Rezension zu Good Morning Dornröschen von Daniela Kögler
Rezension zu "Good Morning Dornröschen" von Daniela Kögler
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Eigentlich hat sie alles, wenn man die ganze Sache nüchtern betrachtet. Aber Diana Kögler hat es sich in den Kopf gesetzt, vor dem ewig gleichen Trott des Alltags zu fliehen, in der Annahme, dass ihr Leben anders aussehen könnte, positiver, erfüllter, genau weiß sie es wahrscheinlich selber nicht - aber irgendwie anders. Bei ihren vielen Selbstanalysen kommt nichts Zufriedenstellendes heraus, die Männer, die ihr begegnen, sind vom Traumprinzen meilenweit entfernt - da kann nur der konsequente Ausbruch die absolute Wende bringen. Wenn es auch erst einmal nicht ein anderer Kontinent ist, so würde die Flucht nach München eventuell schon die Lösung des Problems bringen. Gesagt, getan - Daniela startet durch - ohne Job, ohne Wohnung oder andere beruhigende Perspektiven schlendert sie durch Münchens quirlige Innenstadt, die Nase genußvoll und erleichtert in den Wind der Freiheit gereckt. Doch damit ist das Ziel noch nicht erreicht. Der Level des Glücks, den dieses Dornröschen erreichen möchte, muß erst einmal erklommen werden - ob im Traum oder in der Realität. Daniela Kröger hat ein kleines Buch geschrieben, das verschiedene Meinungen auslöst, je nachdem unter welcher Prämisse es gelesen wird. Einerseits kann man die Lektüre als ziemlich oberfläch und platt abtun. Der Satzbau ist zwar flüssig, liest sich rasch und unkompliziert, strömt allerdings auch eine absolut verworrene Hektik aus, die den wahren Lesegenuss nicht aufkommen läßt. Man kann sich fragen, ob es sich lohnt, aus diesen simplen Gedankenansammlungen ein Buch zu machen. Hier könnte das nette cover entschädigen. Andererseits kann man es mit Nachsicht betrachten, so wie man den unreifen Äußerungen eines halberwachsenen, oberflächlichen Kindes gegenüberstehen würde. Ein junger Mensch, der noch keine gravierenderen Schicksalsschläge erlebt hat als Schatten unter übernächtigten Augen oder einen date-Partner, der nur seinen eigenen Kaffee zahlt. Hier sucht man natürlich vergebens nach etwas mehr Gehalt und Tiefe, die einfach in diesem Leben noch keinen Platz einnehmen konnten. Doch zum Ende hin stehen die Zeichen gut, auch Daniela wird sich wohl von einem Teil ihrer das Dasein beherrschenden Oberflächlichkeit und Selbstsucht befreien können, weil sie spürt, dass der Level für Glück auf einer ganz anderen Ebene zu finden ist. Der nachsichtige, langmütige Leser wird der jungen Daniela darum wohl auch über die Buchseiten hinweg gewogen bleiben.