Im Buch "Die Poesie der Primzahlen" von Daniel Tammet erzählt uns Tammet Geschichten über Zahlen.
Mehr kann man nicht sagen, doch das muss nicht heißen, dass das Buch schlecht ist.
Das Gegenteil ist der Fall. Noch nie habe ich jemanden so von Zahlen reden hören und das Buch hat mir meinen Horizont erweitert.
Ich würde dieses Buch jedem weiter empfehlen, da es ein anderes Bild von den vermeintlich "langweiligen" Zahlen gibt.
Lebenslauf von Daniel Tammet
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Daniel Tammet
Elf ist freundlich und Fünf ist laut
Wolkenspringer
Die Poesie der Primzahlen
Born on a Blue Day
Thinking in Numbers
Thinking in Numbers: How Maths Illuminates Our Lives
Embracing the Wide Sky
Born on a Blue Day: A Memoir of Aspergers and an Extraordinary Mind
Neue Rezensionen zu Daniel Tammet
Rezension zu "Elf ist freundlich und Fünf ist laut" von Daniel Tammet
Wenn wir davon hören, dass ein Mensch sich innerhalb von wenigen Wochen 22514 Nachkommastellen der irrationalen Zahl Pi merken und vor einem großen Publikum und laufenden Kameras aufsagen kann, dann sind wir verblüfft, weil wir uns nicht vorstellen können, wie das zu schaffen ist. Daniel Tammet hat diese Leistung vollbracht, und wir kaufen uns dieses Buch vor allem, weil wir wissen wollen, wie so etwas möglich ist.
Eine Antwort werden wir nie erhalten, es sei denn, wir kennen sie schon, weil wir über dieselben Fähigkeiten verfügen wie Daniel. Sein Gehirn funktioniert anders als bei Menschen, die "normal" sind. Für ihn verbinden sich Zahlen mit Gefühlen, Farben und Figuren. Die Nachkommastellen von Pi bilden in seinem Kopf eine numerische Landschaft, die er sich genau merken kann. Er löst mathematische Probleme nicht wie ein Mathematiker, sondern auf seine ganz eigene Weise, die für einen Mathematiker mehr als verwunderlich ist.
Daniel ist krank, jedenfalls nach der Definition von Neurologen. Nach meinem laienhaften Verständnis ist in seinem Gehirn die Fähigkeit, strukturell zu denken, extrem gut entwickelt. Dafür kann er diese Gehirnregion nicht sehr gut mit anderen verbinden. Es fällt ihm zum Beispiel schwer, abstrakt zu denken oder Aussagen nicht wörtlich zu nehmen. Er fühlt sich in einer Welt sich immer wiederholender Vorgänge sicher und wird sehr nervös, wenn etwas in dieser Wohlordnung durcheinander gebracht wird.
In seinem Buch erzählt er die Geschichte seiner ersten dreißig Lebensjahre. Wir lernen, wie er seine Welt wahrnimmt, wo und wie er anders ist als die meisten von uns und wie seine Mitmenschen ihn sehen. Wenn wir also aus diesem Buch nicht erfahren, wie man auch ohne Autist zu sein, Daniels Fähigkeiten erwerben kann, warum sollten wir es dann lesen?
Der australische Professor Allan Snyder behauptet, dass autistisches Denken sich nicht grundlegend vom gewöhnlichen Denken unterscheidet. Es sei nur eine extreme Ausprägung davon. Auch Verhaltensweisen von Autisten sind nicht nur bei ihnen anzutreffen. Wie immer gibt es zwar eine harte diagnostische Grenze, an der die Krankheit festgestellt wird, vielleicht aber besitzen viele mehr Menschen als man vermutet gewisse Ausprägungen autistischen Verhaltens unterhalb der diagnostischen Grenze. Möglicherweise begreifen sie beim Lesen dieses Buches, was wirklich mit ihnen los ist.
Mich hat dieses Buch sehr bewegt, weil ich Daniels Lebenssicht sehr gut nachvollziehen kann. Für ganz normale Menschen ist seine Geschichte vielleicht nur wegen seiner verblüffenden Fähigkeiten interessant, obwohl wohl kaum jemand mit ihm tauschen möchte. Viele schreiben, er sei ein Betroffener. Aber irgendwie sind wir alle von irgendwas betroffen, die einen mehr, die anderen weniger. Wir können uns unser Leben nicht aussuchen und arrangieren uns gewöhnlich mit ihm. Als ich vor einigen Jahren einmal für eine kurze Zeit im Rollstuhl fahren musste, habe ich sehr schnell ein völlig anderes Verständnis für dauerhafte Rollstuhlfahrer entwickelt. Auch Daniel möchte bestimmt nicht bedauert, sondern vielmehr akzeptiert und respektiert werden. Wenn wir es zulassen, hilft uns dieses Buch zu einem anderen Verständnis einer besonderen Art nicht "normaler" Menschen.
Fazit.
Man kann aus diesem Buch nicht lernen, wie man zu außergewöhnlichen Merkfähigkeiten gelangt. Aber man erhält ein tieferes Verständnis für mildes autistisches Verhalten. Das Buch ist gewiss keine außergewöhnliche schriftstellerische Leistung. Darum geht es hier aber nicht. Ich habe aus ihm sehr viel mehr gelernt als ich vorher vermutet hatte.
Rezension zu "Elf ist freundlich und Fünf ist laut" von Daniel Tammet
Daniel Tammet ist ein Autist und als besondere Ausprägung ist er ein sogenannter Savant. Er berechnet Potenzen besser und schneller als jeder Computer, kann die Wochentage bestimmter Daten innerhalb kürzester Zeit bestimmen und nimmt Zahlen als Farben, Formen und Charaktere wahr, er lernt Isländisch in nur einer Woche und fasziniert die Wissenschaft.
Als Leser kann man sich an manchen Stellen mit Daniel Tammet identifizieren, an anderen widerum ist es schwer nachzuvollziehen, was in so einem klugen Kopf vorgehen mag. Es ist bewundernswert, dass er seine Wahrnehmung von der Welt in dieser Autobiographie niederschreiben konnte.
Ein wirklich lesenswertes Buch, das ich persönlich im Zuge meiner Arbeit über das Savant-Syndrom verschlungenhabe. Es hat mir sehr gut geholfen, einen Einblick in die Welt dieser Menschen zu bekommen!