Cover des Buches Graben (ISBN: 9783954380398)
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Rezension zu Graben von Cynan Jones

Jede Herde braucht ein schwarzes Schaf

von Havers vor 9 Jahren

Rezension

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Haversvor 9 Jahren

Der Waliser Cynan Jones erzählt in „Graben“ eine Geschichte aus dem ländlichen Wales, wo Traditionen wie die Dachshatz hochgehalten werden, die offiziell seit 1835 in Großbritannien verboten ist. Es ist eine raue Landschaft, die ebensolche Menschen hervorbringt.

Zwei Perspektiven, und zwei Männer, wie sie verschiedener nicht sein könnten, stehen im Zentrum dieses schmalen Romans, der zwar gering vom Umfang, aber gewichtig vom Inhalt her ist. Leben und Tod, Liebe und Grausamkeit, von Mangel geprägtes Leben, das das Beste und das Schlechteste im Menschen hervorbringt.

Irgendwo im Nirgendwo, eine einsam gelegene Schaffarm, deren Ertrag gerade reicht, eine Familie zu ernähren. Nach einem Unglücksfall, der seine Frau das Leben kostet, bewirtschaftet Daniel diese ohne Hilfe. Zu trauern bleibt kaum Zeit, denn für zwei Hände gibt es viel zu viel zu tun. Er liebt sein Land, kümmert sich um seine Tiere und schuftet Tag und Nacht – er bewahrt, hegt und pflegt.

Den Gegenpart nimmt ein Namenloser ein, der aggressive Terrier züchtet und sich auf den Gehöften als Rattenfänger verdingt. Wesentlich lukrativer ist allerdings sein Nebenerwerb, das Dachsgraben. Er hetzt seine Hunde in den Dachsbau, sucht nach dem Ausgang, vergrößert diesen und greift sich den flüchtenden Dachs. Und damit ist dessen Schicksal besiegelt, denn er wird sein Leben bei einem illegal ausgerichteten Wettkampf Dachs gegen Terrier verlieren, bei dem die Chancen von vornherein ungleichmäßig verteilt sind.

Und es kommt, wie es kommen muss, als die beiden Männer auf dem Land des Schafzüchters aufeinandertreffen…

Der Autor erzählt das, was er zu sagen hat, wertfrei und emotionslos, Und dennoch sind die Rollen klar verteilt in Cynan Jones‘ „Graben“, und nachfolgend natürlich auch die Sympathien der Leser. Denn obwohl die Hände beider Protagonisten mit Blut befleckt sind, macht es einen Unterschied, aus welcher Motivation heraus sie töten.

Es ist die klare, schnörkellose Sprache des Autors, die dafür verantwortlich ist, dass gerade die Schilderungen, in denen es um Leben oder Tod der Tiere (hier Lamm, dort Dachs) geht, sehr eindringlich wirken. Ohne falsche Sentimentalität treffen sie mitten ins Herz - ein Buch, dem ich viele Leser wünsche!

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