Rezension zu "WAS WAR UND WAS KOMMEN WIRD" von D. Bullcutter
In seinem Buch "Was war und was kommen wird" schreibt der Autor D. Bullcutter über seine Sicht der Hintergründe des gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Status Quo. Er schaut, welche Weichen in der Vergangenheit gestellt wurden und welche Entwicklungen für die Zukunft am wahrscheinlichsten sind.
Der Titel des Buches bezieht sich auf einen Film von H.G. Wells. Laut Bullcutter verfolgte der Regisseur eine politische Agenda mit dem Ziel der "Abschaffung aller Nationalstaaten und regionalen Identitäten" und der Errichtung einer "technokratischen, völlig fortschrittsgewandten Weltregierung, deren Grundpfeiler Naturwissenschaft, Szientismus, Technologie und Fortschritt sind" (S.8). Er war Mitglied der "Fabian Society", einer philosophischen Schule aus Großbritannien (besteht noch heute), die ein Gemeinwohl durch "eiserne Regulierung" anstrebt und "Vernunft, Materialismus und Fortschritt als einzig wahre Maßstäbe des Gemeinwohls" anerkennt (S. 82). Sie ist Teil einer "progressistischen" (d.h. "linksliberalen") Elite, deren Wirken mit der Aufklärung begann und die sich über verschiedene politisch-philosophische Stationen (Positivismus, Neopositivismus, Frankfurter Schule und die 68er werden im Vergangenheitsteil des Buches angesprochen) und durch gezielte Unterwanderung von Politik und Wirtschaft immer mehr Macht und Einfluss gesichert hat.
Seine Befürchtungen für die Zukunft erläutert der Autor auf interessante Weise anhand zweier Science Fiction-Filme: "THX-1138" von George Lucas und "Logan's Run" (dt.: "Flucht ins 23. Jahrhundert"). Ersterer zeigt für ihn höchstwahrscheinlich die "Zukunft der Industrie 4.0, des virtuellen Fiat-Money-Systems und der totalen Entrechtung" (S. 85). Letzterer zeigt ein vermeintliches Paradies gesteuert durch eine KI. In verschiedenen Passagen angesprochen werden auch u.a. "1984", "Brave New World" und "Star Wars".
Ich habe zunächst einige Zeit gebraucht, um den inhaltlichen Faden des Textes zu finden. Die Kernthese wird in manchen Aspekten sehr konkret, in anderen sehr vage ausgeführt. Unklar bleibt für mich, wer genau zu dieser linksliberale Elite zählt und wie sie sich koordiniert (oder muss man sich das Ganze eher als dezentralen Prozess vorstellen?). Generell kann ich als Laie und ohne umfangreichere Recherche viele Darstellungen - v.a. auch im geschichtlich-philosophischen Teil - nur schwerlich beurteilen.
Obwohl die Kernthese des Buches mich zu stark an Verschwörung erinnert und viele der Darstellungen des Autors mir sehr fragwürdig erscheinen, war die Lektüre doch eine interessante Erfahrung. Es ist spannend zu lesen, welche Zusammenhänge man zwischen aktuellen Entwicklungen sehen und konstruieren kann. Dasselbe gilt auch für die Prognosen für die Zukunft (z.B. ein Zusammenschluss von Deutschland und Frankreich zu einem "Superstaat" und der Gründung der "Vereinigten Staaten von Europa"). In jedem Fall enthält das Buch eine Reihe von Thesen und Darstellungen zum Nachrecherchieren, Überdenken und Diskutieren.