Cover des Buches Jesus von Texas (ISBN: 9783898133562)
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Rezension zu Jesus von Texas von DBC Pierre

Rezension zu "Jesus von Texas" von DBC Pierre

von stephanie_widl vor 13 Jahren

Rezension

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stephanie_widlvor 13 Jahren
* Inhalt / Klappentext: Vernon Little steckt verdammt tief in der Scheiße. Sein bester Freund Jesus hat in einem gnadenlosen Amoklauf eine ganze Schulklasse und sich selbst ins Jenseits geschickt. Bald gerät Vernon ins Visier einer sensations- und vergeltungsgeilen Öffentlichkeit und landet in der Todeszelle. Doch er schlägt zurück. DBC Pierres fulminanter Debütroman überzeugte nicht nur die Jury des Booker-Preises, sondern wird auch von der deutschen Presse als brillante schwarze Satire auf das moderne Amerika gefeiert. Das rasant inszenierte Hörspiel des WDR treibt den Hörer geradewegs in die abgründig - komische Gedankenwelt des jungen Helden - bis zum überraschenden Finale. Story: Irgendwo in Texas – der fiktiven Stadt Matirio – lebt der 15jährige Vernon Little. Dessen bester und einziger Freund Jesus Navarro hat soeben sechzehn Schüler und anschließend sich selbst bei einem Amoklauf getötet. Schnell gerät Vernon in den Fokus der Aufmerksamkeit, von Seiten der Bevölkerung, der Medien und vor allem der Polizei. Der gegen ihn erhobene Vorwurf lautet: Beihilfe zum Mord! Verzweifelt beschließt er nach Mexiko zu fliehen, doch in Accapulco wird er schließlich festgenommen – ausgerechnet mit der Hilfe seines großen Schwarms Taylor. Scheinbar scheint dies alles seine Mutter so gar nicht wirklich zu interessieren – besteht ihr Leben doch bis dato offensichtlich nur aus Küchengeräten und Diäten. Durch äußerst glückliche Wendungen und Verstrickungen kommt es scheinbar doch noch zu einem echten Happy End. Sprecher: Die Hauptrolle in dieser Hörspielbearbeitung spricht Sven Plate, der den meisten sicherlich doch seine Rolle des Jay Lawrence aus Point Whitmark bekannt sein dürfte. Nun löst er durch seine doch recht einzigartige Stimme beim Hörer ohnehin nur zweierlei Gefühle aus – entweder Liebe oder Hass! So ist dies sicherlich Geschmackssache ob man über rund 56 Minuten seinen doch teilweise recht monotonen Tonfall ertragen kann. Abgesehen von diesem Kritikpunkt macht er seine Sache durchaus ansprechend – holt er doch das Optimum aus dem doch recht seltsamen Charakter Vernon heraus. Regine Lemnitz (vor allem als Stimme von Whoopie Goldberg bekannt) überzeugt von allen Sprechern wohl am meisten in ihrer Rolle der unsympathischen, verfressenen Depute Vain Gurie. Vernons Mutter wird durchaus überzeugend von Kathrin Ackermann gesprochen – die allerdings ein wenig zu oft an ihre wohl bekannteste Rolle, Peggy Bundy erinnert. Besonders in den Momenten in denen die Mutter als dümmliches Landei dargestellt wird, dessen Leben aus Gefrierschränken und ähnlichen Küchengeräten besteht, was sie mit ihren ebenso weltfremden Freundinnen bis zum erbrechen diskutieren muss, während sie dabei stets debil grinsend bei Kaffee und Kuchen sitzt, klingt Ackermann ein wenig zu sehr nach der rothaarigen Frau des wohl berühmtesten Schuhverkäufers auf Erden. Die restlichen Sprecher wissen größtenteils alle zu überzeugen – Ausfälle gibt es hier nicht, hat man es doch allesamt mit bekannten Synchronsprechern zu tun. Musik & Effekte: Effekte gibt es hier so gut wie gar nicht, und wenn dann überzeugen diese leider nur wenig. So wirken die Schüsse zu Beginn des Hörspiels doch sehr unecht, ebenfalls das „Switch"- Geräusch des Fernsehers. Besser gelungen ist eindeutig die musikalische Untermalung. Die Klänge die am Anfang der Geschichte stehen erinnern durchaus an den amerikanischen Süden – wenn auch etwas sehr klischeehaft ausgewählt – aber dies ist ja durchaus so üblich. Vollkommen missglückt ist die Musikeinlage während des Mexikoaufenthalts. Wie so oft bekommt man im Zusammenhang mit Mexiko „La Coca Racha" zu hören. Schade, hier hätte man durchaus mit etwas mehr Liebe zum Detail auswählen können, was ja in der „Liebesszene" durchaus gelang. Größtenteils weiß die Musik aber zu überzeugen und unterstreicht die Handlung doch recht gut, ebenso wird die Geschichte vorangetrieben und Tempo reingebracht. Fazit: Es ist sicherlich niemals leicht unvoreingenommen an ein derart hochgelobtes Werk wie „Der Jesus von Texas" von DBC („Dirty but Clean") Pierre heran zu gehen. Immerhin wurde diese Geschichte als wunderbare Satire auf die amerikanische Gesellschaft gelobt, mit Preisen überhäuft und als literarische Weiterführung von Michael Moores „Bowling for Columbine" bezeichnet. Wer allerdings an die Handlung, die man im Rahmen dieses Hörspiel mitbekommt, etwas reflektierter herangeht, wird feststellen, dass hier größtenteils mit alten, aber immer wieder beliebten Klischees gearbeitet wird. Der fette, dumme, naive, treudoofe, Bush wählende Ami. Warum man ausgerechnet den Süden als Handlungsort wählte, dürfte sich damit wohl von selbst erklären – es passt einfach zu schön ins Bild der Vorurteile. Einmal mehr dürfte sich der durchschnittlich gebildete in seiner Meinung bestätigt fühlen. Zusammengefasst auf knapp eine Stunde Hörspiel funktioniert diese Satire eben einfach nicht – die Geschichte wirkt viel zu wirr, das Ende kommt viel zu plötzlich und bleibt unverständlich. So überzeugt zwar die Umsetzung trotz der angesprochenen Kritikpunkte – aber das Hörspiel zündet zu keiner Zeit. Es kommt, trotz guter Sprecherleistungen keinerlei Spannung auf. Selbst nach mehrmaligen hören wirkt diese Geschichte unzusammenhängend. Vielleicht hätte man sich ein wenig mehr Zeit nehmen sollen um sie zu erzählen, vielleicht hätte es gut getan die Charaktere noch besser vor zu stellen – vor allem Jesus kommt viel zu kurz. Wahrscheinlich gibt aber die Vorlage von DBC Pierre einfach nicht recht viel mehr, und das ist in Anbetracht des Hypes der um diese Geschichte gemacht wurde, doch sehr enttäuschend. So hat diese nämlich nicht recht viel mehr zu bieten, als besagte Vorurteile und eine teilweise fast schon ekelhaft derbe Sprache. Ein durchschnittliches Hörspiel mit dünner Story, dass größtenteils von seinen überzeugenden Sprechern lebt!
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