Cover des Buches Der Duft der Pfirsichblüte (ISBN: 9783746626727)
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Rezension zu Der Duft der Pfirsichblüte von Dagmar Trodler

Schwache Pflanzen gehen nicht immer ein!

von Maran-Wortsaat vor 10 Jahren

Rezension

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Maran-Wortsaatvor 10 Jahren

Inhalt:

Das Londoner Leben im Jahr 1812 ist nicht leicht. Die Kontinentalblockade Napoleons bringt die Menschen zum hungern. Harte Strafen sind an der Tagesordnung. Selbst Bagatelldelikte werden mit dem Tod geahndet.
Die 16jährige Penelope glaubt an ein Wunder, hat sie doch letztlich ihrer Mutter Mary zu verdanken in einem reichen Haushalt arbeiten zu dürfen, wo sie im Gegensatz zu ihren anderen Freundinnen mit Nahrung versorgt wird.Doch dann ereilt die Tochter des reichen Hauses eine Tragödie und nur Mary kann helfen, denn sie ist eine Engelsmacherin, die Schwangerschaften beendet. Unwissend, dass sie dadurch ihr Schicksal besiegelt, bringt Penelope die Dame zu ihrer Mutter und wird von den Wachen erwischt. Auf diese Tat gibt es nur eine Strafe: Tod durch den Galgen oder die Deportation ins weit entfernte Australien.

Cover:

Das Cover mit seinen zarten Farben finde ich gut gelungen, dennoch sollte man sich davon nicht zu dem Inhalt verleiten lassen. Obwohl es sanft und beruhigend wirkt, so ist die Geschichte alles andere als das. Liebe kommt in dem Buch vor, aber es ist keine reine Liebesgeschichte, was ich hingegen als Vorteil empfand.

Meinung:

Die junge Penelope kann nicht glauben, dass sie wirklich mit ihrer Mutter verurteilt wurde, nach Australien verschifft zu werden.
Als sie sich auf See in den jungen Iren Liam verliebt, wird sie zudem auch noch schwanger und bekommt während der Überfahrt ihre Tochter Lilly. Harte Schicksalsschläge ereilen sie immer wieder. Sie wird von ihrer Mutter und ihrem Kind getrennt, landet in einem fremden Land und ist zum ersten Mal auf sich alleine gestellt. Dennoch schafft Penny es, sich immer wieder aufzuraffen. Gerade das fand ich besonders schön. Schwache Planzen gehen eben nicht immer ein.
Bisher hatte ich noch nie einen Roman dieser Art gelesen. Ich habe schon historische Romane im Regal stehen, allerdings befand sich noch nie ein Buch über einen Gefangenentransport über See nach Australien darunter. Was mir bei diesem Buch besonders gut gefallen hat, war der Einblick in das damalige Leben. Hautnah erlebte man mit, wie sich der tägliche Überlebenskampf darstellte. Die harte Arbeit der Häkelei raubte den Frauen wegen des schlechten Lichtes oftmals das Augenlicht. Weil wegen der Blockade kaum Lebensmittel eingeschifft werden konnten, verhungerte man, oder man stahl, wurde erwischt und starb durch den Strang.
Die Lebensweise und die Art sich auszudrücken war zu dieser Zeit recht derb, besonders in dem Viertel, in dem die Hauptprotagonistinnen leben. Auch die Zustände im Gefängnis und auf dem Schiff wurden glaubhaft rübergebracht. Schmutz, Krankheiten und ein durchdringender Gestank, der alles überdeckt und die Menschen weniger wie Menschen und vielmehr wie Tiere wirken lässt.
Diese Geschichte ist hart und wird auch hart niedergeschrieben.

Charaktere:

Penelope McFadden, sechzehn Jahre jung und Spitzenhäklerin, ist die Hauptprotagonistin des Buches. Im Gegensatz zu ihrer Mutter Mary wird sie als willensschwach dargestellt, weswegen Mary voller Sorge um sie ist. Trotz des Viertels in dem sie lebt, bewahrt sie sich sehr lange ihre Unschuld, ist aber naiv genug, um von anderen benutzt und missbraucht zu werden.

Mary McFadden, dieser Charakter war eine Wucht. Pennys Mutter hat viel durchlitten. Verlor sie Pennys Vater an Botany Bay, weil er auch ein verurteilter Strafgefangener war, so schaffte sie es die ganze Zeit sich und ihr Kind zu versorgen. Mary ist eine harte Frau, die nach der Devise lebt: Meine Tochter und ich kommen immer an erster Stelle. Mitleid mit anderen kann man sich nicht erlauben, wenn man am Verhungern ist. Nur wer Herz und Geist stählt, kann in diesen Zeiten überleben. Das versucht sie ihrer Tochter zu vermitteln, was jedoch hoffnungslos scheint, denn Penelope ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.

Liam. Zu Liam habe ich einiges zu sagen, was jedoch am wichtigsten ist: Ich bin aus ihm nicht schlau geworden. Das erste Mal, wenn man von ihm liest, sich die Art vorstellt, wie begehrlich er Penny ansieht, bekommt man rasendes Herzklopfen, Gänsehaut und einen wässrigen Mund. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass er Penelope immer wieder bittet seine Frau zu werden. Man ist sich sicher, dass er sie begehrt und im Verlauf der Geschichte gibt es auch immer wieder Situationen in denen ersichtlich wird, dass er sie liebt. Troztdem zeigt Liam auch seine dunkle Seite und die hat es faustdick hinter den Ohren. Er ist ein Rebell, der sich nicht davor scheut um sich zu schlagen, selbst wenn er jene trifft, die ihm wichtig sind. Deswegen, auch wenn er es gesagt hat, am Ende des Buches wusste ich nicht, ob er Penny liebt oder nicht. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass er nicht gut genug beschrieben wurde, sondern weil er eine sehr undurchsichtige Person ist. Sein Charakter hat genau zu der Geschichte gepasst.

Bernhard Kreuz ist einer der Ärzte auf dem Deporationsschiff. Er ist rücksichtsvoll und man merkt ihm an, wie sehr er die Zustände auf dem Schiff verachtet. Immer wieder ist er derjenige, der sich für die Gefangenen einsetzt. Und immer wieder ist er derjenige, der versucht Penny zu beschützen.

Fazit:

Ich habe jetzt einige Inhaltsangaben zu diesem Buch gelesen, dennoch muss ich sagen, empfand ich die Liebesnacht zwischen Penny und Liam nicht als Vergewaltigung. Was ich jedoch bestätigen kann ist, dass Liam ein teuflischer Verführer ist. Die Art, wie er beschrieben wird, wie er Penny ansieht, bescherte nicht nur ihr weiche Knie. Kein Wunder also, dass sie nachgibt und ihm ihre Unschuld schenkt.
Was ich als zweites las, Bernhard Kreuz wird als junger Arzt beschrieben. Er ist rundlich, besitzt schütteres, angegrautes Haar, ich konnte ihn mir nicht als jung vorstellen. Und obwohl er nicht dem Aussehen eines teuflischen Verführers entspricht wie Liam, so besitzt er andere Qualitäten. Seine freundlichen Worte und seine sanften Gesten umsorgen Penelope wie eine zärtliche Decke.
Diese beiden Männer nehmen immer wieder einen wichtigen Part in ihrem Leben ein und ich als Leserin war gespannt zu erfahren, wer sich letztendlich als würdig erweisen würde, ihr Herz zu erobern.
Trotz der anfänglichen Längen hat die Geschichte um Penelope mich begeistert und mir eine neue Sichtweise auf die Lebensumstände dieser Zeit und auf Australien ermöglicht.
Deswegen vergebe ich für dieses Buch 5/5 und möchte mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken
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