eher nur zu erahnen und doch weiß man es genau! Einer findet seinen Frieden und einer wird nun endlich erfahren wie der Dachs sich fühlte.
Eine schmerzlich schöne Geschichte, dank der ich mit Sicherheit noch mehr Bücher des Autoren Cynan Jones lesen möchte und werde.
Ein Ort erinnert sich, dachte er. Er muss sich erinnern.
(S. 128)
Rezension verfasst von © Kerstin
Der Waliser Cynan Jones erzählt in „Graben“ eine Geschichte aus dem ländlichen Wales, wo Traditionen wie die Dachshatz hochgehalten werden, die offiziell seit 1835 in Großbritannien verboten ist. Es ist eine raue Landschaft, die ebensolche Menschen hervorbringt.
Zwei Perspektiven, und zwei Männer, wie sie verschiedener nicht sein könnten, stehen im Zentrum dieses schmalen Romans, der zwar gering vom Umfang, aber gewichtig vom Inhalt her ist. Leben und Tod, Liebe und Grausamkeit, von Mangel geprägtes Leben, das das Beste und das Schlechteste im Menschen hervorbringt.
Irgendwo im Nirgendwo, eine einsam gelegene Schaffarm, deren Ertrag gerade reicht, eine Familie zu ernähren. Nach einem Unglücksfall, der seine Frau das Leben kostet, bewirtschaftet Daniel diese ohne Hilfe. Zu trauern bleibt kaum Zeit, denn für zwei Hände gibt es viel zu viel zu tun. Er liebt sein Land, kümmert sich um seine Tiere und schuftet Tag und Nacht – er bewahrt, hegt und pflegt.
Den Gegenpart nimmt ein Namenloser ein, der aggressive Terrier züchtet und sich auf den Gehöften als Rattenfänger verdingt. Wesentlich lukrativer ist allerdings sein Nebenerwerb, das Dachsgraben. Er hetzt seine Hunde in den Dachsbau, sucht nach dem Ausgang, vergrößert diesen und greift sich den flüchtenden Dachs. Und damit ist dessen Schicksal besiegelt, denn er wird sein Leben bei einem illegal ausgerichteten Wettkampf Dachs gegen Terrier verlieren, bei dem die Chancen von vornherein ungleichmäßig verteilt sind.
Und es kommt, wie es kommen muss, als die beiden Männer auf dem Land des Schafzüchters aufeinandertreffen…
Der Autor erzählt das, was er zu sagen hat, wertfrei und emotionslos, Und dennoch sind die Rollen klar verteilt in Cynan Jones‘ „Graben“, und nachfolgend natürlich auch die Sympathien der Leser. Denn obwohl die Hände beider Protagonisten mit Blut befleckt sind, macht es einen Unterschied, aus welcher Motivation heraus sie töten.
Es ist die klare, schnörkellose Sprache des Autors, die dafür verantwortlich ist, dass gerade die Schilderungen, in denen es um Leben oder Tod der Tiere (hier Lamm, dort Dachs) geht, sehr eindringlich wirken. Ohne falsche Sentimentalität treffen sie mitten ins Herz - ein Buch, dem ich viele Leser wünsche!
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