Daniel Huhn

 4,3 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Rückeroberung.

Lebenslauf

Daniel Huhn, geboren 1985, studierte Geschichte und Politik. Er ist Autor zahlreicher Filme und Hörfunkfeatures, in denen er sich vorwiegend mit historischen Themen sowie Migrationsgeschichten beschäftigt. 2016 begab er sich mit den Nachfahren der Familie Gans auf die Route, die Manfred Gans mehr als 70 Jahre zuvor genommen hatte. Daraus entstand der Dokumentarfilm Back to Borken sowie ein Audible Original Podcast über die Reise von Manfred Gans.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Daniel Huhn

Cover des Buches Rückeroberung (ISBN: 9783455015362)

Rückeroberung

(6)
Erschienen am 01.02.2023

Neue Rezensionen zu Daniel Huhn

Cover des Buches Rückeroberung (ISBN: 9783455015362)
junias avatar

Rezension zu "Rückeroberung" von Daniel Huhn

junia
Das Leben des Manfred Gans und der Three Troop

Wie kam ich zu diesem Buch?

Durch Zufall wurde ich auf das Buch bzw. den Autor aufmerksam. Es ist das erste Buch von Daniel Huhn, das ich gelesen habe. Nachdem dieses hier dann einige Zeit auf dem eBook-Reader vor sich hin schlummerte, habe ich es mir nun endlich mal gegriffen.


Wie finde ich Cover und Titel?

Das Cover stellt die Zerstörung nach dem Krieg dar und passt sehr gut. Beim Titel bin ich mir uneinig. Ein Kapitel im Buch heißt ebenfalls Rückeroberung. Darin geht es um den D-Day. Das Thema des Buches ist allerdings ein anderes.


Um was geht’s?

Auf den Inhalt gehe ich an dieser Stelle nicht allzu detailliert ein, den Klappentext könnt ihr ja selbst lesen, und eine Zusammenfassung des Buches muss ja nun nicht in die Rezension, vor allem bei einer Art Sachbuch. Lasst euch aber gesagt sein, dass so einiges passiert im Leben des Manfred Gans. Die ursprünglichen Notizen, aus denen dieses Buch entstanden ist, sollen „knapp, protokollarisch, eher unsentimental“ gewesen sein. Ebenjene Notizen werden hin und wieder zitiert.


Wie ist es geschrieben?

Es handelt sich um einen Einzelroman bzw. ein Sachbuch, das also problemlos ohne Vorwissen und Cliffhangergefahr gelesen werden kann. Der Schreibstil ist trotz des großen Informationsinputs flüssig und zügig zu lesen, der Ausdruck ist gut und leicht zu verstehen. Die Beschreibungen sind nicht zu ausschweifend, aber detailliert und bildhaft genug, um gleich in der Story zu sein. Die Gegebenheiten konnte ich mir sehr gut vorstellen, allen voran das schrittweise sich verändernde Leben der jüdischen Bevölkerung. Es gibt jede Menge Fußnoten und auch Bilder, wie es sich für ein Sachbuch eben gehört.


Mein Fazit?

Das Buch hat mir sehr gefallen, somit erhält es von mir 4 von 5 Sternchen und kann guten Gewissens weiterempfohlen werden.

Cover des Buches Rückeroberung (ISBN: 9783455013191)
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Rezension zu "Rückeroberung" von Daniel Huhn

Bellis-Perennis
»Wir ließen es geschehen und bedachten nicht die Folgen. Haben wir daraus gelernt?«

Autor Daniel Huhn nimmt uns auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit mit. Er begibt sich auf die Spurensuche der jüdischen Familie Gans aus Borken.  

Das Ehepaar Moritz und Else Gans hat drei Söhne: Karl, Manfred und Theo. Moritz Gans ist ein vorausschauender Mann. So hat er in den Niederlanden eine Zweigniederlassung seiner Firma gegründet. Der älteste Sohn, Karl, geht schon 1935 als Sechzehnjähriger zu Verwandten nach Palästina. Als Nächster ist Manfred an der Reihe. Vorerst glaubt er, - auch gerade 16 geworden, nur für den Sommer 1938 nach England zu gehen. Als dann Hitler das Sudetenland annektiert, beschwören ihn die Eltern, in England zu bleiben. Ein Jahr später gelingt es auch Theo, den jüngsten der Brüder in Sicherheit zu bringen.  

Manfred wird, nach einigen Wirren und einer Internierung als „enemy alien“ - für eine geheime Einheit mit knapp 18 Jahren als Soldat angeheuert. 

»Ich bin sehr dafür, befreundete Deutsche zu rekrutieren und sie unter strenger Disziplin zu halten, anstatt sie nutzlos im Lager zu belassen, aber wir müssen doppelt vorsichtig sein, damit wir keine von der falschen Sorte bekommen.« (Winston Churchill).  

Nach einer harten Ausbildung kehrt Manfred Gans, nunmehr Frederick Gray, im Schatten des D-Day am 6. Juni 1944 nach Deutschland zurück. Sein Job ist es, gefangen genommenen deutschen Soldaten möglichst viele Informationen über die Pläne der Wehrmacht zu entlocken.  

Darüber hinaus versucht er, etwas über den Verbleib seiner Eltern herauszubekommen, die sich ursprünglich nach Holland geflüchtet haben. Die trügerische Sicherheit dort hat ein jähes Ende, als sie verraten werden und letztlich im KZ Theresienstadt landen. 

Mit seinem Fahrer Bob und einem Jeep, der mehrmals am Zusammenbrechen ist, wagt Frederick im Mai 1945 die Fahrt durch das zerstörte Deutschland, um in Theresienstadt nach seinen Eltern zu suchen. Ort für Ort, zerstörte Stadt für Stadt erobert er für sich zurück, bis er vor dem von den Russen befreiten, aber vom Typhus heimgesuchten, Lager steht .... 

Meine Meinung: 

Dieses Buch ist vorab als Podcast erschienen und basiert auf dem Nachlass von Manfred Gans, der akribisch Tausende Dokumente, Briefe und Tagebuchseiten umfasst. Seine Kinder haben diese Unterlagen dankenswerterweise dem Autor Daniel Huhn zur Verfügung gestellt. Faszinierend finde ich, dass die Briefe, die er Anita quer über den Atlantik schickt (und die Antworten), erhalten geblieben sind. Immerhin liegt das große Wasser und Monate des Krieges dazwischen.  

Beklemmend und emotional finde ich die Reise der Überlebenden der Shoa, die 1988, spät aber doch, von der Stadt Borken eingeladen worden sind. Die scheinbar generöse Geste des Bürgermeisters, die zerstörte Synagoge „schöner und größer“ aufzubauen, zeigt, wie wenig hier nachgedacht worden ist. Denn die ehemals blühende jüdische Gemeinde in Borken hat unter dem NS-Unrechtsregime aufgehört zu existieren.  

»Und auf einmal, wahrscheinlich zum ersten Mal in der 750-jährigen Geschichte dieser Stadt und den Jahrhunderten jüdischen Lebens dort, hallt durch die Gassen und die Mauern ein hebräisches Lied. Immer haben wir auf Hebräisch gesungen, in der Schule und auch zu Hause, aber nie in der Öffentlichkeit, nie im Freien und schon gar nicht innerhalb der widerhallenden Mauern dieser Stadt.« (E-Book S.212).  

Manfred Gans und einige andere Überlebende sind während dieser Besuchsreise in Schulen gegangen, um ihre Geschichte zu erzählen. Die Enkel der Kriegsgeneration ist bereit, sich mit den Taten der Großeltern auseinanderzusetzen.  

»Wir ließen es geschehen und bedachten nicht die Folgen. Haben wir daraus gelernt?« 

Fazit: 

Eine emotionale „Rückeroberung“ einer Familiengeschichte, die eine Leseempfehlung und 5 Sterne verdient.

 

Cover des Buches Rückeroberung (ISBN: 9783455013191)
Judithas avatar

Rezension zu "Rückeroberung" von Daniel Huhn

Juditha
Überlebende sind die Sieger der Geschichte

Die Geschichte von Manfred Gans kannte ich bereits vom Podcast (hervorragend!) und einem Dokufilm. Da ich mich für die Zeit des Nationalsozialismus, für den Holcocaust und seine Folgen sehr interessiere, habe ich dieses Buch trotzdem zum Lesen ausgewählt. Ich wurde nicht enttäuscht, denn obwohl die Geschichte nicht neu war, hat mir die Art, wie Daniel Huhn dieses Buch geschrieben hat, sehr gut gefallen. Nichts Übertriebenes, aber vieles, das sehr zu Herzen geht. Dass zum Beispiel das Haus, in dem Manfred Gans groß geworden war als einziges noch stand, als er mit dem Jeep in seinen Heimatort einfährt, das jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Wie muss das sein, wenn man vertrieben wird und als Jugendlicher mutterseelenallein nach Amerika emigriert? Und wie, wenn man zurückkommt an den Ort der Gemeinheiten, der Verbrechen, in das Land der Mörder? Die Suche nach den Eltern nimmt einen zentralen Platz ein, man fiebert mit Frederick Gray, so heißt Manfred Gans, jetzt ein Sieger, ein englischer Offizier, der durch Deutschland fährt. Was wird ihn erwarten im fernen Theresienstadt, der Stadt, die "der Führer den Juden schenkte"? 

Ich würde mich freuen, wenn viele, besonders Jugendliche, dieses Buch lesen, um zu verstehen, was die Deutschen ihren jüdischen Mitmenschen angetan haben. Aktuell, mit dem seit 24. Februar tobenden Krieg in der Ukraine, gewinnt dieses Buch noch mehr an Bedeutung. Noch kann niemand ahnen, was sich aus diesem Krieg entwickelt, dass er ein ganzes Volk und ein ganzes Land vernichten will, ist so sicher, wie Hitlerdeutschland die Juden vernichten und die Welt erobern wollte.

Einzig der Titel "Rückeroberung" gefällt mir nicht so gut. Er klingt bei weitem nicht so emotional wie das ganze Buch.

#Rückeroberung #NetGalleyDE


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