„Lichtspiel“ - schon der Name deutet auf den Inhalt. Es geht um die Lebensgeschichte des österreichischen Regisseurs G.W. Pabst, um das Kino, um das Dritte Reich. Kunstvoll, mit Anleihen vom Film verwebt Kehlmann diese Geschichte, der historische Begebenheiten zugrunde liegen. G.W. Pabst konnte in den USA nicht an seine Erfolge in Deutschland anknüpfen. Seine Entscheidung, nach Europa zurückzukehren, erweist sich als fatal, denn eine erneute Ausreise wird ihm verwehrt. Ihm bleibt nur, sich den Verhältnissen und dem neuen Regime anzupassen, wenn er weiterhin Filme drehen will.
Diese Konstellation wirft viele Fragen auf. Kehlmann lässt es in seinem Roman so aussehen, als wäre eine Verkettung unglücklicher Umstände die Gründe für das Bleiben in Deutschland. Pabst, der kein Englisch konnte, hat seine Chance in den USA nicht nutzen können und damit keine Zukunft als Regisseur.
Die Umstände, unter denen in den Jahren 1939 bis 1945 Filme gedreht werden konnten, werden deutlich. Weil keine Komparsen zur Verfügung standen, wurden Lagerinsassen zu den Drehorten gebracht. Pabst nahm das offensichtlich hin, genauso, wie er auch andere Dinge hingenommen hat.
Einige Szenen ähneln Filmsequenzen, so z.B. als Pabst seinen Weg ins Ministerium beschreibt.
Haften bleibt auch das Gespräch des Literaturzirkels über Alfred Karrasch und sein Werk. Dem 1944/45 gedrehten Film „Der Fall Molander“ liegt dessen Buch „Die Sternengeige“ zugrunde. Dieser Film wurde zu Kriegsende abgedreht, die Fertigstellung erfolgte nicht mehr. Das Filmmaterial gilt als verschollen. Dieser Film ist auch Grundlage der Rahmenhandlung, in der der demente Franz Wilzek in einer Fernsehsendung danach befragt wird. Hier stellt sich mir die Frage, ob Wilzek missbraucht wurde. Eine Frage, die auch an anderen Stellen aufgeworfen wird.
Fazit: eine gelungene Verbindung zwischen Fiktion und Fakten, die Fragen nach Verantwortung und Schuld aufwirft