Rezension zu "Die Gabe des Himmels" von Daniel Wolf
Nachdem ich von "Das Salz der Erde" sehr enttäuscht war, habe ich überlegt, ob ich noch ein Buch von Daniel Wolf lese ...
Nun: Die Geschichte des Medicus Adrien Fleury und der jüdischen Ärztin Léa zur Zeit der Pest im Jahr 1348 ist gar nicht so schlecht - wenn man von üblichen Mittelalter-Klischees mal absieht. Leicht überzeichnet scheint auch der Bösewicht, doch er funktioniert, weil er als erstklassiger Mistkerl gelungen ist. Dass zwischen Adrien und Léa etwas mehr als nur eine kleine Freundschaft entstehen wird, war von Anfang an klar, störte aber auch nicht.
Die Judenpogrome 1348/1349 während der Pestzeit gehörten zu den schlimmsten Ausschreitungen dieser Art vor dem Holocaust. Umso mehr ist es schade, dass nur das Schicksal einer fiktiven jüdischen Gemeinde gezeigt wird, es hätten sich hier auch reale Geschichten erzählen lassen. Andererseits ist es durchaus verständlich, wenn ein Autor fiktive Charaktere handeln lässt: Schließlich verschafft ihm das ja mehr Freiheiten beim Erzählen - das also ist an sich nicht weiter problematisch, es hätte nur eben mehr auf wahre geschichtliche Ereignisse eingegangen werden können.
Misslungen ist das Ende der Geschichte - da sehr realitätsfern: Adrien als Christ, der zum Judentum konvertiert:
a) Juden missionieren nicht.
b) Im Mittelalter ist ein solcher Religionswechsel extremst undenkbar.
Dieses völlig abstruse Ende hat dann leider Einiges nachträglich verdorben und lässt mich dem Buch nur noch 3 Sterne geben. Schade! Es ist trotzdem definitiv ein besseres Buch von Daniel Wolf.