Rezension zu "Rivals in the Tudor Court" von D. L. Bogdan
"Gratia dei, sum quod sum! - Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin."
Der äußere Rahmen der Geschichte hält sich relativ genau an die geschichtlichen Ereignisse zur Zeit Heinrich VIII, wie es auch schon in seinem Vorgänger der Fall war. Im Privatleben der Figuren tauchen jedoch immer wieder Kleinigkeiten auf, die im vorigen Buch nicht genannt wurden, weil Mary diese Dinge nicht wissen konnte. Alles in Allem war der grobe Verlauf der Geschichte aber schon bekannt und manchmal hat es sich etwas gezogen sodass ich das Buch irgendwann einfach wieder weg gelegt habe.
Die Charaktere haben mir aber wieder sehr gut gefallen. Nach "Secrets of the Tudor Court" brannte ich ja darauf, Norfolk besser kennenzulernen. Auf den ersten Blick wirkte er kalt und unbarmherzig, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Zwischen den Zeilen war aber schon zu erkennen, dass er Schicksalsschläge erlitten hat und immer noch damit kämpft. Das bestätigt sich nun in "Rivals in the Tudor Court". Der Verlust seiner ersten Familie lässt ihn verbittern und er traut sich nicht mehr, Menschen an sich heran zu lassen, außer Bess Holland, seine Mätresse. Er pflegt kein liebevolles Vehältnis zu seineen Kindern, nur seiner Tochter Mary bringt er sowas wie Liebe entgegen und zwischen ihm und seiner Frau entsteht eine Hass-Liebe, die in Gewalt ausartet und beide unglücklich macht.
"For all that he was, for all that he is, for all that he can ever be, he is mine. I'm glad he is mine.
'Do you know why you were hardest to love?' he askes me then. I shake my head.
'Because you were me,' he whispers.
'That's strange,' I tell him, touching his face in turn. 'Because that was the very reason I loves you.'"
[Elizabeth Howard, 'Rivals in the Tudor Court', p.333]
Lediglich dem Thron ist er stets treu, um seine Macht zu erhalten. Dabei geht er wortwörtlich über Leichen, verurteilt sogar seine beiden Nichten, Königin Anne Boleyn und Königin Catherine Howard, zum Tode. Zwar verspürt er über all dies Schmerz und später, im Tower of London, bereut er sogar, aber er bleibt seinem Motto treu: Press on, mach weiter.
Als Elizabeth den 40-jährigen Duke of Norfolk heiratet, ist sie grade 15. Trotz ihres Alters ist sie nicht auf den Mund gefallen und gibt ihrem Mann Ratschläge und Wiederworte, die er aber nicht hören möchte. Deshalb streiten sie oft und die Situation eskaliert immer wieder. Sie ist stur, hält an ihren Prinzipien fest und entscheidet sich so, den steinigen Weg zu gehen.
Bess ist ebenfalls 15, als Norfolk sie zu seiner Geliebten macht. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, kann nicht lesen und schreiben und lässt sich von den süßen Worten Norfolks einlullen. Nachdem die Euphorie über die Geschenke und die Zuneigung des Herzogs verflogen ist merkt sie, dass sie mit ihm nicht glücklich werden kann. Aber weg kann sie nicht, denn als Geliebte des Herzogs wird sie geringgeachtet. Wie alle anderen Charaktere auch macht sie eine Wandlung durch. Im Gegensatz zu Elizabeth fügt sie sich ihrem Schicksal aber und wartet auf eine günstige Gelegenheit, denn sie hat aus den Fehlern ihrer Konkurrentin gelernt.
Die Charaktere sind alle ganz wunderbar gestaltet. Ihre Wandlung wird glaubwürdig und nachvollziebar dargestellt. Durch die drei Ich-Erzähler, Elizabeth, Bess und Norfolk, ist man ihnen als Leser ganz nahe.
Auch die Sprache hat mir wieder sehr gut gefallen, Bogdan schafft es mit ihren Worten, mich in eine andere Welt zu ziehen.
Insgesamt fand ich den Roman aber eher mittelmäßig. Er glänzt durch eine wundervolle Sprache und großartige Charaktere, die Handlung war aber größtenteils bekannt und insbesondere die politischen Aktivitäten Norfolks zogen sich oft und wirkten gefühllos und runtergeleiert. Bess' und Elizabeths Sichtweisen waren zwar ganz nett, nicht sehr spannend. Insgesamt hätte man Norfolks Geschichte auch gut mit in "Secrets of the Tudor Court" einbauen können. Zwar habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut und es war auch schon, noch ein bisschen länger am Hofe Heinrichs zu sein, aber es hat mich nicht umgehauen. Deshalb gibt es 3 1/2 Sterne. (Den halben aber auch nur, weil die Figuren so toll dargestellt sind...)
"Of course I have survived, I think to myself. I am Thomas Howard."
[Rivals in the Tudor Court, p.327]