Daniel Gerritzen

 3 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Daniel Gerritzen, 1973 geboren, ist Autor und Mitbegründer des »Forschungsnetzwerks Extraterrestrische Intelligenz« zur Erforschung der Auswirkungen eines Erstkontakts mit fremden Intelligenzen, dem Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen angehören. Gerritzen lebt mit seiner Familie in Hattingen an der Ruhr.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Die kosmische Krise (ISBN: 9783751803892)

Die kosmische Krise

Erscheint am 18.04.2024 als Taschenbuch bei Matthes & Seitz Berlin.

Alle Bücher von Daniel Gerritzen

Cover des Buches Erstkontakt (ISBN: 9783440148716)

Erstkontakt

 (4)
Erschienen am 13.10.2016
Cover des Buches Die kosmische Krise (ISBN: 9783751803892)

Die kosmische Krise

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Erscheint am 18.04.2024

Neue Rezensionen zu Daniel Gerritzen

Cover des Buches Erstkontakt (ISBN: 9783440148716)
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Rezension zu "Erstkontakt" von Daniel Gerritzen

"Es gibt bei einem Erstkontakt nur Worst-Case-Szenarien unterschiedlicher Stärkegrade"
Dr_Mvor 7 Jahren

Wenn ich das Buch richtig verstanden habe, ist das die zentrale Aussage, die Daniel Gerritzen seinen Lesern nahebringen möchte. Man findet sie erst recht weit hinten im Text, dafür aber erklärt sie der Autor sehr ausführlich. Zu naiver Romantik oder einer wie auch immer gearteten Sehnsucht nach anderen kosmischen Zivilisationen besteht also überhaupt kein Anlass. Im Gegenteil: Wir sollten nach Ansicht des Autors einen Erstkontakt fürchten. Wir machen jedoch ungeachtet dessen stark auf uns aufmerksam, erstens ungewollt durch das diffuse Rauschen unserer Alltagselektronik und zweitens gewollt durch gezielte Signale. 

Darüber hinaus existieren irdische Programme, die nach außerirdischem intelligenten Leben suchen. Ausgehend von zwei gegensätzlichen Theorien fandet man erstens auf bestimmten Sendefrequenzen im Universum herum und hofft auf einen Zufallstreffer. Denn eine systematische Suche ist weder finanzierbar noch anderweitig darstellbar, weil selbst unsere kleine Galaxie einfach zu groß dafür ist. Die Grundannahme bei diesen naiven Kontaktversuchen ist, dass eine außerirdische Zivilisation so kommuniziert oder (ähnlich naiv wie wir) solche Signale aussendet. Mit dieser Prämisse zeigt sich aber auch das ganze Problem, in dem auch der Autor mit seiner Logik gefangen ist: Wir kennen keine Referenzgrößen, also gehen wir davon aus, dass sich außerirdisches Leben so ähnlich verhält wie wir es tun oder tun würden. Ich komme auf dieses Problem wieder zurück. 

Eine zweite Theorie bei der Suche nach außerirdischen Zivilisationen geht davon aus, dass wir längst entdeckt wurden. Danach müssten in unserer unmittelbaren kosmischen Umgebung entweder materielle Überbleibsel einer außerirdischen Zivilisation oder gar Beobachtungsgeräte zu finden sein , vielleicht irgendwo versteckt auf benachbarten Himmelskörpern oder im Asteroidengürtel. Wir müssen also nur in unserer näheren kosmischen Umgebung tätig werden. 

Die eher ungezielte Suche entlang beider Theorien brachte bisher keine Ergebnisse. Oder keine öffentlich bekannten. Denn ungeklärte Phänomene in der unmittelbaren Umgebung der Erde wurden bisher zur Genüge beschrieben. Unbekannte Flugobjekte sind allerdings bei den meisten Zeitgenossen eher ein Grund für einen merkwürdigen Humor, der zu wissen glaubt, dass das alles Quatsch ist. Ganz so einfach liegen die Dinge gewiss nicht, auch wenn man darüber nicht viel erfährt. Wie auch immer - eine wirklich systematische Suche findet noch nicht statt. Sie ist zu teuer, und wir haben im Augenblick wichtigere Probleme auf der Agenda. 

Sollte es aber tatsächlich zu einem Erstkontakt kommen oder wenigstens zur definitiven Gewissheit, dass wir nicht alleine im Universum und erreichbar sind, dann geht Daniel Gerritzen nicht davon aus, dass dies sehr lustig wird. Er beschreibt unter dieser Voraussetzung sowohl das wahrscheinliche Verhalten unserer Zivilisation als auch das der außerirdischen Besucher oder Beobachter. Für das wahrscheinliche Verhalten der Erdbevölkerung existieren Referenzereignisse. Besonders gerne wird dazu die Wirkung der Hörspielfassung von "Krieg der Welten" herangezogen, die wo immer sie im vergangenen Jahrhundert lief, zu Panik in der Bevölkerung führte, weil die Radiohörer tatsächlich glaubten, die Marsmenschen hätten die Erde angegriffen. Im Zeitalter der sogenannten sozialen Medien wäre die Hysterie bei einem Erstkontakt (ob friedlich oder nicht) sicher noch um ein Vielfaches größer. 

Für das mögliche Verhalten einer außerirdischen uns hochgradig technologisch überlegenen Zivilisation existieren dagegen keine Referenzen. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob es eine solche Zivilisation tatsächlich gibt. Angenommen aber, es gäbe sie und wir hätten einen noch nicht persönlichen Erstkontakt, dann stellt sich doch die Frage, ob wir überhaupt zu einer Kommunikation fähig wären, weil uns auch hier sprachliche Referenzen fehlen. Wir haben nicht die geringste Ahnung, wie eine solche außerirdische Kultur aussieht und funktioniert. Deswegen gehen wir auch hier davon aus, dass es Ähnlichkeiten geben wird. Ob das stimmt, wissen wir erst, wenn es dafür eigentlich schon zu spät ist. 

Wegen der fehlenden Referenz vermutet der Autor wie selbstverständlich auch, dass sich die Außerirdischen ähnlich wie wir verhalten werden. Das ist eine sehr problematische Herangehensweise, die auch ein Grund für folgenreiche Missverständnisse sein kann. Da Gerritzen davon ausgeht, dass wir technologisch hoffnungslos unterlegen sind und es vielleicht sogar mit einer kalten künstlichen Intelligenz zu tun haben werden, geht er von einem sogenannten asymmetrischen Kulturkontakt aus. Auf der Erde gibt es dafür zahlreiche Referenzereignisse. Das gravierendste Beispiel ist die Entdeckung Amerikas durch die Europäer und die katastrophalen Folgen für die amerikanischen Ureinwohner. Doch kann man das auf das Zusammentreffen mit Außerirdischen verallgemeinern? 

Für die Vernichtung der ursprünglichen Kultur in Amerika gab es vor allem einen ökonomischen Anreiz. Ob das bei einer überlegenen außerirdischen Zivilisation im Bezug auf die Erde auch der Fall sein würde, ist wohl zweifelhaft. Würden wir bereits seit langem beobachtet, dann hätte man uns auch schon lange überfallen können, gäbe es einen solchen ökonomischen Grund tatsächlich. Kurz gesagt: Der Text enthält zahlreiche Denkansätze sehr spekulativer Natur, die immer davon ausgehen, dass sich die andere Seite bei einem Erstkontakt mehr oder weniger so verhalten würde, wie es die Erdzivilisationen untereinander bereits getan haben. 

Auf der anderen Seite besteht tatsächlich Anlass genug, sich ernsthafte Gedanken über ein mögliches Zusammentreffen zu machen. Dieses Buch leistet dazu für die Öffentlichkeit einen gewissen Beitrag und zeigt gleichzeitig, wie hilflos wir tatsächlich sind, weil wir noch nicht einmal sicher sein können, überhaupt die Fähigkeit oder Möglichkeit zu einer inhaltsreichen Kommunikation zu bekommen, da wir bis zu einem solchen Kontakt keine Vorstellung vom Gegenüber haben können. Immerhin muss dieses Defizit nicht symmetrisch sein. Sollte eine uns weit überlegene, aber ähnliche kosmische Zivilisation uns tatsächlich schon eine Weile beobachten, dann wäre sie bestimmt inzwischen auch in der Lage mit uns zu kommunizieren, wenn sie es denn wollte. 

Wir tappen bei allem im Dunklen herum. Un deshalb ergibt sich reichlich Platz für Spekulationen. Deren belastbare Reichweite ist allerdings durch unser naives irdisches Vorstellungsvermögen ziemlich heftig eingeschränkt. 

Der Text ist sehr gut und recht spannend geschrieben und deshalb leicht und zügig lesbar. 

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