Cover des Buches Das Schicksal der Sterne (ISBN: 9783845821764)
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Rezension zu Das Schicksal der Sterne von Daniel Höra

Zwei Flüchtlingsdramen

von Giselas Lesehimmel vor 7 Jahren

Rezension

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Giselas Lesehimmelvor 7 Jahren
Meine Meinung
Bücher über die momentane Situation der Flüchtlinge in Deutschland gibt es sehr viele. "Das Schicksal der Sterne" handelt aber von Flüchtlingen in zwei verschiedenen Zeitebenen. Adib, der mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus Afghanistan flüchtet.Karl, ein alter Mann, der einst mit seiner Familie aus Schlesien vertrieben wurde.Nachdem Adib ein Buch findet, welches Karl verloren hat, macht sich der Junge auf den Weg und bringt es Karl zurück. Karl trifft er jedoch nicht an. Die etwas ruppige Nachbarin fragt immerhin nach seinem Namen und Wohnort.Karl hatte einen Schlaganfall und sucht den jungen Afghanen nach seinem Krankenhausaufenthalt auf, um sich zu bedanken.Nach anfänglichen Misstrauen, entwickelt sich zwischen dem alten Mann und Adib eine große Freundschaft. Es verbindet sie die Leidenschaft zu den Sternen und das gemeinsame erlebte Schicksal!
Mir hat diese ´Geschichte wahnsinnig gut gefallen. Obwohl sehr nüchtern erzählt, setzt sie beim Lesen viele Emotionen frei. Man lernt die Gedanken der Flüchtlinge kennen. Merkt, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Lernt verstehen, warum manche Flüchtlinge gewalttätig werden. Denn, oftmals sind es nicht die Flüchtlinge, die einen Streit vom Zaun brechen. Wir hegen ja, nicht immer unbegründet, viele Ängste vor Flüchtlingen. Fühlen uns bedroht im eigenen Land. In dieser Geschichte wird einem jedoch klar, dass Flüchtlinge oftmals immer bedroht werden. Egal in welchem Land. In ihrer Heimat müssen sie um ihr Leben bangen. In anderen Ländern sind sie nicht willkommen.
Besonders gut gefiel mir, wie einem vor Augen geführt wird, dass der deutsche Karl das gleiche Schicksal zu ertragen hatte, wie Adib jetzt. Nach seinem Besuch im Flüchtlingslager wird Karl klar, dass er dem Jungen helfen muss. Karl versteht, was der Junge zu ertragen hat. Die Verluste von Familienmitgliedern, Flüchtlingslager und Vorurteile der Menschen, sind ihm nicht fremd.Hunger, Angst, Verzweiflung und totale Erschöpfung ... ja, daran kann sich Karl noch erinnern, als wenn es gestern gewesen wäre.
Die Geschichte spielt mal in der Gegenwart-, mal in der Vergangenheit. Abwechselnd aus der Sicht von Adib und Karl. Karl fand ich besonders klasse. Der alte Mann haderte nicht mit vergangenen Schicksalsschlägen. Nein, er gründete in seinem hohen Alter so etwas wie eine neue Familie. Schenkte Adib zu Weihnachten ein Teleskop. Lud auch auch Adibs Mutter und Geschwister zum Weihnachtsfest ein. Er kam mit schwierigen Menschen zurecht, weil er hinter deren Fassade blickte.

Mein Fazit

Ein alter Schlesier und ein junger Afghane zeigen dem Leser, was wahre Freundschaft ist. Der 83jährige Karl wurde vertrieben. Der junge Adib musste flüchten.
Gewalttätigkeit, Hunger und grenzenlose Angst waren lange Zeit ihr ständiger Wegbegleiter. Lange Zeit waren beide keine Menschen mehr. Sie galten als billige Ware, die in ein anderes Land verfrachtet werden musste.
Zwei verschieden Generationen mit identischen Erlebnissen.

Diese Buch sollte Pflichtlektüre in Schulklassen sein.
Ich bin ehrlich gesagt unsagbar froh, dass ich in Deutschland geboren bin und seither dort lebe. Es passt nicht in mein Hirn, was andere Menschen in unserer Zeit ertragen müssen.
Weil wir gerade dabei sind: Es passt ebenso wenig in mein Hirn, was Menschen vor einigen Jahren in Deutschland ertragen mussten.
Mehr noch als unser Flüchtlingsproblem bereitet mir unsere momentane Politik Kopfschmerzen. Es ist nicht immer die Sprache, die mich manche andere Menschen nicht verstehen lässt. Nein, meistens ist es deren Einstellung zu den Dingen.

Danke Daniel Höra.
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