D. W. Buffa

 4,3 Sterne bei 18 Bewertungen
Autor*in von Evangeline.

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Cover des Buches Evangeline (ISBN: 9783596174546)

Evangeline

 (30)
Erschienen am 19.04.2007

Neue Rezensionen zu D. W. Buffa

Cover des Buches Evangeline (ISBN: 9783596174546)
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Rezension zu "Evangeline" von D. W. Buffa

Rezension zu "Evangeline" von D. W. Buffa
halbkreisvor 12 Jahren

Sehr spannend, wirft viele moralische und ethische Fragen auf.

Cover des Buches Evangeline (ISBN: 9783596174546)
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Rezension zu "Evangeline" von D. W. Buffa

Kein herausragendes, aber ein außergewöhnliches Buch
Stefan83vor 13 Jahren

Vor zwei Jahren war das Buch hier auf der Krimi-Couch in aller Munde, wurde sogar in einem eigens dafür geöffneten Thread ausgiebigst diskutiert: „Evangeline“ von D. W. Buffa. Zu einem Konsens, was die verschiedenen Meinungen anging, ist es damals nicht gekommen. Ein Großteil allerdings war sich insofern einig, dass das Buch, wenn schon kein hervorragendes, so zumindest ein außergewöhnliches ist. Nachdem ich es nun gelesen habe, kann ich dem zweifelsfrei zustimmen. „Evangeline“ ist weit mehr als ein weiterer Gerichtsthriller. Und auch die forsche Ankündigung auf dem Buchdeckel, „Dies ist kein zweiter Grisham – Buffa ist besser“, klingt zwar etwas hochtrabend, hat aber seine Berechtigung, denn eine solche extreme Konfliktsituation ist bis dato wahrscheinlich noch nicht in einem Roman behandelt worden.

Bohemien Benjamin Whitfield platz fast vor Stolz, als in Nizza sein neue Segelyacht die Anker lichtet, um mit siebenundzwanzig Personen an Bord die Umseglung des schwarzen Kontinents Afrika in Angriff zu nehmen. Acht der Reisegäste auf der „Evangeline“, so der Name des hochmodernen Schiffs, sind Mitglieder der Crew unter dem Befehl von Kapitän Vincent Marlowe, welcher extra für diese Fahrt angeheuert wurde. Der Rest der Besatzung besteht aus einem bunten Gemisch reicher und prominenter Menschen, die am Deck die Freuden von Sonne, Champagner und Kaviar genießen wollen. Doch es kommt alles anders. Auf offener See gerät die Yacht in einen gewaltigen Orkan, der das Schiff binnen zwei Minuten zum Sinken bringt. Alles geht derart schnell, dass nicht mal ein Seenotruf abgesetzt werden kann. Gerade mal 14 Menschen können sich inmitten des tobenden Sturms in eines der Rettungsboote retten. Ein Zodiac, das maximal für zehn Personen vorgesehen ist …

Als vierzig Tage später das Frachtschiff „White Rover“ das mitten im Atlantik treibende Rettungsboot entdeckt, packt dessen erfahrenen Kapitän das nackte Grauen. An Bord sind lediglich noch sechs völlig abgemagerte und verwahrloste Personen, die gemeinsam mit der Leiche einer weiteren dort liegen, der neben dem Kopf auch jegliche Extremitäten fehlen. Ein Großteil der Überlebenden ist keines klaren Gedankens mehr fähig. Nur dank der Aussage Marlowes findet man heraus, was Fürchterliches auf hoher See geschehen ist. Fern jeglicher möglichen Rettung und ohne ein bisschen Nahrung, sah sich dieser gezwungen, nach und nach Lose zu ziehen und die Bootsinsassen zu töten, damit die Verbliebenen sich von diesen ernähren konnten. Am Ende fielen diesem Kannibalismus schließlich sechs Menschen zum Opfer.

Nun steht Vincent Marlowe (der vielleicht nicht ganz unbeabsichtigt genauso wie der Kapitän in Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ heißt) vor Gericht, angeklagt wegen mehrfachen Mordes. Doch wird dieses mal nicht die Frage verhandelt, ob er Menschen getötet hat. Verhandelt wird die Frage, ob er überhaupt eine andere Wahl hatte. Hätte er nicht das getan, was er getan hat, wären ohne Zweifel alle Passagiere lange vor ihrer Rettung gestorben. Bloß ist dies eine Rechtfertigung für Mord? Nicht für Marlowe, der die volle Verantwortung übernimmt und seine Schuld am Tod aller eingesteht. Keine einfache Ausgangsposition für seinen Verteidiger, den legendären alten William Darnell, der kurz vor seinem Ruhestand in diesem Fall nochmal seine Fähigkeiten unter Beweis stellen will ...

„Was hätte ich getan?“ „Was ist die richtige Entscheidung in einer solche Situation?“ „Und gibt es überhaupt eine?“ Nur eine kleine Auswahl von den Fragen, die mir während der Lektüre durch den Kopf gegangen sind und in mir zwiespältige Gefühle hervorgerufen haben, denn „Evangeline“ spielt auf bemerkenswerte Art und Weise mit moralischen Grauzonen. Wo jedoch sonst eine solche Debatte in z.B. einem Grisham-Roman Staatsanwalt und Verteidiger die Gelegenheit gegeben hätte, sich ein packendes rhetorisches Duell zu liefern, bleibt hier die Handlung erstaunlich unaufgeregt. Bis auf einige Passagen, die sich mit dem Privatleben Darnells und dessen Gesundheitszustand befassen, spielt sich die Geschichte komplett vor Gericht ab, wobei Buffa erfrischenderweise vom Juristen-Blabla weitgehend Abstand genommen hat. Stattdessen wird in der Verhandlung thematisiert, inwiefern ein Notstand vorlag bzw. ob es überhaupt eine moralische und juristische Rechtfertigung für Mord und Kannibalismus gibt und geben darf. Nach Marlowes eigener Ansicht ist dies nicht der Fall. Oder wie er selbst sagt: „Was wir getan haben, war nicht falsch. Falsch war nur, dass wir es überlebt haben.“

Er, der Beschuldigte, ist neben Verteidiger Darnell auch der Fixpunkt dieses Romans und beeindruckt mit seiner stoischen Gelassenheit im Angesicht des möglichen Todesurteils. Auch wenn der Leser letztlich durch seine Aussagen kaum Neues erfährt, sind es gerade diese Passagen seiner Rückblicke, welche fesseln, erschüttern und vielleicht auch bei dem ein oder anderen eine gewisse morbide Neugier befriedigen. Wann immer das Geschehen im Rettungsboot thematisiert, das Erlebte diskutiert wird, gewinnt die Geschichte jedenfalls an Sogkraft, erhält die oberflächlich so klare Auseinandersetzung eine ganz neue ethische Dimension. Leider erlaubt uns Buffa nur wenige solcher Einblicke in die Ereignisse auf hoher See, was ich persönlich etwas schade finde, da so stets eine gewisse Distanz zur Gefühls- und Gedankenwelt der Überlebenden bestehen bleibt. Bei der Zeichnung dieser hat der Autor zudem ein wenig zu sehr mit bekannten Stereotypen gearbeitet, was durch die gegen Ende zutage geförderten Verbindungen einzelner Figuren bedauernswerter Weise noch unglaubwürdiger wirkt. Hätte sich Buffa hier auf die sachliche Diskussion beschränkt, „Evangeline“ hätte noch weit besser werden können.

So bleibt am Schluss ein nicht ganz ungetrübtes Leseerlebnis mit einem thematischen Konflikt, der mich zwar zum Nachdenken angeregt hat, aber in den Händen eines literarisch versierteren Schriftstellerkollegen vielleicht noch besser aufgehoben gewesen wäre.

Insgesamt ist „Evangeline“ ein originelles Buch mit einer erstklassig in Szene gesetzten Gerichtsverhandlung, das gut und spannend unterhält und eine echte Alternative zu John Grisham darstellt. Die ganz große Begeisterung packte mich im Gegensatz zu vielen anderen Lesern hier auf der Couch aber nicht.

Cover des Buches Evangeline (ISBN: 9783596174546)
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Rezension zu "Evangeline" von D. W. Buffa

Rezension zu "Evangeline" von D. W. Buffa
anushkavor 15 Jahren

Die Evangeline bricht mit 27 Menschen an Bord in Nizza zu einer Afrikaumsegelung auf. 40 Tage später werden 6 von ihnen lebend und einer tot geborgen. Die Evangeline, "das beste Segelschiff der Welt", ist auf dem offenen Meer in einem Sturm gesunken.
Nun steht der Kapitän Marlowe vor Gericht, da er das Unbeschreibliche, das die Überlebenden tun mussten, nicht verhindert, sondern sogar einen aktiven Teil darin hatte. In vielen einzelnen Kapiteln, die meist nach den einzelnen Zeugen aufgeteilt sind, stellt Buffa dar, was wirklich auf hoher See geschah und enthüllt dabei ein ums andere Mal dramatische Wendungen.
Auch wenn Marlowe keinen Schuldspruch braucht um für den Rest seines Lebens bestraft zu sein, müssen sich Verteidiger, Ankläger, Richter und Jury die Frage stellen: wie weit sind die Gesetze der Zivilisation anwendbar? Wo hört die Zivilisation auf? Was wird als Notstand betrachtet? Und können die grausamen Ereignisse wirklich gerechtfertigt werden?
Bei "Evangeline" handelt es sich nicht um einen Thriller und auch weniger um einen Gerichts"krimi". Trotzdem ist das Buch sehr spannend und ließ mir oft eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Sehr anschaulich wurde, wie schwierig es auf hoher See werden kann, sich an die Gesetze der zivilisierten Welt zu halten, die den sicheren Tod aller bedeutet hätten. Doch wären so nicht am Ende alle "glücklicher" gewesen? Wo ist der Sinn in dem Geschehenen, wenn sich alle Überlebenden nur noch wünschen, sie wären gestorben?
Ich fand dieses Buch unglaublich ergreifend und konnte sehr gut nachvollziehen, wie schwer es ist, aus einem Gerichtssaal heraus, der sich in einer Welt mit allen Annehmlichkeiten befindet, über das urteilen zu wollen, was den Überlebenden der Evangeline widerfahren ist. Dieses Buch greift Urängste auf und erschüttert das Vertrauen in die Regeln, die geschaffen wurden, um Barbarei zu verbannen und Zivilisation zu sichern. Doch wie weit würde jeder für sein Überleben und das Überleben anderer gehen? Bei einigen der tragischen Wendungen standen mir sogar Tränen in den Augen und mein Fazit nach dem Buch war, dass ich mir wünsche, niemals selbst in eine solche Situation zu kommen. Denn selbst wenn man zu den Überlebenden gehört, kann man sich jemals wieder als Mensch betrachten?
Ein Buch, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet, zwischendurch auch die Belastung der einzelnen Beteiligten aufzeigt, wobei die Entwicklungen bezüglich des Verteidigers vorhersehbar sind, ist dieses Buch auf jeden Fall lesenwert, wenn man nicht auf ein befriedigendes, abschließendes Ende hofft. Denn das kann es bei dieser Geschichte gar nicht geben.

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