» Reise nicht nur, um anzukommen «
» Bleib zu Hause «
» Sei dein eigener Reiseführer «
» Heiße Katastrophen willkommen «
» Folge deinem Instinkt «
» Verliere den Kopf «
» Sei abenteuerlustig «
Diese Sätze laden doch besonders zum philosophieren und nachdenken ein und machen irgendwie Lust auf die nächste verrückte Individualreise, oder?
Ich habe mich ja schon einmal geoutet, dass ich bei einem Buch als aller erstes auf das Cover achte. Überzeugt es mich, nehme ich das Buch in die Hand und lese mir den Titel - und natürlich den Klappentext dazu - durch.
So auch in dem Fall von „Slow Travel – die Kunst des Reisens“ von Dan Kieran. Im Klappentext heißt es "Dem Alltag zu entkommen, das erhoffen sich viele vom Reisen. Sie steigen in ein Flugzeug, um so schnell wie möglich irgendwo anzukommen. Dort legen sie sich neben andere Touristen an den Strand oder haken ihre Listen von Sehenswürdigkeiten ab und wundern sich am Ende, wenn sie seltsam unbefriedigt zurückkehren."
Ich habe mir nun ein leicht ironisches Buch vorgestellt, in dem zum einen die Standard-Touris ein bisschen auf die Schippe genommen werden, man aber auch so richtig zum nachdenken angeregt wird, mal nach rechts und links zu schauen und zu gucken, was es abseits der Touristenmeilen im Touri-Alltag noch so zu erleben gibt. Ich persönlich war auch lange Zeit eine Pauschalreise-Touristin. Früher habe ich regelmäßig zwei Wochen im 5 Sterne All Inclusive Urlaub am hoteleigenen Strand gelegen - immer mit dem Reiseführer in der Hand, um auch möglichst wenig vom Land und den Sehenswürdigkeiten zu verpassen, denn die sind ja wichtig. Seit einiger Zeit aber hat sich das allerdings verändert: Ich habe mich zur Individual-Urlauberin entwickelt. In diesem Jahr sind mein Freund und ich zum ersten Mal zu einem Roadtrip nach Schottland aufgebrochen...
Aber nun erst einmal zum Buch: Dan Kieran hat das Buch "Slow Travel – Die Kunst des Reisens" im November 2014 im Heyne Verlag, der zur Verlagsgruppe Random House FSC gehört, herausgebracht. Das Buch hat 224 Seiten und wurde sowohl als gebundenes Buch (19,95€) als auch als Taschenbuch (9,99 €) herausgebracht.
Das Buch besteht aus 7 Kapiteln, deren Titel genau den 7 einleitenden Sätzen entsprechen. Das Buch macht so viel Lust aufs Lesen und die Erwartungen sind hoch - vielleicht etwas zu hoch!
Im 1. Kapitel »Reise nicht nur, um anzukommen« geht es in erster Linie um die Berichterstattung, wie Dan eine lange Bahnreise von London zur spanischen Mittelmeerküste, nach Marbella, antritt und erzählt, dass viele andere Menschen für diese Reise lieber das Flugzeug wählen. Er schließt das Kapitel mit der genauen Begründung ab, warum er das Buch geschrieben hat.
Hier fragt man sich wirklich zwischenzeitlich, ob 5 Sterne Urlaube wirklich glücklich machen...
Das 2. Kapitel »Bleib zu Hause« ist eine kleine Hymne an die Heimat. Er sagt, man sollte viel bewusster vor die Haustür gehen und beschreibt in diesem Kapitel, wie er einen Weg zu Fuß geht, den er sonst innerhalb weniger Minuten mit dem Auto fährt. Hierbei weicht er bewusst vom vorgegebenen Pfad ab, schaut sich um und genießt dabei die Zeit.
Kapitel 3 steht unter dem Motto »Sei dein eigener Reiseführer«. Der Autor Dan meint, dass Reiseführer oft gekauft werden und bis zur Abreise meist still in der Ecke liegen und erst auf der Anreise gelesen werden, um dem schlechten Gewissen eines Fehlkaufs zu entgehen. Reiseführer enthalten seiner Meinung nach selten hilfreiche Tipps zum Urlaubsort. Er sagt, dass es sich viel eher lohne, den Urlaubsort vorurteilsfrei auf eine Faust zu erkunden.
Kapitel 4 - »Heiße Katastrophen willkommen«. Am Anfang dieses Kapitels ich habe ich gerätselt, was denn nun Greifvögel und Falknereien mit der Kunst des langsamen Reisens zu tun haben... Im Laufe des Kapitels stellt sich heraus, dass es sich hierbei um eine sehr lange Einleitung zur Beschreibung einer Katastrophenreise auf die schottische Insel Mull handelt. Bei einem angekundigtem Unwettersturm ist Dan mit seinem Kumpel auf die Insel gefahren, um Adler zu beobachten, obwohl auf der Insel wegen des Unwetters kein Strom mehr zur Verfügung stand. Eine aufregende Fahrt und ein verrücktes Vorhaben, aber es hat geklappt und soll lehren, dass man viel häufiger verrückt sein sollte. Die beiden haben es tatsächlich geschafft Adler zu beobachten. Da wir in diesem Jahr selbst in Schottland waren, war dieses Kapitel für mich persönlich das beste, da ich mich sehr gut in die verschiedenen Situationen, Orte und Athmosphäre einfühlen konnte.
Das 5. Kapitel »Folge deinem Instinkt« berichtet von einem Trip im Milchwagen, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Der Autor hat sich mit 2 weiteren Personen auf gemacht, um in 4 Wochen lang insgesamt 965 km durchs Land zu fahren. Selbst eine Hummel überholte sie, laut eigenen Angaben, auf der Reise. Das ist Slow Travel in aller purster Form. Diese Art zu Reisen soll sein Bewusstsein und sein Unterbewusstsein stärken, da man gezwungen ist, sich auch mal mit sich selbst zu beschäftigen. Das Kapitel ist ein bisschen psychologisch angehaucht und bringt immer wieder Studien mit ein.
Der Autor vertritt also offensichtlich die Meinung, dass man, wenn man “Fast Travelt”, seine Reise in ein Land auf einige Sehenswürdigkeiten und hektisches Kofferschieben zum Hotel reduziert. Der Rest, die wunderbare Zeit des Reisens, wird hierbei nicht mehr wahrgenommen. Man kann sich nie mit einem Land identifizieren, wenn man seine Zeit in dem Land damit verbringt, es mit großer Geschwindigkeit auf Autobahnen bereist und meist durch eine Kameralinse betrachtet.
Das Kapitel 6 »Verliere den Kopf« beschäftigt sich mit den unbewussten Zwängen, die eine Reise mit sich bringt. Wer kennt keine Bilder, bei denen Menschen den Eiffelturm “in der Hand halten” oder den Schiefen Turm von Pisa “stützen”? Auch Reisen in das Vereinigte Königreich werden häufig mit Bildern einer roten Telefonzelle, wahlweise auch eines roten Busses, belegt. Viele Reisen beschränken sich leider auf Sight-Seeing-Hopping, wobei der Blick für das Wesentliche verloren geht. Wenn diese Bilder nämlich einmal geschossen wurden, verflüchtigen sich die Faszination und das Staunen, die man vorher hatte sehr schnell. Nachher ist der Kopf meist leer und man fragt sich insgeheim “warum bin ich eigentlich hier”? Nachher kann man seinen Freunden stolz die Bilder zeigen, aber selbst ist man nicht unbedingt glücklich und hat das (berechtigte?) Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die Frage, über die wir uns eigentlich wirklich mal Gedanken machen sollten ist also: Sind Sehenswürdigkeiten auch Erlebniswürdig?
»Sei abenteuerlustig« - Kapitel 7
Wenn man langsam reist, kommt es einem vor, als sei man viel länger weg gewesen.
Was das 7. Kapitel mir allerdings sagen will, kann ich euch leider nicht sagen, denn: ich verstehe es nicht. Vielleicht könnt ihr mich ja aufklären, wenn ihr euch das Buch durchlest?
Fazit: Die Erwartungen zu diesem Buch waren leider komplett anders und darum viel es mir sehr schwer dieses Buch zu lesen. Ich finde es sehr langatmig und die Geschichten die der Autor erzählt, sind für mich persönlich nicht wirklich interessant. An manchen Stellen konnte ich nicht ganz folgen. Einige Stellen wiederum waren toll und ich dachte "Ja! Genau so sehe ich das auch." - Diese Stellen sind im Buch aber leider eher seltener zu finden.
Ich glaube, jeder hat seine eigene Art zu Reisen und das sollte respektiert werden! Macht es doch so wie ihr es gut findet, wie ihr euch wohl fühlt und vor allem, wie es zu euch passt!