Rezension zu Der nächtliche Rat von Dževad Karahasan
Rezension zu "Der nächtliche Rat" von Dževad Karahasan
von Liisa
Rezension
Liisavor 17 Jahren
Der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan ist wohl spätestens seit er 2004 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet wurde auch unter deutschen Literaturfreunden bekannter geworden. Ich wollte schon länger mal etwas von ihm lesen und habe mich nun für seinen 2006 erschienen Roman »Der nächtliche Rat« entschieden. Darin erzählt er von Simon Mihailović, der im Sommer 1991 nach 25 Jahren seine Geburtsstadt Foča wieder besucht. Der Krieg zieht bereits herauf und das Misstrauen unter den Menschen wächst. Seine anfängliche Freude über das Wiedersehen mit seiner Stadt und seinen alten Freunden schlägt bald in Grauen um, als vier ihm nahestehende Menschen kurz hintereinander ermordet werden und der Verdacht auf ihn fällt. Seltsame Dinge tragen sich zu, Realität und (Alb-)Traumphasen scheinen sich zu mischen. Dann steht Enver Pilav, sein verschollener bester Freund, ein Sufi-Mönch, vor der Tür. In langen Gesprächen geschieht etwas in Simon und er öffnet sich quasi für eine andere mythisch-religiöse Dimension und der Roman nimmt eine überraschende Wende. »Der nächtliche Rat« ist ein ungewöhnlicher, kraftvoller und spannender Roman. Spannend nicht im Sinne wie ein Krimi spannend ist - auch wenn es Tote gibt und er Krimi-Elemente enthält - nein, es ist die Spannung, die sich am Vorabend des Krieges immer mehr verdichtet und die Spannung, die aus der Art von Karahasans Erzählstil erwächst. Dževad Karahasan ist ohne Zweifel ein beeindruckender Erzähler.