Cover des Buches Piccola Sicilia (ISBN: 9783839816615)
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Rezension zu Piccola Sicilia von Daniel Speck

Ein großartiger Roman mit viel Sinn und Verstand, Gefühl und Tiefgang.

von Wedma vor 6 Jahren

Kurzmeinung: 👍 Wer Familiengeschichten liebt, mit Tiefgang, Sinn und Verstand, der ist hier goldrichtig! Kein Wohlfühltbuch, aber sehr klug und weise.

Rezension

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Wedmavor 6 Jahren

„Piccola Sicilia“ habe ich sehr gern gehört. Ganz anders als erwartet ist der Roman ausgefallen, aber sehr gut gelungen und sehr beeindruckend. Kongenial gelesen von Luise Helm und Michael Rotschopf.


Klappentext beschreibt den Inhalt recht gut: „"Piccola Sicilia", das italienische Viertel der farbenfrohen Mittelmeerstadt Tunis, 1942. Drei Religionen leben in guter Nachbarschaft zusammen - bis der Krieg das Land erreicht. Im Grand Hotel Majestic trifft der deutsche Fotograf Moritz die italienische Jüdin Yasmina. Doch sie hat nur Augen für Victor, den Pianisten. Als Victors Leben in Gefahr ist, kann nur Moritz ihn retten...

Sizilien, heute: Schatztaucher ziehen ein Flugzeugwrack aus dem Meer. Die Berliner Archäologin Nina sucht ihren verschollenen Großvater und trifft eine unbekannte Verwandte, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Gemeinsam enthüllen sie ein faszinierendes Familiengeheimnis...“


Die zwei Erzählebenen wurden geschickt zu einem großen Ganzen verwoben. Man erfährt nach und nach die Geschichte der jüdischen Familie Sarfati in Tunis. Abwechselnd dazu wird von Nina erzählt, der jungen Frau aus Berlin, die nach Sizilien reist, um bei der Bergung des Flugzeugwracks aus dem Krieg dabei zu sein. Von den Schätzen der Nazis ist die Rede. Nina hat mit eigenen privaten Problemen zu kämpfen: Sie muss das Ende ihrer Ehe verarbeiten und dem Scheidungsantrag zustimmen. Als Nina die unbekannte Verwandte kennenlernt und immer tiefer in die ihr völlig unbekannte Lebensgeschichte ihres Großvaters eintaucht, wird ihr nach und nach klar, welchen Schatz sie tatsächlich bei dieser Reise geborgen hat.

Es ist ein Roman, der viele Themen wie Liebe, Familie, Familienzusammenhalt, Freundschaft, Ehre, Krieg und Frieden, Zusammenleben von Juden, Arabern und Italienern in enger Nachbarschaft, das Überleben unter Regime, Erwachsen- und Selbstwerdung, persönliche Identität und die eines Volkes uvm. sehr kunstfertig zu einem bunten wie beeindruckenden Erzählteppich verwoben hat.

Eine erstaunliche Geschichte ist es insg. geworden, mit Gefühl, Sinn und Verstand. Schon allein wenn man nur eine Facette des Ganzen betrachtet: Wie ein junger Mann aus Berlin seine Identität nach und nach ablegt, nach Abmarsch der Nazis aus Tunis, und alles Deutsche bewusst hinter sich lässt.

Man bekommt sowohl die Bilder, das Kopfkino startet von der ersten Minute an und endet lange nachdem das Schlusswort abgeklungen ist, als auch kluge, weise Gedanken über das Leben, die Liebe, den Tod usw.

Man bekommt auch viele schöne Zitate mit auf den Weg. Ich muss sehen, dass ich eine gedruckte Ausgabe von dem Buch bekomme, so ein Roman gehört in jede gute Bibliothek, dann habe ich diesen in vielerlei Hinsicht großartigen Text auch schriftlich. Ein Zitat habe ich mir aus dem Hörbuch aufgeschrieben:

„Die Kunst ist es, sich so tief wie möglich auf das Leben einzulassen und zugleich nicht daran festzuhalten.“


Gut möglich, dass ein gewisser Grad an persönlicher Reife notwendig ist, um in vollen Genuss dieses spektakulären Romans zu gelangen. Das kommt mir in den Sinn, wenn ich mir die drei Sterne Abteilung und die abwärts anschaue.


Luise Helm und Michael Rotschopf haben ganz wunderbar gelesen. 19 Stunden 51 Minuten der ungekürzten Ausgabe waren schnell vorbei.

Toll, dass zwei Erzähler hier dabei sind, denn es war eine Bereicherung, dass Moritz von Michael Rotschopf gelesen wurde. Seine Stimme und seine Art insg. passen prima zu dieser Figur.

Luise Helm hat absolut großartig Yasmina, ihre Mutter, Nina, Joel und viele anderen mit ihrer Stimme zum Leben erweckt. Bei jeder Figur konnte ich den eigenen Charakter, die Emotionen etc. durch ihre Darbietung heraushören und in diese faszinierende Welt vollends abtauchen.

Fazit: Ein großartiger Roman mit viel Sinn und Verstand, Gefühl und Tiefgang. Ein großes Und ein würdiger Nachfolger von „Bella Germania“. „Piccola Sicilia“ finde ich gar um einiges stärker, tiefer, komplexer. Beide sind sehr, sehr lesens- bzw. hörenswert.

5 hell leuchtende Sterne gibt es hier von mir. Bleibe auf die weiteren Romane von Daniel Speck sehr gespannt. Highlight in diesem Leseherbst.

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