Cover des Buches Murnaus Vermächtnis (ISBN: 9783832162153)
Rezension zu Murnaus Vermächtnis von D. B. Blettenberg

Vergangenheit und Gegenwart in einem faszinierenden Land...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Ein spannendes Buch, das einen tollen Einblick in das Ghana des 20./21. Jahrhunderts ermöglicht

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Victor Voss arbeitet als Tourguide in Ghana. Eines Tages erscheint ein Mann namens Albin Grau vor seiner Tür, der seine Dienste in Anspruch nehmen möchte. Irgendetwas an dem Mann ist Victor nicht geheuer, doch er nimmt den Auftrag an. Zögerlich berichtet Grau seinem Guide, dass er auf der Suche nach verschollenen Filmaufnahmen des großen Stummfilmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau ist. Mit den richtigen Auftraggebern kann eine solche Suche ein sehr einträgliches Geschäft sein. Dass es auch ein sehr gefährliches Geschäft sein kann, erfahren die beiden Männer sehr schnell, als Grau zunächst während eines Gespräches mit einem einheimischen Orakel bezüglich der Aufnahmen angegriffen wird (hier greift Voss ein, der als ehemaliger Fremdenlegionär in der Lage ist, den Angriff abzuwehren). Am nächsten Morgen liegt Grau ermordet in seinem Hotelzimmer.

Voss ist betroffen, doch nach einer kurzen Vernehmung durch die Polizei macht er sich auf den Weg zurück in seine Wohnung in Accra. Ihn beschäftigt viel mehr, dass nicht lange vor seiner Fahrt mit Grau in sein Auto eingebrochen worden ist und ihm persönliche Gegenstände entwendet wurden. Als ein weiterer Mord mit derselben Mordwaffe geschieht und das Opfer dieses Mal aus seinem engsten Umfeld stammt, beschließt Voss, der Sache auf den Grund zu gehen. Weder die ghanaische Polizei noch das Militär genießen sein vollstes Vertrauen. Schnell wird klar, dass es um mehr geht als nur einen verschollenen Stummfilm. Was Graus Auftraggeber angeht, tappt Voss eine Weile im Dunkeln, bis er in Berlin eine Bekanntschaft macht, die ihn in dem Fall ein großes Stück nach vorne bringt. Zurück in Ghana ermittelt er auf eigene Faust weiter, fährt quer durch das Land und bis nach Togo rein. Dabei muss er sich auch intensiv mit sich selbst und seiner Familiengeschichte auseinandersetzen.

Blettenberg öffnet für diesen Krimi eine Menge Fässer – verschwundene Stummfilme, ein fälschlicherweise als Heiliger verehrter Missionar, Aktfotos und eine pornografische Filmaufnahme dienen alle als Motive für die verschiedenen Akteure, die sich hier über den Weg laufen und ihre Pläne zu durchkreuzen versuchen. Ein Finale reicht von daher auch nicht – es gibt zwei zum Ende des Buches, in deren Verlauf Blettenberg sich redlich bemüht, alle Motive glaubwürdig miteinander zu verknüpfen und Erklärungen nachzuliefern, wo es bis dahin keine gegeben hat. Das ist besonders schade, weil es bis kurz vor Schluss ein tolles Buch ist. Blettenberg selbst hat zwei Jahrzehnte als Entwicklungshelfer gearbeitet – unter anderem eben auch in Ghana. Entsprechend detailliert und anschaulich beschreibt er das Leben dort und geht besonders packend auf die Vermischung christlicher und traditioneller ghanaischer Religionen ein.

Blettenberg verwebt gekonnt Vergangenheit und Gegenwart eines faszinierenden Landes und das macht Murnaus Vermächtnis zu einem spannenden Buch, das einen anregenden Einblick in das Ghana des 20. und 21. Jahrhunderts ermöglicht. Die Schwächen zum Ende hin können da verziehen werden.


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