Rezension
B
BennieSalazarvor 10 Jahren
...Romane, in denen sich der Protagonist auf einen Selbstfindungstrip begibt, überhaupt nicht. Das ist mir oft zu langatmig, selbstmitleidig, angestrengt. Doch Galeras Flut hat mich gepackt. Der Anfang 30-jährige Protagonist - Typ Sportler, kein Intellektueller - zieht nach dem Selbstmord seines Vaters in den touristischen Küstenort Garopaba. Kurz vor seinem Selbstmord erzählt ihm der Vater, dass Ende der 60er Jahre sein Großvater ebenfalls in Garopaba lebte und dort unter mysteriösen Umständen umgebracht wurde. Galera beschreibt das Leben des Protagonisten im Küstenort von ca. Ende Februar 2008 bis Oktober 2008. Ein Leben zwischen Sport, ein bißchen Arbeiten im Fitnessstudio, neuen Menschen treffen, Sex sowie auf der Spurensuche nach dem Großvater. Aufgrund einer Erkrankung kann sich der Protagonist keine Gesichter merken. Dies macht es für ihn und seinem Umfeld natürlich nicht leicht, im Alltag zurecht zukommen.
Der Roman entwickelt einen tollen Sog zwischen dem Alltag des Schwimmers und absurden Szenen (Zirkus, Walbeobachtung, Bordell). Dabei schreibt Galera teilweise sehr detailliert, aber nie langatmig. Pluspunkt!
Der Autor zeigt den Schwimmer zwischen Alltag und Suche nach dem Leben des Großvaters. So werden nebenbei Fragen nach Familie/ Freunde, Arbeit, Spiritualität/ Religion, Leben in der Stadt vs. Leben auf dem Land (interessant ist, dass die Sommerzeit in diesem brasilianischen Küstenort von November bis Februar im Roman ausgespart wird) behandelt. Auch wenn viele Dinge zufällig passieren, wirkt dies nie kitschig oder konstruiert. Weiterer Pluspunkt!
Der größte Pluspunkt ist die Erzählperspektive des Romans: Der Autor schreibt in der 3ten Person Singular (er) und diese Person bleibt namenlos. Dies liest sich zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Doch das ist meiner Meinung nach der Kniff, der den Roman vor jeglichem spirituellem Kitsch bewahrt. Der Leser ist dem Schwimmer gleichzeitig nah und fern. In Kombination mit der "Gesichtsamnesie" funktioniert die Erzählperspektive genial!
Fazit: Toller Roman! Ist dies Literatur für Männer? Ein Fänger im Roggen für Erwachsene? Gegen Ende sagt der Held: "Das Leben ist das Ergebnis unserer Handlungen. Es ist sinnlos, sich so zu verhalten, als wäre etwas nicht geschehen."
Der Roman entwickelt einen tollen Sog zwischen dem Alltag des Schwimmers und absurden Szenen (Zirkus, Walbeobachtung, Bordell). Dabei schreibt Galera teilweise sehr detailliert, aber nie langatmig. Pluspunkt!
Der Autor zeigt den Schwimmer zwischen Alltag und Suche nach dem Leben des Großvaters. So werden nebenbei Fragen nach Familie/ Freunde, Arbeit, Spiritualität/ Religion, Leben in der Stadt vs. Leben auf dem Land (interessant ist, dass die Sommerzeit in diesem brasilianischen Küstenort von November bis Februar im Roman ausgespart wird) behandelt. Auch wenn viele Dinge zufällig passieren, wirkt dies nie kitschig oder konstruiert. Weiterer Pluspunkt!
Der größte Pluspunkt ist die Erzählperspektive des Romans: Der Autor schreibt in der 3ten Person Singular (er) und diese Person bleibt namenlos. Dies liest sich zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Doch das ist meiner Meinung nach der Kniff, der den Roman vor jeglichem spirituellem Kitsch bewahrt. Der Leser ist dem Schwimmer gleichzeitig nah und fern. In Kombination mit der "Gesichtsamnesie" funktioniert die Erzählperspektive genial!
Fazit: Toller Roman! Ist dies Literatur für Männer? Ein Fänger im Roggen für Erwachsene? Gegen Ende sagt der Held: "Das Leben ist das Ergebnis unserer Handlungen. Es ist sinnlos, sich so zu verhalten, als wäre etwas nicht geschehen."