Rezension zu Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann
Gauß und Humboldt im wissenschaftlichen Wettbewerb
von Orisha
Rezension
Orishavor 7 Jahren
Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Zwei der bedeutensten deutschen Naturforscher ihrer Zeit. In der Vermessung der Welt kreuzen sich die Lebenswege beider Forscher. Humboldt, Sohn aus adligen Kreisen, der sich früh mit Naturwissenschaften auseinandersetzt und seine berühmte Südamerikareise aus eigenem Antrieb und selbstfinanziert antritt. Gauß, der Sohn aus einfachen Verhältnissen mit einer Begabung für Mathematik, die ihm schon früh den Titel „Fürst der Mathematik“ einbringt. Beide machen sich auf, die Welt zu vermessen.
Kehlmanns wohl berühmtestes Buch widmet sich dem Leben beider Forscher und dem Wandel der Wissenschaft. Gekonnt zeigt er auf, wie Wissenschaft mehr und mehr zum Politikum wird, was sich vor allem in Humboldts Russlandreise wiederspiegelt. Gleichzeitig widmet sich Kehlmann dem Alter zu, ein Altern, dass Menschen kauziger erscheinen lässt, ungnädiger, verbissener.
Lange stand sein Werk auf meiner Leseliste und die Erwartungen waren hoch. Auch weil ich mich mit den Naturwissenschaften und eben auch Humboldts Werk und Leben ein wenig auskenne. Und hierin liegt das Manko des Buches, zwar mögen die Eckdaten beider Lebenswege mit denen der historischen Figuren übereinstimmen, doch leider habe ich das Gefühl Kehlmann kann die Figuren Humboldt und Gauß nicht richtig fassen. Er zieht sie ins lächerliche, vor allem auf menschlicher Ebene. Sie kommen als sozial inkompetente Männer der Wissenschaft daher, die außerhalb ihres Studierzimmers am eigentlichen Leben zu scheitern drohen: der griesgrämige Gauß und der um Worte ringende Humboldt. Kennt man nun Humboldts Briefwechsel – von denen es unzählige gibt – vermitteln diese ein ganz anderes Bild. Wer, wenn nicht Humboldt wußte Etikette zu wahren. Und auch das Aufeinandertreffen beider - Gauß und Humboldt - brachte mir als Leserin keine Gewinn, da sie einfach nicht in wirklichen Dialog miteinandern treten, und so nebeneinander coexistieren.
Und da komme ich zu der Frage, was will mir Kehlmann mit diesem Buch denn nun sagen, denn um die rein biographischen Komponenten scheint es ihm nicht zu gehen – und dafür kann man wirklich die Biographien beider zu Rate ziehen. Ich kann es nicht wirklich sagen. Und ja mir ist klar, dass Kehlmann eine Fiktion, einen Roman geschrieben hat – kein wissenschaftliches Werk, dass nach Exaktheit ruft. Dennoch wünschte ich mir diese Genauigkeit, denn dadurch hätte das Buch etwas großes werden können. So ist es nur ein Schatten seiner selbst und eine Karikatur auf die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts.
Fazit: Trotz guter Lesbarkeit, leider inhaltlich etwas schwach.
Kehlmanns wohl berühmtestes Buch widmet sich dem Leben beider Forscher und dem Wandel der Wissenschaft. Gekonnt zeigt er auf, wie Wissenschaft mehr und mehr zum Politikum wird, was sich vor allem in Humboldts Russlandreise wiederspiegelt. Gleichzeitig widmet sich Kehlmann dem Alter zu, ein Altern, dass Menschen kauziger erscheinen lässt, ungnädiger, verbissener.
Lange stand sein Werk auf meiner Leseliste und die Erwartungen waren hoch. Auch weil ich mich mit den Naturwissenschaften und eben auch Humboldts Werk und Leben ein wenig auskenne. Und hierin liegt das Manko des Buches, zwar mögen die Eckdaten beider Lebenswege mit denen der historischen Figuren übereinstimmen, doch leider habe ich das Gefühl Kehlmann kann die Figuren Humboldt und Gauß nicht richtig fassen. Er zieht sie ins lächerliche, vor allem auf menschlicher Ebene. Sie kommen als sozial inkompetente Männer der Wissenschaft daher, die außerhalb ihres Studierzimmers am eigentlichen Leben zu scheitern drohen: der griesgrämige Gauß und der um Worte ringende Humboldt. Kennt man nun Humboldts Briefwechsel – von denen es unzählige gibt – vermitteln diese ein ganz anderes Bild. Wer, wenn nicht Humboldt wußte Etikette zu wahren. Und auch das Aufeinandertreffen beider - Gauß und Humboldt - brachte mir als Leserin keine Gewinn, da sie einfach nicht in wirklichen Dialog miteinandern treten, und so nebeneinander coexistieren.
Und da komme ich zu der Frage, was will mir Kehlmann mit diesem Buch denn nun sagen, denn um die rein biographischen Komponenten scheint es ihm nicht zu gehen – und dafür kann man wirklich die Biographien beider zu Rate ziehen. Ich kann es nicht wirklich sagen. Und ja mir ist klar, dass Kehlmann eine Fiktion, einen Roman geschrieben hat – kein wissenschaftliches Werk, dass nach Exaktheit ruft. Dennoch wünschte ich mir diese Genauigkeit, denn dadurch hätte das Buch etwas großes werden können. So ist es nur ein Schatten seiner selbst und eine Karikatur auf die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts.
Fazit: Trotz guter Lesbarkeit, leider inhaltlich etwas schwach.