Daniel Stashower hat eine sehr beachtenswerte Arthur Conan Doyle Biografie geschrieben. Dabei ist ihm wohl aufgefallen, dass Conan Doyle und Houdini befreundet waren. Zumindest eine geraume Zeit. Was läge da näher als dem Erfolgsmodus von Nicholas Meyer Pastiches zu folgen und eine berühmte Person des viktorianischen (bzw. edwardischen) Zeitalters mit Sherlock Holmes zu verflechten.
Aber bereits bei Meyer war der Clou nach dem Fall Sigmund Freud (übrigens eines der besten Pastiche) bereits etwas abgenutzt, denn sowohl die dann folgenden Theatermorde als auch das Phantom der Oper folgten der gleichen Weise: berühmte Persönlichkeiten treffen auf Sherlock Holmes. Was anfangs noch Spaß macht, wirkt schnell ermüdend. Ein Erfolgsrezept lebt eben nicht nur von den Zutaten, sondern auch von der Abwechslung und natürlich dem Koch.
Insofern ist eben etwas mehr nötig. Und Stashowers Pastiche kann so gar nicht überzeugen. Klar, Houdini und Holmes das passt schon irgendwie und ist auch phasenweise unterhaltsam. Aber im Gegensatz zu Nicholas Meyer trifft Stashower nicht im Geringsten den Ton von Conan Doyle. Holmes ist dermaßen überzeichnet, dass man sich fragt, ob man es überhaupt mit dem beratenden Detektiv zu tun hat. Watson funktioniert halbwegs, Houdini bleibt hinter dem echten Houdini weit zurück und Lestrade wird zum Kasper.
Und wenn die Protagonisten nicht überzeugen, muss wenigstens eine gute Geschichte her. Aber auch die sucht man vergebens. Hanebüchene Verfolgungsjagden, die an Fast and Furious erinnern, unglaubliche Konstruktionen, um überhaupt die Kriminalgeschichte zu zusammenzubasteln und als würde das nicht schon genügen das ein oder andere Logikloch. Letztlich aber auch egal, denn es kommt wegen des Sprachstils und der misslungenen Dialoge eh keine echte Holmes-Stimmung auf.
Daniel Stashower
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Daniel Stashower
Sherlock Holmes und der Fall Houdini
Daniel Stashower: Verzauberte Welten: Riesen und Ungeheuer
Sir Arthur Conan Doyle
Verzauberte Welten Nachtgeschöpfe
American Demon: Eliot Ness and the Hunt for America's Jack the Ripper (English Edition)
The Houdini Specter
Neue Rezensionen zu Daniel Stashower
Die Ausgangslage ist natürlich äusserst reizvoll: Der Meister der Zauberkünste und der grösste Detektiv treffen aufeinander. Nur leider wird bereits diese Zusammenkunft zweier Genies nicht wirklich ausgeschlachtet. Das Duo Houdini-Holmes ist weder harmonisch noch wirklich gegensätzlich. Schade!
Die Geschichte liest sich insgesamt süffig, hätte aber auch kürzer gehalten werden können. Leider lässt sich Sherlock Holmes überhaupt nicht in die Karten blicken und Houdini ist die meiste Zeit im Gefängnis aussen vor.
Daniel Stashower weiss zwar sehr viel über Holmes und die Übersetzung nähert sich theoretisch auch der alten Sprache Conan Doyles an. ABER: Es gibt kaum eine Variation in den Verben. Stashower oder zumindest der Übersetzer agiert fast ausschliesslich mit dem Dreigespann "sagen", "fragen" und "antworten", um die zahlreichen Dialoge den einzelnen Figuren zuzuordnen. Und zehn mal "sagen" auf einer Seite wurde mir einfach zu viel!
25.05.2017
Guter Stil, aber nicht (mehr) wirklich spannend (3(,5) Sterne)
Hatte mal wieder Lust auf einen klassischen Krimi und habe daher nach über 10 Jahren erneut zu "Sherlock Holmes und der Fall Houdini" von Daniel Stashower gegriffen. Insgesamt war die Lektüre ganz unterhaltsam, so begeistert wie damals bin ich aber bei weitem nicht. Habe schon länger keinen Original-Holmes mehr gelesen, aber würde auch heute noch sagen, dass der Stil den Originalgeschichten sehr nahe kommt. Auch der Rahmen um die Geschichte der erklärt, warum das Manuskript erst so spät veröffentlicht wurde, ist vom Autor nett konstruiert. Wirklich spannend fand ich den Roman leider nicht (mehr). Die Geschichte ist mir einfach etwas zu sehr konstruiert (das macht natürlich auf der anderen Seiten den klassischen Krimi auch aus). Möglicherweise ist man aber auch durch die vielen Krimiserien und Serienkiller-Thriller einfach schon etwas abgestumpft. Watson steht etwas mehr im Vordergrund, was ich in Ordnung finde. Houdini ist als Figur auch gelungen. Das Nachwort des Übersetzers zu Conan Doyle und Houdini ist sehr informativ.
21.12.2006
Fesselnde neue Holmes-Story (5 Sterne)
Im sehr gelungenen Nachwort des Buches kann man erkennen, dass der Autor Daniel Stashower sich intensiv mit Sherlock Holmes befasst und sogar eine Biografie über Sir Arthur Conan Doyle verfasst hat. Genau dies zeigt sich in der Geschichte: sie ist praktisch nicht von einer Originalen unterscheidbar. Der Stil entspricht dem Conan Doyle's, die Figuren sind rund und glaubwürdig, die Story ist fesselnd und spannend bis zum Schluss. Die Zusammenkunft Holmes und Houdinis wird zu einem wahren Lese-Erlebnis ! Übrigens: im Nachwort empfiehlt der Autor als weitere Lektüre den Roman "Eskapaden" von Walter Satterthwait (u.a. ebenfalls mit Houdini und mit Conan Doyle himself). Als Fan des klassischen englischen Kriminalromans sollte man sich auch diesen nicht entgehen lassen.
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