Cover des Buches Die Musik der Ferne (ISBN: 9783896672155)
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Rezension zu Die Musik der Ferne von Daniel Mason

Rezension zu "Die Musik der Ferne" von Daniel Mason

von anushka vor 16 Jahren

Kurzmeinung: Ein wunderschönes Buch mit poetischer Sprache und einer sehr authentischen Protagonistin. Sehr berührend.

Rezension

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anushkavor 16 Jahren
Isabel und ihre Familie leben im Hinterland eines südamerikanischen Landes. Das Leben dort ist geprägt von wiederholten Dürre- und Hungerperioden und Armut. Eines Tages kommen auch noch skrupellose Landbesitzer, die die Bewohner des Dorfes Sankt Michael in Angst und Schrecken versetzen. Da Isabel und Isaias als letzte der Kinder noch bei ihren Eltern leben, verbindet sie ein ganz besonderes Verhältnis. Isabel kann ihren Bruder sogar mit verbundenen Augen in einem Zuckerrohrfeld finden. Doch Isaias will nicht den Rest seines Lebens im Zuckerrohrfeld arbeiten; seine Leidenschaft ist seine Geige. Daher entschließt er sich, in die große Stadt im Süden zu gehen um dort Musik zu machen und Geld zu verdienen. Anfangs ruft er seine Familie in Sankt Michael noch an, schreibt Briefe und schickt Geld. Doch dann hören Isabel und ihre Eltern nichts mehr von ihm. Als die Situation in Sankt Michael mal wieder kritisch wird und die Familie anfängt, Erde unter ihr Essen zu rühren, damit sie satt werden, entschließt sich Isabels Mutter, auch sie in die Stadt im Süden zu ihrer Cousine und ihrem Bruder zu schicken. Dort angekommen muss Isabel jedoch feststellen, dass ihr Bruder schon seit Wochen nicht mehr bei der Cousine aufgetaucht ist. In der Stadt sieht sich Isabel mit einer völlig neuen Welt und fremden Werten konfrontiert. Sie leidet zwar keinen Hunger mehr, ist aber weiterhin arm. Sie ist vom Hinterland im Norden in den Slums der Stadt im Süden gelandet. Nach Monaten macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Mit "Die Musik der Ferne" ist Daniel Mason ein wunderbares Buch gelungen. Sein Schreibstil ist sehr poetisch und man hat das Gefühl, man braucht nur die Hand ausstrecken und kann Isabels Welt berühren. Streckenweise wirkt die Geschichte richtig magisch. Das junge Mädchen Isabel wird nicht vom armen Mädchen zur Prinzessin, sondern landet auch in der Stadt wieder in Armut und dies ist alles sehr realistisch dargestellt. Zudem sieht sie die Dinge sehr pragmatisch, jammert nicht über das Schicksal und bemitleidet sich nicht selbst. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig dargestellt und man fühlt mit ihnen, wenn sie mit dem Leben kämpfen. Isabels Trauer um den vermissten Bruder wirkt sehr authentisch. Ein wenig irritierend war, dass niemals klar wird, in welchem Land und zu welcher Zeit die Geschichte genau spielt. Ab einem gewissen Punkt spielt dies jedoch keine Rolle mehr und es wirkt, als könne man diese Schicksale auf alle Zeiten und Orte übertragen. Die Charaktere sind nichts Besonderes, sie sind nicht einzigartig und vor allem sind sie keinen Helden. Sie versuchen nur, im jeweiligen Kontext so gut wie möglich zu überleben, auch wenn das bedeutet, bei einem Verbrechen wegzusehen. Dieses Buch hat mich sehr berührt. Die Sprache war wunderschön und die Geschichte strahlt die gleiche Bescheidenheit aus, wie seine Charaktere, die keine großen Ansprüche hegen. Dieser Roman strotzt nicht vor Action, sondern setzt auf die Wirkung der leisen Töne. Ich bin froh, dass ich dieses Buch gelesen habe und kann es nur wärmstens weiterempfehlen. Ich denke, Isabel wird mich noch lange Zeit begleiten.
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