Rezension
Neil Jungvor 6 Jahren
Europa während des 30jährigen Kriegs; eine Welt voller Gewalt, Krankheit und Entbehrung, voller Frömmigkeit und Aberglauben. Hier wächst Tyll Ulenspiegel auf, hier lernt er sein Handwerk. Danach begegnen wir ihm immer wieder, im Wanderzirkus, auf Dorfplätzen, oder wenn er den unglücklichen Winterkönig Friedrich als Einziger auf dessen letzten Gang begleitet. Er hält den Menschen den Spiegel vor und deckt ihre Schwächen schonungslos auf. Kehlmann erzählt gewohnt souverän. In den stärksten Momenten, z.B. bei Tylls furiosem Auftritt im ersten Kapitel oder bei König Friedrichs Verblassen, ist es, als wären wir mittendrin.