Rezension zu Das glücklichste Volk von Daniel L. Everett
Rezension zu "Das glücklichste Volk" von Daniel L. Everett
von bücherelfe
Rezension
B
bücherelfevor 12 Jahren
Daniel Everett reist 1977 mit seiner Ehefrau und den drei gemeinsamen Kindern in den brasilianischen Urwald. Der Auftrag ist klar: Er soll den Pirahã, einem indigenen Volk, das noch gänzlich traditionell lebt, das Wort Gottes nahebringen. Die Menschen heissen ihn fröhlich willkommen und Daniel Everett richtet sich mit seiner Familie mitten unter ihnen häuslich ein. Insgesamt sieben Jahre lang studiert er die Lebensweise der Pirahã und lernt ihre Sprache. Schon bald zu Anfang fällt ihm auf, dass von jung bis alt alle aussergewöhnlich glücklich zu sein scheinen. Erstaunliches kommt zu Tage: Die Sprache der Pirahãs kennt weder Vergangenheit noch Zukunft, weder Farben noch Zahlen. Nur das Jetzt ist ihnen wichtig. Ausschliesslich über unmittelbar Erlebtes wird gesprochen; Abstraktes ist ihnen fremd. Was nicht mit eigenen Augen gesehen wird, existiert nicht und gerade das lässt den Missionsauftrag von Daniel Everett scheitern. Die Pirahã können einfach nicht glauben, was er ihnen nahebringen will. Everett, der im Rückblick gesehen, schon länger zweifelte, verliert den Glauben. Seine Ehe zerbricht daran. Der Mix aus Erfahrungsbericht und viel Fachlichem aus dem Gebiet der Sprachwissenschaft ist angereichert durch zahlreiche Farb- und Schwarzweiss-Bilder. Die vielen Details zur Linguistik bremsen immer wieder den Lesefluss und ich bekenne mich schuldig, diese Abschnitte teilweise quergelesen zu haben. Gerne hätte ich etwas mehr zur Person von Daniel Everett erfahren. Aber wie der Titel schon sagt, geht es im vorliegenden Buch vor allem um eines: „Das glücklichste Volk“. Es ist spürbar, wie sehr Daniel Everett das Wohlergehen dieser Menschen am Herzen liegt. Fazit: Empfehlenswert für alle, die sich für fremde Völker und vor allem für Linguistik interessieren.