Cover des Buches Geschenkt (ISBN: 9783552062573)
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Rezension zu Geschenkt von Daniel Glattauer

Hallodrianer auf Abwegen

von Nespavanje vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Glattauers neuester Roman ist ihm wunderbar gelungen: Bitte mehr davon!

Rezension

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Nespavanjevor 9 Jahren
Gerald Plassek ist ein typischer Hallodri. Mit der Mutter seiner Tochter hat er nicht mehr viel am Hut, außer den unregelmäßigen Besuchen als Papa in spe und von seinem unehelichen Sohn erfährt er erst, als dessen Mutter für ein halbes Jahr nach Afrika geht und Manuel da schon 14 Jahre alt ist. Gerald arbeitet als Journalist für eine Gratiszeitung. Er gerät medial in den Fokus der Öffentlichkeit, als eine ganze Reihe von anonym gespendeten Geldsummen, an jene soziale Einrichtungen und unschuldig in Not geratene Menschen überbracht wird, über die er kurz zuvor berichtet hat.

Ich mag Glattauers Geschichten und das nicht nur wegen seines wirklich ganz eigenen Erzählstils, sondern auch wegen seiner Protagonisten. In Geschenkt trifft der Leser auf einen wirklich sympathischen Antihelden. Gerald sitzt seine Zeit meist in kleinen Beisln ab, trinkt Alkohol in rauen Mengen und das ändert sich zumindest ein wenig, als sein Sohn in sein Leben tritt. Diesen hallodrianischen Lebenswandel sieht er aber ganz und gar nicht kritisch, sondern tut die Umstände mit ein bisschen Sarkasmus und Wiener Schmäh ab. Der eine oder andere geneigte Leser meiner Rezensionen weiß allerdings, dass ich es nicht unbedingt mag, wenn man in eine Erzählung sozusagen reingeworfen wird und sich der Schriftsteller erst gar nicht lange mit einer Vorgeschichte herumschlägt. Hier könnte man nun dem ehemaligen Journalisten und Schriftsteller Glattauer, nun jenes vorwerfen, allerdings ist das eben Geschmackssache. Dem einen gefällt’s, dem anderen nicht. Genauso wie das offene Ende, das mir ein Déjà-vu bereitet hat, denn dieses Gestaltungselement findet sich auch in seinem Roman Gut gegen Nordwind. Ich finde, dass man nicht immer alles Erzählen und man nicht immer alles Auflösen muss. Das gefällt mir eben an einem Roman ausgesprochen gut. In mir erhärtet sich der Verdacht, dass er vielleicht eine weitere Geschichte rund um Gerald Plassek auf Lager hat, denn schließlich gab es auch bei Emmi und Leo eine Fortsetzung, was meiner Meinung nach, nicht unbedingt hätte sein müssen.
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