Daniel Tasco
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Autor von Dreiecksliaison & Etwa auch Du?.
Lebenslauf
Ich wurde 1952, im Mondjahr des Drachen geboren, allerdings nicht in China, wo allein dieser Umstand bereits eine gewisse Erwartungshaltung geweckt hätte, sondern von den chemischen Werken Griesheim und Höchst eingekreist in einem Vorort von Frankfurt am Main namens Schwanheim. Meine Mutter war Hausfrau. Mein Vater war Kaufmann von Beruf. Bis vor wenigen Jahren haben beide noch gelebt. Im Unterschied zu mir hatten meine Eltern jedoch Europa nicht oft verlassen. Ich weiß daher noch genau, wie sie einmal nach Melbourne geflogen waren, als meine Cousine dort auf die Welt kam, und dass sie dann noch ein zweites Mal die Gelegenheit nutzten, den halben Globus zu umqueren, weil eine ausgewanderte Tante in San Franzisco sie zu sich einlud. Mit der Kultur Ostasiens hatten sie allerdings überhaupt nichts am Hut. Und auch wenn es ihnen rein zufällig bekannt geworden wäre, hätten sie sich kaum dafür interessiert, worin sich im Jahr des Drachen Geborene von anderen so sehr unterscheiden.
Wir wuchsen zu dritt auf und nur mit mir ging unsere Mutter zum Gottesdienst in die Kirche. Alleiniger Grund war, denke ich, dass ich auf unserem Heimweg gerne noch lautstark philosophierte und wie von Hunger geplagt über die Lehren aus den Predigten herfiel. Oder hatten sich meine Geschwister vielleicht nur allzu arg gesträubt? Mein Bruder ist Ziege im Horoskop, er blickt demnach häufig bis meistens meckernd zu Boden in Richtung Gras. Mit ihm ist es bis heute noch so, dass er mehr Voraus denken und eher nach vorne blicken müsste. Meine Schwester, die aus dem glücklichen Jahr des Schweines stammt, hat und hatte dagegen nie etwas Lügnerisches im Sinn. Sie sagte nicht weniger als die Wahrheit, wenn uns die Mutter sonntags im Glockengeläute befragte, wie es denn um einen Kirchgang bestellt sei? Alles in allem waren wir nicht sonderlich religiös.
Meine frühesten Jugenderinnerungen speichern Sex. Ich war fünfzehn, als es mit meiner gleichaltrigen Freundin zum Coitus kam. Sie hieß Daniela und sie besaß eine dunkle, geradezu südländisch wirkende Haut. Hinter vorgehaltener Hand stritten sich ihre Eltern, ob man ihren angenehm warmen Teint nur dem Ausrutscher eines Genoms oder nicht doch einem Engagement außerhalb ihrer Ehe verdankte. Ich erfuhr erstmals von jenem Verdacht, als wir die Verfolgung unserer eigenen Bedürfnisse gerade auf zwei- bis dreimal pro Woche lancierten. Dani (mit einem Herz statt dem I-Pünktchen) ist Hase, sieht man sich das Mondjahr ihres Geburtssternenhimmels an. Hasen sind schmackhaft und bodenständig und brav. Sie hätte zu mir als Lebensgefährtin gepasst. Ihre ungewöhnliche Intelligenz aber und jenes kuriose Verhältnis zu ihren Eltern vereitelten dann freilich doch, was ich geplant und mir für die Zukunft vorgestellt hatte. Mit siebzehn hat man noch Träume oder man kam so wie sie während einer Party an einen 31-Jährigen ran, der blond und zudem Videothekeninhaber war und aus dem Über-18-Porno- und Kettensägenbereich das Cash für die Weg-Von-Zuhause-Vermählung abzweigte.
Ich studierte und heiratete stattdessen Christa im selben Jahr, in dem ich meine Diplomarbeit in Elektrotechnik einreichte. Vom Stand weg wurde ich im S** Konzern angestellt. Im dritten Jahr meiner Ehe schickte die Firma mich und meine Frau –für deren Begleitung man großzügigerweise aufkam- nach Caracas/ Venezuela. Im vierten Ehejahr zogen wir auf Wunsch des Unternehmens nach Bogota in Kolumbien um. Ich war irrsinnig glücklich damit, wie nun das Leben selbst meinem Trieb, die Welt entdecken zu wollen, hinterlief. Im fünften Jahr ließ Christa sich von mir scheiden. Momentan weiß ich nicht, wie es ihr geht. Ich sah sie zuletzt mehr oder weniger zufällig in Montevideo, als ich am Flussufer eine der alten Hafenkneipen betrat, wo die Pissoirs noch inmitten des Schankraums an der Wand hängen. Christa ist Tiger im Horoskop. Starke Exoten wurden eben seit jeher gejagt.
Es folgten zehn Jahre Manila, Philipinien. Acht Jahre Dhaka, Bangladesch. Unterbrochen von jeweils eineinhalb Jahren Know-How Training in Deutschland. Zuletzt war ich in China eingesetzt. Ich betreute die Werke in Tianjin und Guangzhou. Seither sitzt mir der Kram mit den Horoskopen in meinem Kopf fest. Er steckt so tief wie die Sache mit Dan♥s Haut. Ich denke auch noch oft an Petra, die blonde Ratte, mit der ich im Anschluss an Amazonas-Christa liiert war und deren Teamgeist uns sooft vor einer Trennung bewahrt hatte, dass ich mit den Jahren ein behagliches Gewohnheitsgefühl empfand, sobald ich mich mit ihr stritt. Kirsten-Ulrike, als meine dritte und als die zuletzt von mir ehegeschiedene Frau, kam gefühlsmäßig wohl noch am besten von allen weg. Sie war die einzige Schlange im Horoskop, die mich als Mann je erobert hatte. Auch bei bald völlig entgegen laufenden Interessen strampelte sie unser Partnerschaftstandem noch über mehrere Jahreszeitrunden durch.
Bevor ich im letzten Jahr in Pension ging, habe ich aus China Herrn Fo in mein Haus nach Offenbach geholt. Ich kann mir nichts Grauenhafteres vorstellen, als während des Alterns auch noch Einsiedler zu sein. Herr Fo arbeitet in der Küche. Was so gut riecht, sind seine kross gebratenen Hühnerfüße. Im Horoskop ist er Drache, ...so wie ich.
Das wird gehen.
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Dreiecksliaison & Etwa auch Du?
Erschienen am 02.07.2013
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