Rezension zu Paul sucht eine Frau von Daniel Morawek
Rezension zu "Paul sucht eine Frau" von Daniel Morawek
von Sonnenblume1988
Rezension
Sonnenblume1988vor 11 Jahren
Biologiestudent Paul, Ende zwanzig, schreibt gerade eine Doktorarbeit über Grüne Meereskatzen und sitzt nach einem Unfall im Rollstuhl. Weil Paul ein schüchterner Mensch ist, fällt es ihm schwer, eine Frau anzusprechen und kennenzulernen. Deshalb schmiedet er mit seinem Freund Nico einen Plan: Paul soll der Krankenkasse vorspielen, dass er für die Bewältigung seines Alltags eine Einzelbetreuung braucht. Und diese Einzelbetreuung soll jung, weiblich und hübsch sein. Denn angeblich verlieben sich Einzelbetreuerinnen immer in ihre Klienten... Ich finde es schwierig, das Buch zu bewerten: Auf den einen Seite habe ich mich über die Lebenseinstellungen von Paul und Nico geärgert: Eine Krankenkasse wird betrogen, damit Paul die Chancen hat, eine Frau kennenzulernen? Nicht gerade vorbildlich und sympathisch. Dadurch konnte ich mich nicht in die Hauptpersonen hineinversetzen. Stellenweise haben mich auch umgangssprachliche Ausdrücke („Verarsch mich nicht, Alter! Ich bin dein Kumpel“) gestört. Aber: Der Sprachstil hat authentisch gewirkt und gut zu den Charakteren gepasst. Auf der anderen Seite hat es mir gefallen, wie realistisch Paul mit seiner Behinderung im Alltag dargestellt wurde: Im Gespräch mit seiner unerfahrene Einzelbetreuung hat Paul ohne Tabuthema Fragen beantwortet, auf die jeden Leser, der noch nie in Kontakt mit einem Menschen mit Behinderung war, neugierig sein dürfte. Das Buch hat gezeigt, dass auch Menschen mit Behinderung ganz normale Menschen sind, sie zwar öfter an ihre Grenzen kommen, aber trotzdem eine Menge Spaß haben. Insgesamt möchte ich vier Sterne vergeben, das Buch aufgrund des Themas jedoch hauptsächlich sehr jungen Erwachsenen empfehlen.