Rezension zu "Wir sind klein, wir sind mutig, wir sind frech!" von Daniela Kulot
Auf euch warten 3 zauberhafte Entdecker-Geschichten von Maus, Frosch und Elefant,
die nicht nur sehr unterhaltsam sind, sondern den Kindern auch etwas mit auf dem Weg geben
für Kinder ab 2 Jahren
* Thema , alles nervt, allein-sein-wollen, Ausziehen, Autonomie
* Thema Vorurteile - es ist nicht immer alles so, wie es scheint
* Über das Nasebohren - und was Erwachsene sagen
In diesem zauberhaften Vorlese-Bilderbuch hat der Thienemann Verlag 3 Bilderbuchgeschichten von Maus, Bär und Elefant von Daniela Kulot vereint und unter dem wundervollen Titel
"Wir sind klein, wir sind mutig, wir sind frech!"
ein Buch mit gefühlvollen, amüsanten Geschichten zusammengestellt, die alltagsnahe Geschichten erzählen und Kinder auf unaufdringliche Weise etwas mit auf den Weg geben.
In "Maus zieht aus!"
reicht es der Maus. Sie ist total genervt.
Ihre Eltern sind "sooo langweilig" und ihre Freunde, Hamster und Wurm nerven einfach nur.
Und weil sie allein sein möchte, kündigt sie kurz darauf an: "Ich ziehe aus!" .... "Ich baue mir eine eigene Höhle..."(Zitat).
Gesagt, getan.
Schon kurz darauf sehen wir die kleine Maus mit einem Leiterwagen, auf der sie ihre wichtigsten Sachen aufgeladen hat, unter Beobachtung aus der Ferne unter einem Baum ein Loch buddeln. Sie buddelt und buddelt und irgendwann hat sie sich eine schöne Wohnhöhle geschaffen, die sie nur noch mit ihren Sachen wohnlich gestalten muss.
Nun ja, was so einfach klingt, ist dann doch nicht so ganz leicht, aber sie gibt nicht auf und am Ende sieht es wirklich sehr gemütlich aus.
Doch auch wenn die Maus nun all das hat, was sie wollte, fehlt ihr irgendwas.
Was das wohl sein mag?
Ahnt ihr es vielleicht?
Und genauso, wie ihr es ahnt, haben es auch all die geahnt, die die kleine Maus ins Herz geschlossen haben und...
Ach seht selbst, wie die Geschichte genau verläuft und wie sie weitergeht.
Aber eins verspreche ich euch, es wird euch das Herz aufgehen und die Kinder werden auch ohne viele Worte spüren, was die kleine Maus fühlt.
Manchmal möchte man einfach allein sein, da nervt alles und man braucht einen Rückzugsort. Ob man deshalb gleich ausziehen muss?
Nun ja, entscheidet selbst. Die Kinder bekommen auf liebevolle Weise einen zauberhaften indirekten Gedankenschubser, der sie bestimmt inspiriert, die Situation der kleinen Maus reflektiert zu betrachten.
Sicherlich kennen die meisten Kinder das Gefühl, einfach einmal Ruhe vor allen zu haben.
Was machst du dann?
Muss man gleich ausziehen?
Wie findest du die Lösung der Maus-Eltern?
All das ist möglicher Gesprächsstoff.
PSSST, ein Bär!
ist eine sehr wichtige und starke Geschichte, die Kindern auf amüsante Weise zeigt, was Vorurteile sind und wie dumm Vorurteile und Voreingenommenheit sind. Manchmal bedarf es auch Mut, um aufeinander zuzugehen und genau diese Voreingenommenheit in Offensein umzuwandeln.
Maus, Ratte, Hamster und Kaninchen sind auf Abenteuer-Entdecker-Ausflug und tatsächlich entdecken sie etwas, was ihre Aufmerksamkeit weckt.
"Da liegt was Riesengroßes unter dem Baum!" ruft die Maus (Zitat).
"Was, das wohl ist?" fragt das Kaninchen?
und schon sind alle so neugierig, dass sie hinlaufen, um nachzusehen.
Unter dem Baum inmitten bunter Blumen liegt ein großer Bär und schläft. Die Freunde gucken sich den Bären genauer an. Dabei hat jeder ein anderes Körperteil im Blick. Das Kaninchen stellt fest, dass der Bär groooße Füße hat. Die Maus bestaunt das lange Fell und....
Aber sie staunen nicht nur, sie vermuten auch, dass der Bär bestimmt dreckig ist und stinkt und mit seinen großen Füßen und dem großen Maul bestimmt auch.... und der Bauch ein Zeichen dafür ist, dass er "bestimmt mordsmäßig verfressen ist" (Zitat) ist.
Es sind alles nur Spekulationen, die sicherlich gepaart sind mit Vorurteilen sind und daraus bildet sich bei ihnen ein Bild, dass sie zu dem Entschluss kommen lässt, dass der Bär gefährlich ist und sie besser abhauen sollten, bevor er wach wird und Hunger hat, denn dann könnte er sie vielleicht fressen.
Tatsächlich wacht der Bär genau in diesem Moment auf und sieht die Vier.
Und Hunger hat er tatsächlich. Er freut sich über die vier kleinen Wesen, die in seinen großen Bärentatzen und in seinem Arm noch viel kleiner wirken als zuvor.
Was meint ihr, freut er sich ein leckeres Essen vor die Nase bekommen zu haben, oder...?
Ohne zu viel zu verraten, der Bär ist gaaanz anders, als die Vier dachten. Den Kindern zeigt es ganz wunderbar, dass Vorurteile, Vorverurteilung und Hypothesen nicht das Beste sind. Manchmal ist eben alles anders als es scheint und das findet man nur heraus, wenn man sich mutig auf das Abenteuer einlässt, den unbekannten Fremden kennenzulernen.
Und auch diese Geschichte endet so, dass einem das Herz aufgeht, was unterstützt wird von einer unglaublich warmen, bunten, wunderschönen Illustration, die das herzliche, schöne Miteinandergefühl der Geschichte wunderbar fühlen lässt.Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, gibt es zum Abschluss des Buches eine dritte Geschichte, die nicht nur sehr lustig ist, sondern auch über etwas erzählt, über das man vielleicht nicht so oft spricht.
"Nasenbohren ist schön"
das finden Maus, Frosch und Elefant, doch Nasenbohren ist gefährlich, dass zumindest sagt Mama Maus immer und die kleine Maus trägt dies zu seinen Freunden. Die sehen das ganz anders und wollen nun von ihren Mamas wissen, ob das mit dem Nasebohren wirklich gefährlich ist.
Zu ihrem großen Erstaunen sagen alle Mamas im Prinzip das Gleiche, nur mit anderen Auswirkungen auf die spezielle Beschaffenheit der jeweiligen "Nase".
Doch so einfach können die Tierkinder das nicht glauben. Unausgesprochen, aber doch spürbar ist der Gedanke:
"Ich habe doch schon oft in der Nase gebohrt und es ist nichts passiert."
Und da sie den Müttern nicht so recht glauben können, haben sie eine Idee. Sie fragen die Großeltern, die gerade alle zusammen auf einer Bank sitzen und.....
Wenn ihr wissen möchtet, was die Großeltern zu diesem Thema sagen, dann schaut ins Buch, das dank Daniela Kulots wundervollen Zeichnungen schon allein im Bild viiieel verrät.
Auf euch wartet eine superlustige, freche Geschichte, die unterschwellig, aber deutlich spürbar vermittelt, dass Erwachsene manchmal nicht ganz die Wahrheit sagen.
Und wenn man die Kinder fragt, wieso die Mütter von Maus, Frosch und Elefant ein wenig geflunkert haben, dann kennen selbst die Kleinsten die Antwort meist schon.
"Die Mamas finden es gehört, sich nicht in der Nase zu bohren und weil sich das nicht gehört, also nicht schön ist, erzählen sie dummes Zeug, was Angst macht, damit die Kinder es nicht machen." (O-Ton eines Kindes- stellvertretend für zig ähnliche Kommentare)
Nun liebe Eltern, ihr seid durchschaut und genau deshalb können alle klein wie groß über diese Geschichte herzhaft schmunzeln.
Daniela Kulot erzählt alle drei Geschichten mit wenigen Worten und einer intensiven Bildsprache.
Die Kinder lieben ihre Bilderbücher gerade wegen der sprechenden, lustigen, stimmungsvollen Illustrationen, in denen sie sich herrlich verlieren können, in denen immer viel passiert, auch wenn sie situationsbedingt auch schon mal fokussieren. Die Mimik der Figuren, die ausdrucksvollen individuellen Charaktere und das wundervolle Gesamtbild erzählen sooo viel mehr als Worte. Die Kinder finden immer so viele Gelegenheiten, die abgebildeten Situationen zu deuten und zu kommentieren, dass jedes Bild mit seiner eigenen fantastischen Bildsprache ein absolutes Entdecker-Abenteuer ist. Hier sind die Figuren und Handlungen in den Zeichnungen, die Hauptakteure und der Text die Begleitung, die den Rahmen schafft, der durch die Bildsprache gefüllt wird.
Ihr habt also ein Buch, dass man wunderbar zusammen mit den Kindern entdecken kann, dass Kindern aber auch die Möglichkeit gibt, alleine die Geschichten zu entdecken, sobald sie sie einmal vorgelesen bekommen haben.
Ein Buch, 3 Geschichten und fast 80 Seiten doppelseitiger Entdecker-Abenteuer-Bilderspaß, sooo tolle können Bücher sein.