Cover des Buches DARKNET (ISBN: 9783499252440)
Rezension zu DARKNET von Daniel Suarez

Rezension zu "DARKNET" von Daniel Suarez

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 13 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren
Seit Pete Sebecks Hinrichtung und der Entlarvung des DAEMON als Hoax hat sich für den gewöhnlichen Erdenbürger wenig verändert. Wenige Akteure der Industrienationen scheffeln das grosse Geld, während der Rest immer ärmer wird. Demokratien breiten sich aus wie ein Buschfeuer, aber durch politökonomische Prozesse sinkt die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme am Regierungsgeschehen bei der Bevölkerung zunehmend und die Macht konzentriert sich auf einige wenige Akteure. Nur Insider des DARKNET und ihre Gegner wissen, dass DAEMON weiterhin sein Unwesen treibt und die Global Players der Weltwirtschaft an der Gurgel gepackt hält. Im DARKNET versammeln sich vom DAEMON ausgewählte Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten. Alle erhalten eine Overlay-Brille und allerneuste Technologie, womit sie in ständiger Verbindung zum alles überblickenden DAEMON stehen. Mathew Sobols Erfahrung im Entwickeln von Videospielen drängt sich auf. Die User des DARKNET erhalten zunehmend komplexere Aufgaben, für die sie Erfahrungspunkte erhalten und in einem Level-System aufsteigen. Simpel, aber erstaunlich effektiv. Das Ziel Sobols ist nicht weniger als eine neue Gesellschaftsordnung, aus kleinen autarken Zellen aufgebaut, die weder auf Staaten, noch auf natürliche Rohstoffe oder Vernutzung der natürlichen Ressourcen angewiesen sind, sondern nachhaltig und umweltfreundlich ihr Fortbestehen sichern. Mit anderen Worten: hochtechnologisierte, miteinander vernetzte Hippie-Kommunen wehren sich gegen alte, eingerostete Machtstrukturen und haben eine Zeitlang Erfolg. Dumm ist nur, dass diese Kommunen dem Rechtstaat und den wenigen verbliebenen Weltwirtschaftsakteure ein Dorn im Auge sind, da sie sich allen bestehenden Machtmechanismen entziehen. Der Kampf der vielen Kleinen gegen die wenigen Grossen geht in die zweite Runde. -- Kämpfte man im ersten Suarez-Roman DAEMON noch damit, ob man die omnipotente KI als Fluch oder Segen betrachten soll, wird diese Frage im zweiten Roman DARKNET völlig obsolet. Der DAEMON ist ein Segen für die menschliche Gesellschaft, sofern er sich auf diese Weise entwickelt, wie sie Suarez beschreibt. Die Computer- und Web-Technologie ist heutzutage so weit fortgeschritten, dass nun die Möglichkeit bestünde, tatsächliche Demokratie auszuüben. Mit „tatsächlicher Demokratie“ meine ich „Volksvertretung“. Viele (oder noch besser: alle) bestimmen darüber, was geschehen soll, nicht einer oder wenige, im Namen des Rests. Suarez hat mit seinen beiden Romanen eine Technologie und eine Gesellschaftsform erschaffen, die sich die Umsetzung dieser revolutionären Idee zum Ziel gesetzt hat. Allerdings hat die Etablierung einer neuer Gesellschaftsform zur Folge, dass die alte zerstört werden muss. Davon handelt der zweite Teil der Serie: Forcierte Veränderung. Im ersten Teil wirken Suarez‘ Vorstellungen noch sehr unausgereift, rebellisch und utopisch. Im zweiten Teil nehmen sie aber immer deutlichere und realistischere Form an und brachten mich als Leser ins Grübeln. -- DARKNET ist zusammen mit DAEMON ein technik-optimistischer Thriller, der es in sich hat. Suarez ist kein Schönredner und kein Prophet der Technologie, der unbedingte Hörigkeit fordert. Er zeichnet ein plausibles und realistisches Bild, wodurch die Geschichte zu einem Leckerbissen sowohl für (Hobby-)Techniker, (Hobby-)Soziologen als auch für (Hobby-)Ökologen macht. Für Thriller-Liebhaber sowieso. Wie schon beim ersten Teil vergebe ich volle Punktzahl, ohne zu zögern.
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