Dambisa Moyo

 3,8 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Dead Aid, Der Untergang des Westens und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Dambisa Moyo, geboren 1970 in Sambia, wurde berühmt durch das Buch »Dead Aid«, in dem ausgerechnet sie als Afrikanerin das Ende jeder Entwicklungshilfe fordert. Sie wurde vom World Economic Forum zu den Young Global Leaders gezählt, lebt in London und ist u.a. Schirmherrin der Wohltätigkeitsorganisation Absolute Return for Kids (ARK) und Vorstandsmitglied der Lundin for Africa Foundation (LFA). 2010 wurde sie zum Mitglied des Boards von Barclays ernannt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Dambisa Moyo

Cover des Buches Dead Aid (ISBN: 9783942048361)

Dead Aid

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Erschienen am 20.09.2011
Cover des Buches Der Untergang des Westens (ISBN: 9783492053761)

Der Untergang des Westens

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Erschienen am 16.01.2012
Cover des Buches Der Untergang des Westens (ISBN: 9783492950183)

Der Untergang des Westens

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Erschienen am 16.01.2012
Cover des Buches Dead Aid (ISBN: 9780141031187)

Dead Aid

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Erschienen am 19.01.2010

Neue Rezensionen zu Dambisa Moyo

Cover des Buches Dead Aid (ISBN: 9783942048361)
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Rezension zu "Dead Aid" von Dambisa Moyo

Eine gnadenlose Abrechnung mit der westlichen Entwicklungshilfe für Afrika
Randberlinervor 2 Jahren

Afrika, der vergessene, der verlorene Kontinent, ein Kontinent, dem geholfen werden muss, am besten durch immer mehr Entwicklungshilfe. Politiker und NGOs in den USA und Europa, Popstars wie Bono und Geldorf bestimmen das Meinungsbild darüber, was für Afrika am besten ist und wie seine Probleme (angeblich) gelöst werden können. Ihre Rezepte sind immer die gleichen – mehr Entwicklungshilfe. Nun aber erhebt eine Afrikanerin ihre laute Stimme und klagt mit großer Leidenschaft an: Der Westen mit seiner Entwicklungshilfe trägt eine große Mitschuld daran, dass Afrika weltweit immer weiter hinter allen anderen Nationen zurückfällt. Die Entwicklungshilfe führt dazu, dass skrupellose Machthaber sich unermesslich bereichern, führt zu Korruption und Bürgerkriegen mit Millionen Opfern, aber bringt nichts für die Millionen Menschen des schwarzen Kontinents. Das alles wollen wir im Westen nicht hören, denn wir haben uns moralisch-behaglich mit dem Narrativ eingerichtet: Wir helfen, aber die Afrikaner kommen irgendwie nicht voran.

Die in Senegal geborene und international tätige Ökonomin Dambisa Moyo zeigt in ihrem Buch mit fühlbarer Leidenschaft, wie die vielen Milliarden Dollar und Euro an westlicher Entwicklungshilfe Strukturen erzeugen, die die freie wirtschaftliche Entwicklung in den afrikanischen Ländern abwürgen und Millionen Menschen in Bettler und Zuwendungsempfänger verwandelt. Die Belege, die Frau Moyo vorlegt, sind überzeugend und es muss die Frage gestellt werden, warum sich nichts ändert.


Im Buch analysiert Dambisa Moyo die unheilvolle Allianz der Geber- und Nehmerländer. Für die Geberländer geht es nicht nur um das gute moralische Gewissen, sondern auch z. B. um Agrarsubventionen für die einheimische Bauernschaft und um hunderttausende Arbeitsplätze in der staatlichen und außerstaatlichen Wohltätigkeitsindustrie. Deshalb werden gern beide Augen zugedrückt, wenn sich korrupte Machthaber mit dem Geld der westlichen Länder die eigenen Taschen füllen und nur ein geringer Bruchteil bei den wirklich Bedürftigen ankommt. Dambisa Moyo nennt diese Art von Hilfe Dead Aid (Tote Hilfe), denn sie hat in den letzten 60 Jahren Millionen Menschen in Afrika an einer selbstbestimmten Entwicklung behindert.

Die erfahrene Ökonomin, die auf Stationen bei der Weltbank und Goldman Sachs zurückblicken kann, zeigt in ihrem Buch an Hand vieler praktischer Beispiele alternative Wege auf, wie sich ihr Heimatkontinent aus Armut und Rückständigkeit nachhaltig befreien kann. Dabei hat sie vor allem die Lehren aus den asiatischen Ländern vor Augen. Dort haben große Länder wie China und Indien, die vor Jahren noch weit hinter vielen afrikanischen Ländern zurücklagen, den Lebensstandard von Milliarden Menschen in kurzer Zeit massiv gesteigert. Nicht überraschend setzt Frau Moyo an die Stelle der mehltauartigen Entwicklungshilfe alternative Instrumente wie z. B. internationale Anleihen, Microkredite, Direktinvestitionen, Entwicklung einheimischer Kapitalmärkte, faire Handelsbeziehungen, Verbilligung von Geldsendungen der im Ausland arbeitenden Afrikaner.

Besonders hebt Dambisa Moyo dabei das Engagement von China und Indien in Afrika hervor. Drüber mag man aus deutscher Sicht die Nase rümpfen, aber die Autorin zeigt an einer Füller von  Beispielen, dass mit den chinesischen Auslandsinvestitionen den Menschen und der Infrastruktur in Afrika mehr geholfen wird, als mit den Almosen, die die westlichen Entwicklungsländer mit großem moralischem Pathos verteilen.

Ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und das es verdinet hat, mit fünf Sterne bewertet zu werden.

Cover des Buches Dead Aid (ISBN: 9783942048361)
Catastrophias avatar

Rezension zu "Dead Aid" von Dambisa Moyo

Ist Entwicklungs"hilfe" Schuld an Korruption und anhaltender Armut in vielen afrikanischen Ländern?
Catastrophiavor 3 Jahren

Auch, wenn es schon 10 Jahre alt ist, sollte man dieses Buch definitiv lesen, wenn man sich mit "Entwicklungszusammenarbeit" auseinandersetzen will.  Moyo konzentriert sich insbesondere auf staatliche, finanzielle Entwicklungszusammenarbeit und legt sehr klar dar, dass diese in der Vergangenheit eher geschadet hat. So zeigt sie auf, dass staatliche Entwicklungsgelder Korruption verstärken und demokratische Entwicklung behindern, zudem würden sie Regierungen davon abhalten, sich der eigenen Bevölkerung gegenüber verpflichtet zu sehen. Moyo plädiert dafür, die klassische EZ komplett zu beenden und stattdessen auf wirtschaftliche Zusammenarbeit und Investitionen zu setzen, kritisiert, dass trotz eindeutiger Studienlage weiter an diesem Modell festgehalten wird und argumentiert, dass ohne den Aufbau eines mittelständischen Unternehmertums auch keine demokratische Kontrolle stattfinden kann, weil die oft korrupten Regierungen Entwicklungsgelder als kontinuierliche Einnahme sehen und es nicht für nötig halten, andere Einnahmen zu generieren.  Insbesondere Steuern seien aber ein wichtiges Mittel zivilgesellschaftlicher Kontrolle über die Regierung. Moyos Thesen sind sicher nicht alle unstrittig und mich persönlich hat der sehr neoliberale Fokus gestört. Für Moyo ist Chinas Engagement in Afrika definitiv begrüßenswert, auch wenn sie mögliche Risiken davon benennt -  andere Ökonomen aus Subsahara-Afrika wie bspw. James Shikwati kritisieren das chinesische Engagement deutlich stärker. Trotzdem ist Moyos Buch extrem wichtig.

Cover des Buches Der Untergang des Westens (ISBN: 9783492053761)
Dr_Ms avatar

Rezension zu "Der Untergang des Westens" von Dambisa Moyo

Der Westen schafft sich ab
Dr_Mvor 9 Jahren

Fast fünfzig Jahre sah es so aus, als ob niemand die USA ökonomisch oder gar militärisch bedrohen könnte. Sie waren aus dem 2. Weltkrieg als der eigentliche Gewinner hervorgegangen: Ihr Territorium blieb von Kriegshandlungen unberührt, ihre Wirtschaft lief rund und die europäische Konkurrenz hatte sich tief in den USA verschuldet. Die USA stiegen zur Weltmacht auf. Doch Imperien neigen dazu, sich zu überdehnen, was gewöhnlich den Selbstzerstörungsmodus einleitet.

In diesem Buch wird der Kern des Problems diskutiert: der ökonomische Selbstmord auf Raten. Wenn nicht in den nächsten zehn Jahren drastische politische Maßnahmen ergriffen werden, so die Autorin im Vorwort, dann wird "nicht nur die Kontrolle über Besitz und Ressourcen schon bald an China, Indien, Russland oder die arabischen Länder übergehen". Dambisa Moyo möchte in diesem Buch herausfinden, wie es zu der jetzigen Lage kam. Hoffnungen auf eine Wende zugunsten des Westens macht uns die Autorin nicht, denn dazu besteht nach der Faktenlage kein Anlass.

Nach dem Modell des Nobelpreisträgers Robert Solow existieren drei Determinanten des Wirtschaftswachstums: Kapital, Arbeitskraft und die sogenannte totale Faktorproduktivität (vorhandene Technologie, kulturelle und rechtliche Aspekte sowie andere Faktoren, die nicht unter Kapital oder Arbeitskraft fallen und im Text näher erläutert werden).

Die Autorin beginnt mit dem Faktor Kapital und beschreibt zunächst, wie sich der Anteil der verschiedenen Wirtschaftsmächte am Welt-BIP historisch entwickelt hat. Die USA haben zuletzt erhebliche Anteile an China und andere Mächte verloren.

Dann erläutert sie am Beispiel der politischen Förderung von Immobilienbesitz in den USA die dramatische Fehlallokation von Kapital und den daraus folgenden wirtschaftlichen Niedergang in den letzten Jahren. Der Immobilienmarkt bietet nach ihrer Meinung ein hervorragendes Beispiel für das Zusammentreffen von drei Faktoren, die eine tödliche ökonomische Mixtur ergeben: staatliche Subventionen, die feste Überzeugung, dass Preise nur steigen können und eine Kultur der Verschuldung.

Das Buch bezieht sich vor allem auf die Lage der USA, denn für diesen Markt wurde es geschrieben. Außerdem räumt die Autorin dem zerstrittenen und mit den irrsinnigen Euro-Rettungsversuchen beschäftigten Europa noch weniger Chancen ein, seine jetzige ökonomische Position halten zu können.

An Beispielen erklärt die Autorin zunächst, dass Fremdkapital Unternehmen auf dem Wege der Erhöhung der Eigenkapitalrendite zu Risiken zwingt. Danach deckt sie die verheerende Hebelwirkung solcher Finanzierungen in Krisenzeiten auf. Das ist sehr lehrreich, aber nicht immer einfach zu lesen. Durch falsche Anreize kam es in den USA zu einer gewaltigen Fehlleitung gigantischer Kapitalmengen in Immobilienspekulationen. Nach dem Platzen dieser Blase floss noch mehr Kapital in den unproduktiven Finanzsektor, statt in die Entwicklung neuer Technologien oder die marode amerikanische Infrastruktur. Damit krankt bereits ein Faktor für Wirtschaftswachstum erheblich.

Ähnliche Fehlleitungen existieren aber auch im Bereich der Arbeitskräfte. Infolge hoher Verdienstmöglichkeiten interessiert sich die Jugend mehr für das Finanzwesen, den öffentlichen Dienst, der in den USA gewaltige Ausmaße annimmt, private Dienstleistungen oder für den Profisport. Die Autorin gibt das Verhältnis von Ingenieuren zu Anwälten in den USA mit 1:41 an. Ganz anders stellt sich die Situation in China dar.

Auf dem Westen lasten darüber hinaus verdeckte Kosten, da dort überall die Rentensysteme von der Hand in den Mund leben und der Anteil alter Menschen in diesen Gesellschaften in den nächsten Jahren noch steigen wird.

In den USA, aber auch in Teilen Westeuropas werden in den nächsten dreißig Jahren jetzige ethnische Minderheiten zu Mehrheiten werden. Diese Bevölkerungsgruppe würden, so die Autorin, aber keineswegs über die gleiche Ausbildung und Haltung verfügen wie die jetzige Mehrheit. Vergleicht man diesen Zustand mit den harten Auswahlmethoden und dem Bildungshunger in asiatischen Kulturen, dann ahnt man, was auf den Westen zukommen wird.

Ähnlich schlecht steht es um die sogenannte totale Faktorproduktivität. Die Autorin beschreibt an Beispielen, wie auch hier extreme Fehlleitungen dieser Ressourcen das Wirtschaftswachstum des Westens bremsen oder ganz verhindern. Sie nennt in diesem Zusammenhang beispielsweise die dreistelligen Millionenbeträge, die Goldman Sachs in die Entwicklung von Programmen zum Hochfrequenztrading, also in eine für das Finanzsystem gefährliche und höchst unproduktive Technologie investiert hat.

Da also somit alle drei das Wirtschaftswachstum bestimmenden Determinanten in den USA von gigantischen Fehlleitungen notwendiger Ressourcen belastet sind, die man nicht mehr rückgängig machen kann, dies aber in China und anderen sogenannten Schwellenländern ganz anders aussieht, werden die Konsequenzen für den Westen hart und nahezu unausweichlich sein.

Im zweiten und recht kurzen Teil beschreibt die Autorin zunächst die künftigen Reibungsflächen zwischen dem Westen und den aufsteigenden Ländern. Beispielsweise macht sie dabei deutlich, dass die Chinesen niemals soviel Öl verbrauchen können, wie es gegenwärtig die Amerikaner tun, denn dafür reichen die Vorräte nicht aus. Ähnlich verhält es sich mit anderen Rohstoffen. Betrachtet man das aggressive Vorgehen der Chinesen auf diesem Sektor (der übrigens auch Agrarflächen und Wasser umfasst), dann kann man sich vorstellen, was die Stunde geschlagen hat.

Am Ende des Textes diskutiert die Autorin einige Zukunftsszenarien, die allesamt nicht rosig für den Westen und die Welt insgesamt aussehen. Die USA sind faktisch schon lange bankrott, wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig, besitzen eine desolate Infrastruktur und sind militärisch größenwahnsinnig. Damit besteht ein gewaltiges Konfliktpotential, das die Autorin in ihren Zukunftsszenarien beschreibt. Natürlich kann man ihr vorwerfen, dass ihre Vorschläge moralisch nicht einwandfrei sind. Bei Machtfragen war Moral noch nie eine passende Kategorie. Das zu erwarten wäre merkwürdig naiv.

Fazit.
Dieses Buch vermittelt einen sehr klaren Eindruck von den wirklichen Problemen, die merkwürdigerweise im Westen nicht öffentlich diskutiert werden. Der Text liest sich bis auf wenige Stellen sehr gut. Dass die Autorin in amerikanischen Kategorien denkt, aber dennoch eine merkwürdige Sympathie für den chinesischen Kapitalismus zu haben scheint, dortige Probleme übersieht und manchmal etwas linear argumentiert, kann man ignorieren, weil sie die Probleme des Westens überaus deutlich herausarbeitet und in die Logik der Wachstumstheorie stellt. Die Punkte gíbt es für die klare Analyse, weniger für ihre Lösungsvorschläge.

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