In „Nur schweben ist schöner“ lernen wir die Stadt Sehralt Serkastan (peinlich lange habe ich gebraucht, um zu kapieren, dass es sehr alt Serkastan bedeutet…), hier herrscht Königin (oder der von ihr bevorzugte Titel Schwester) Liebwelt mit ihrem Expertenrat. Die Stadt in eine sehr moderne Stadt, in der Gleichberechtigung und Gewaltfreiheit hochgeschrieben wird. Ebenso verfügt es seit neuestem über Dosenverbindungen und soll schon bald auch einen Schwebhafen sein Eigen nennen. Genau hier beginnt der Konflikt: Es herrscht Vollbeschäftigung, die angeheuerten Zyklopen als Gastarbeiter scheinen den Bewohnern aber auch nicht so richtig zu gefallen.
Im folgenden will ich auf die für mich positiven und negativen Aspekte der Geschichte eingehen:
+ Insgesamt bietet das Buch eine faszinierende und kreative Welt. Hier merkt man, dass der Autor seine Welt sehr detailliert entworfen hat und sich wirklich viele Gedanken gemacht hat. Alles passt gut zusammen. Besonders gut haben mir die Kreaturen gefallen: Ich lese wirklich viel Fantasy und habe hier ganz viele neue Wesenheiten kennenlernen dürfen, diese sind ebenso wie die Welt durchdacht mit all ihren Vor- und Nachteilen. Besonders hervorzuheben Günter der Sandgolem und McRakel, eine zeitlose Nebelwolke mit Identitätskrise.
+ Schreibstil erinnert mich an die Scheibenweltromane an der sich der Würfelplanet sicher auch orientieren will. Auch wenn es nicht die Meisterschaft von Terry Prattchet erreicht, ist viel Witz in der Geschichte und ich musste mehr als einmal schmunzeln.
+ Die Geschichte greift wichtige Themen, wie Gewalt, Krieg, Gleichberechtigung und Fortschritt /moderne Kommunikation an. Man realisiert noch einmal, was mit uns und unserer Kommunikation passiert, wenn wir nicht face-to-face gegenüberstehen. Mimik, Gestik und Nuancen im Tonfall können nicht mitgeteilt werden. Wer hat es nicht schon erlebt, dass die eigene WhatsApp-Nachricht falsch verstanden wird.
+ Die Charaktere fand ich überwiegend witzig, trotzdem glaubwürdig und schön herausgearbeitet. Die bereits genannten Günter und McRakel waren meine Highlights.
+ Dies war mein erster Roman des Würfelplaneten und ich konnte mich sehr gut orientieren. Ich habe die Strukturen kenngelernt und verstanden und auch Wesen wurden erklärt. Hier haben die Fußnoten sehr dazu beigetragen.
- Leider gab es bei den Erklärungen Wiederholungen, die ich auch als Erstleser nicht gebraucht hätte und mich eher irritiert haben.
- Einige Abschnitte, wie z.B. die Erzählungen über zwei Touristen, erscheinen überflüssig und tragen wenig zur eigentlichen Geschichte bei. Diese Passagen wirken eher wie Füllmaterial und lenken vom Hauptplot ab. Einige solcher Szenen beleuchten zwar die Welten- und Gesellschaftsstruktur, ziehen die Geschichte aber sehr in die Länge. So könnte die erste Hälfte (vor, während und die erste Zeit nach dem Bau des Schwebhafens) um einen Großteil gekürzt werden. Das hat es für mich t.w. anstrengend gemacht dranzubleiben. Immer wieder habe ich das Buch zur Seite gelegt und etwas anderes (spannenderes) gelesen.
- Gerade die Königin unter den Charakteren für mich nicht durchgängig gut gelungen. Ich habe bis zum Ende ihre Rolle als Herrscherin nicht nachvollziehen können. Ihre Ziele und Ideen ja, aber ihre Aktionen bleiben mir leider unklar.
- Die Darstellung von Gewaltfreiheit und Gleichstellung ist ebenfalls problematisch. Es bleibt unklar, wie der Autor tatsächlich zu diesen Themen steht, da die Gleichstellung teilweise ins Lächerliche gezogen wird und Gewalt eingesetzt wird, um die Situationen zu „lösen“.
Insgesamt bietet das Buch eine fantasiereiche Welt mit toll herausgearbeiteten Wesen. Leider möchte der Autor etwas zu viel unterbringen, wodurch sich das Buch in die Länge zieht und Spannung verloren geht.