Cover des Buches Das Salz der Erde (ISBN: 9783442479474)
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Rezension zu Das Salz der Erde von Daniel Wolf

Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.

von Sick vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Empfehlenswert für solche, die einen langen Atem haben und sich für das Hochmittelalter und / oder die Umgebung Lothringen interessieren.

Rezension

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Sickvor 9 Jahren

Herzogtum Oberlothringen, 1187: Nach dem überraschenden Tod seines Vaters kehrt der junge Michel de Fleury aus Mailand zurück, wo er die letzten drei Jahre bei einem Kaufmann in die Lehre gegangen ist. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jean will er das Familiengeschäft weiterführen, aber Höhen und Tiefen wechseln sich ab. Michels Traum, seine Heimatstadt Varennes-Saint-Jacques zu einer freien Stadt nach dem Vorbild Mailands zu formen, trifft besonders beim Bischof auf Widerstand. Um seine Ziele zu erreichen, legt er sich nicht nur mit ihm, sondern auch mit seinem besten Freund Gaspard und dem skrupellosen Ritter Aristide de Guillory an, dem die Brücke zur Saline gehört und der für die Benutzung seines Eigentums hohe Zölle verlangt. Michels Freunde unterstützen ihn, wo sie nur können, aber er hat sich auch mächtige Feinde geschaffen, die vor nichts zurückschrecken...

"Das Salz der Erde" ist mit seinen 1152 Seiten, die über dreißig Lebensjahre Michels begleiten, ein sehr umfangreiches Werk, das aber nie langweilig wird. Schon Michels Kindheit ist eher ungewöhnlich, denn sein Vater Rémy ist ein Höriger, eine Art Leibeigener, der als Bauer für seinen Lehnsherrn schuften muss. In einer Winternacht nimmt er seine drei Kinder mit nach Varennes-Saint-Jacques, denn wenn man als Auswärtiger ein Jahr und einen Tag in der Stadt verweilt, erlangt man die Freiheit. Durch viel Fleiß schafft Rémy es, sich und seiner Familie ein neues Leben aufzubauen, das durch seinen jähen Tod einen schmerzhaften Einschnitt erfährt. Die Verantwortung als ältester Sohn lastet zunächst schwer auf Michels Schultern, doch schon bald gewöhnt er sich an seine neue Aufgabe als Familienoberhaupt. Er ist ein geschickter Kaufmann, der es versteht die Kassen zu füllen und durch seine umgängliche und freundliche Art schafft er es schnell, neue Freunde zu gewinnen. Besonders in der Kaufmannsgilde braucht er die auch, denn um seinen Traum von einem freien Varennes zu erfüllen, müssen erst einmal die Untergebenen des Bischofs von ihren hohen Posten weichen.

Dadurch, dass Michel mit so vielen Leuten zu tun hat, lernt man diese natürlich alle mehr oder weniger gut kennen. Besonders am Anfang ist es etwas schwierig den Überblick zu behalten, denn die Gilde besteht aus etwa fünfzehn Leuten, die auch alle namentlich in Erscheinung treten. Schon zu Beginn gibt es ein Personenregister, in dem man die Namen nachschlagen kann, aber mit Fortschreiten der Handlung war es irgendwann kein Problem mehr, die verschiedenen Personen zu unterscheiden. Viele sterben und ziehen weg, neue Leute treten in Erscheinung und die eher unwichtigen Nebendarsteller werden anhand ihres Berufes oder der persönlichen Verbindung zu anderen Personen beschrieben. Zusätzlich mischen auch noch einige historische Persönlichkeiten mit, wie etwa der Erzbischof von Trier, Herzog Simon Châtenois und dessen Familie, sowie die Könige Friedrich Barbarossa, sein Sohn Philipp und dessen Widersacher Otto von Braunschweig. Auf sie wird noch einmal im Nachwort eingegangen, das leider nicht so umfangreich war, wie ich es bei einem solchen Schmöker erwartet habe, aber das letztendlich die wichtigsten Dinge anschneidet. Varennes-Saint-Jacques ist im Übrigen eine fiktive Stadt, doch die geschilderten Geschehnisse sind andernorts schon passiert und in meinen Augen war das auch ziemlich authentisch geschildert. Man merkt, dass der Autor umfangreich und detailliert recherchiert hat und ich konnte mich komplett im Hochmittelalter wiederfinden. Es wurde an alles gedacht, vom Aufbau der Stadt über die Schilderung deren Bewohner bis hin zu Recht und Gesetz, Handel und Handwerk, alles wird leicht verständlich in den Text integriert. Viele gebräuchliche Begriffe aus der Zeit werden im Anschluss in einem Glossar erklärt, doch vieles versteht sich von selbst oder erschließt sich aus dem Kontext. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er liest sich flüssig und leicht. Nicht alles ist aus Michels Perspektive geschildert, manchmal begleitet man unter anderem auch den Bischof, Michels Freund Gaspard oder dessen Schwester Isabelle, die sich in den Kindheitsfreund verliebt, so wie er sich in sie. Die Spannung wird so zusätzlich hoch gehalten, denn man weiß, dass etwas passieren wird, nur nicht was oder wann. Die Mischung aus Alltagsleben und außergewöhnlicher Ereignisse ist in meinen Augen gut gelungen, denn sie ist abwechslungsreich und interessant.

Somit möchte ich "Das Salz der Erde" Freunden von historischen Romanen weiterempfehlen, die einen langen Atem haben und sich für das Hochmittelalter und / oder die Umgebung Lothringen interessieren.

Die Reihe um Michel de Fleury:

- Das Salz der Erde
- Das Licht der Welt

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