Cover des Buches Die Hyperion-Gesänge (ISBN: 9783453215283)
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Rezension zu Die Hyperion-Gesänge von Dan Simmons

Rezension zu "Die Hyperion-Gesänge" von Dan Simmons

von sturlu vor 13 Jahren

Rezension

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sturluvor 13 Jahren
Man könnte meinen, SF- und Fantasyliteratur würde nach Heizwert oder über die Eignung als Briefbeschwerer oder Türstopper verkauft: Oder woran liegt es sonst, dass in diesen Genres das Format oft dermaßen ausufert? Hier sind es über 1450 Seiten, ursprünglich erschienen in zwei Bänden, aber dies nur wegen des Umfangs: Man kann keinen der Teile sinnvoll ohne den anderen lesen. Eine "Space Opera" von wahrhaft wagerianischen Ausmaßen also. Man kann Simmons allerdings nicht vorwerfen, die vielen Seiten ungenutzt zu lassen. Eher hat man den Eindruck, das Werk sei entstanden als "SF novel to end all SF novels", als der ultimativen SF-Roman, der für die Liebhaber aller denkbaren Unter-Genres etwas bietet: Cyberpunks und Raumkrieger finden sich darin ebenso wieder wie Freunde von Erstkontakten, Zeit-Paradoxa, künstlicher Intelligenz, Exodus-Szenarien oder "sense of wonder"-Visionen; philosophische, religiöse und vor allem literarische Bezüge sind ebenso geboten wie Liebe und Sex, Krieg und Frieden, exotische Welten und fremde Gesellschaftssysteme ... Auch wenn durch dieses "Für-jeden-was" ein bisschen der Eindruck entsteht, ein eher konstruiertes als inspiriertes Werk vor sich zu haben: Es zeugt vom schriftstellerischen Können des Autors, dass er all das in eine Geschichte packen kann, ohne dass diese dadurch unlesbar oder undurchdringlich geworden wäre. Die Entwicklung bleibt weitehend nachvollziehbar und die längste Zeit über auch spannend, ganz sicher kommt keine Langeweile auf. Bei diesem Umfang ist das durchaus eine bemerkenswerte Leistung, die beispielsweise Frank Schätzings "Limit" (eine Schwarte ähnlichen Umfangs) so nicht zustande bringt. Gegen Ende rächt sich dieser aus derart vielen Fäden bestehende Aufbau allerdings etwas, denn dadurch bleiben auch nach der eigentlichen Auflösung so viele lose Enden aufzusammeln, dass auch das flache Ende des Spannungsbogens noch einmal gut 100 Seiten erfordert. Schwerer wiegt, dass die Auflösung auch inhaltlich recht flach daherkommt: Etwas originelleres als (vorsicht Spoiler!) "künstliche Intelligenzen können Gefühle nicht verstehen" hätte ich mir ehrlich gesagt schon erhofft. Fazit: Eine gut geschriebene und erzählte Geschichte; die einzelnen Elemente sind selten neu und originell, aber gut zusammengestellt und miteinander verwoben. Insgesamt spannend und gut zu lesen, aber zu lang: Hätte ich nicht im Urlaub so viel Zeit zum Lesen gehabt, hätte ich möglicherweise irgendwann den Faden verloren und die Lektüre abgebrochen.
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