Rezension zu Wie ein Wanderer in einer mondlosen Nacht von Dai Sijie
Rezension zu "Wie ein Wanderer in einer mondlosen Nacht" von Dai Sijie
von tedesca
Rezension
tedescavor 13 Jahren
Dai Sijie erzählt einmal mehr ein Stück chinesische Geschichte, indem er die Vergangenheit eng in Beziehung zur Gegenwart setzt. Poetisch und doch geradlienig und direkt berichtet er einerseits über die Liebesbeziehung zwischen einer französischen Studentin und dem chinesischen Gemüsehändler Tumschuk, und andererseits über die Zustände in den kommunistischen Gefangenenlagern, in denen Menschen für ihre Lebensanschauungen zu lebenslangen Qualen in Bergwerken und Arbeitslagern leiden müssen. Parallel dazu erfahren wir die Geschichte des letzten Kaisers von China, Pu Yi, der durch den - durchaus grandiosen - Film von Bernardo Bertolucci wohl sehr idealisiert und verfremdet in die westliche Geschichte einging. Ein verstörter Mensch, der nur durch die Umtriebe seiner machtgierigen Tante an die Macht gekommen ist, die so indirekt das Schicksal von Tumschuks Familie maßgeblich beeinflusst hat. Angenhem zu lesen, wenngleich mit den vielen chinesischen Namen auch leicht verwirrend, historisch interessant, durchaus spannend und berührend ist dieses Buch, wobei man sich mit der Erzählweise über mehrere Ebenen entsprechend anfreunden muss. Alles in allem ein Tip für Freunde großer Erzählkunst und chinesischer Literatur.