Rezension zu "Five O'Clock Tea mit Spion: Leidenschaft, Verrat und Flucht" von Dagmar Schmidt
KarenAydinWorum geht es?
Katharina Jochimstaler freut sich, als sie, nur drei Wochen, nachdem sie und ihr Mann Richard offiziell aus Moskau ausgewiesen worden sind, erfährt, dass Richard nun als Verteidigungsattaché an die deutsche Botschaft nach London versetzt wurde. Doch britisch-beschaulich wird es im idyllischen Londoner Stadtteil Richmond nicht. Schnell ist ihr auch dort der russische Geheimdienst auf den Fersen – und alles nur wegen dem Spion, der sie liebte.
Kritik
„Die Wälder rund um Moskau versanken im Schnee.“ Der Roman beginnt mit Witalijs abenteuerlicher Flucht aus Russland. Nach diesem sehr spannenden Auftakt begleiten wir Katharina und ihren Mann nach London. Ich habe ja schon den ersten Teil, in dem es das Ehepaar nach Moskau verschlagen hat, mit großem Vergnügen gelesen und wollte nun unbedingt wissen, wie es weitergeht. Mit den Joachimstalern, aber vor allem mit Witalij.
Es ist schön, wenn man Teil eins gelesen hat, weil man dann schon mit der Geschichte von Witalij und Katharina vertraut ist, aber es nicht zwingend notwendig. Die Aspekte, die für das Verständnis wichtig sind, werden elegant und unaufdringlich eingebaut. Kaum haben sie sich in London eingerichtet, erhält Katharina schon eine kryptische Nachricht. Ist es eine Botschaft von Witalij an seine Katjuscha?
Katharina selbst hat ja schon ein großes Talent, sich ins Schlamassel hineinzureiten, doch diesmal kommen ihr darin, ihre beiden Söhne, Tobias und Nico (der sich prompt verliebt) zu Hilfe. Katharina nimmt ja nun kein Blatt vor den Mund und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Es macht Spaß zu lesen, wie die sympathische, aber leicht chaotische Diplomatengattin ebenso mutig wie leichtsinnig dem russischen Geheimdienst trotzt - emotional und mit dem Herz auf dem rechten Fleck - und ganz sicher ohne stiff upperlip.
Der erste Teil war für mich schon recht spannend, dieser Teil ist noch etwas spannender, wie ich finde, aber auch etwas düsterer.
Die Autorin verliert sich nicht in Klischees (außer vielleicht ein paar humorigen Bemerkungen über britische Spleens wie das ständige „Sorry“, auch wenn man gar nicht schuld war), es regnet nicht einmal. Stattdessen zeichnet sie vor der Kulisse der historischen Attraktionen wie Tower, Hampton Court und Westminster Abbey, das Bild eines modernen und multikulturellen London, das sich auch innerhalb der Familie widerspiegelt, denn kaum ist Nico eingetroffen, ist er auch schon verliebt- in Esha.
Zwei Sachen haben mir besonders gut gefallen. Einmal der Auftritt von Queen (Queenie) Elizabeth und - gerade als ich mich fragte, was Richard eigentlich zu all dem sagt, kommt er auch mal zu Wort.
Das Ende hat mich sehr überrascht.
Fazit
Es ist kein Liebesroman, auch wenn „Leidenschaft“ eine Rolle spielt, es ist ein actionreicher Roman um eine sympathische und couragierte Frau, der keine Sekunde langweilig wird, was auch an dem sehr flüssig-flotten Erzählstil liegt.