Rezension zu "Deine perfekte Lüge: Sylt-Thriller" von Daniela Arnold
Tilda war früher Polizistin und ist jetzt Bestsellerautorin. Liiert ist sie mit Cassian Otto, der ebenso Bestsellerautor. Das perfekte Paar sozusagen. Sie wird zu ihrer Freundin Isali (spannender Name...) nach Sylt eingeladen, wo diese einen gewissen Silas heiratet. Eigentlich hat Tilda zu ihrer Jugendfreundin schon lange keinen Kontakt mehr, aber Cassian überredet sie, unbedingt an dieser Hochzeit teilzunehmen. Die Leserin fragt sich an dieser Stelle: warum? - Allein das Setting ist merkwürdig. Wenn man sich aus den Augen verloren hat und dann gebeten wird, Trauzeugin zu sein, würde das bei mir pure Skepsis auslösen...
Tilda fährt mit Cassian zur Hochzeit, und alle Gäste so: "Wow, Cassian Otto, der berühmte Autor! Und nett, Tilda schreibt auch Bücher!" (Ich persönlich hätte schon NULL Bock, mir dieses Schauspiel zu geben, aber vermutlich ist Tilda das schon gewohnt). Isali und sie finden nicht richtig einen Draht zueinander. Silas, der Bräutigam, verhält sich Tilda komisch gegenüber, und auch Isalis Vater begegnet ihr ziemlich seltsam. Und weil wir gerade bei seltsam sind... nach meinem Empfinden verhalten sich alle Personen in diesem Buch etwas asozial und seltsam. Tilda, die Hauptperson, ist leider keine Sympathieträgerin. Sie ist der Meinung, dass es total okay ist, ihrem Freund Wesentliches aus ihrem Leben (vermeintliche Entführung des kleinen Bruders)zu verschweigen. Auch ihr früherer Kollege und Freund findet das okay; man muss ja nicht in einer Partnerschaft alles auf den Tisch legen. Cassian Otto wird dagegen als etwas irre und aufdringlich dargestellt, weil er darüber gekränkt ist. Ist ja auch vermessen, oder: man will zwar mit der Frau sein Leben verbringen, aber wieso sollte man dann so einen Aspekt aus ihrer Familiengeschichte wissen? #Ironieoff
Grundsätzlich fand ich, dass alle ziemlich derb und unhöflich miteinander umgesprungen sind und wegen Bagatellen gleich beleidigt, zu tiefst getroffen oder bis in die Knochen erschüttert waren. Das Empfinden dieser Leute war mir fremd. Bayern haben gesprochen wie Norddeutsche (bzgl. Formulierungen), was verwunderlich ist, da die Autorin selbst aus Bayern ist. Vielleicht lag/ liegt es am (übrigens sehr schlampigen) Lektorat.
Am Schluss wurde die Geschichte dann total verworren und unglaubwürdig. Die Beweggründe für Handlungen wurden immer weniger nachvollziehbar. Und wieder war ein verstörender Aspekt dabei: die Nachsicht, die einer 16-jährigen für ihr fahrlässiges, egoistisches Handeln zuteil wird. Nicht nachvollziehbar!