Rezension zu "Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen" von Dana Grigorcea
Dana Grigorceas neuer Roman "Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen" hat zwei verschiedene Zeitebenen, in denen die Handlung abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt wird.
Da ist einmal die Gegenwart, in der Dora, eine Schriftstellerin, mit ihrem Sohn Loris und dessen Kindermädchen viele Wochen zum Schreiben eines neuen Romans in Italien verbringt. Dora verfasst ein Buch über den Bildhauer Constantin Avis, den wir in der zweiten Zeitebene kennenlernen. In New York City der Golden Twenties reist Constantin Avis mit einer Bronzeskulptur, einem Vogel, der auf den ersten Blick nicht als solcher zu erkennen ist, in die USA ein, um in der Galerie von Max Milner eine erste Soloausstellung zu bekommen. Leider ist Max Milner gerade verstorben und die Zollbehörden erkennen den Vogel nicht als Kunst an. Doch zum Glück trifft er die smarte Lidy Maenz, die in Milners Galerie arbeitet ... So handelt der klug komponierte Roman auf beiden Ebenen von den Fragen: Was ist Kunst? Wann und wodurch wird etwas zu Kunst?
Den Einstieg in den Text habe ich als etwas holperig empfunden, vielleicht hat mir auch die Sprache Schwierigkeiten bereitet, da sie (vermutlich als Stilmittel) sehr alt ist. Als Beispiel: Ein scheeiger General, sie war ihr plötzlich gram, in brüsker Haltung ... Aber nach kurzem Einlesen ging es gut.
Besonders spannend fand ich, dass die Autorin die Figur des Constantin Avis an den Bildhauer Constantin Brancusi (das Format erlaubt leider keine Sonderzeichen, die in seinem Namen sind, ich bitte das zu entschuldigen) angelehnt hat, einen rumänisch-französischen Bildhauer der Moderne. So konnte ich mir die Vogelskulptur, um die es geht, einmal ansehen. Das hat der Geschichte Tiefe verliehen.
Alles in allem ein toller Roman, der mich angeregt hat, gedanklich den Fragen nachzugehen, was Kunst ist, kann und muss.
Leseempfehlung!